Montag, 29. Februar 2016

Mittelamerika Teil 2



Bisher gefahrene Kilometer: 21400

Aufgrund der enormen Hitze beschlossen wir kurzerhand uns eine Dusche in bzw. an Alfonso zu installieren. Vor Kurzem haben wir einen Italiener mit Camper kennengelernt, der eine ähnliche Konstruktion auf dem Dach hatte: einfach ein dickes, schwarzes Plastikrohr, ein Anschluss um Wasser einzufüllen, einer um den Duschschlauch anzuschließen und ein Ventil durch welches man mit Luft Druck aufbauen kann. Luft wie Wasser kann man ohne Probleme an Tankstellen kostenlos auffüllen. Dadurch, dass das Rohr schwarz ist, heizt sich das Wasser mit der Sonne sogar auf und man hat am Ende eine angenehme Warmwasser Dusche – mehr Luxus als die meisten Hostels. So etwas ähnliches wollten wir uns also bauen.
Wir fuhren in Granada zu mehreren "Ferreterías" (=eine Art Mini-Baumarkt, jedoch selten mit vollständigem Sortiment), kauften alle nötigen Teile, sägten, bohrten, schraubten, klebten, dichteten alles mit Silikon ab und am Abend war die Dusche soweit fertig: Ein 1,5 Meter langes Rohr an der Seite über der Tür. Leicht schräg angebracht, damit das Wasser allein schon nach unten fließt, oben ein Wasserhahn, an welchen man den Schlauch zum Befüllen anschließen kann, sowie ein Autoventil aus einem Fahrradschlauch um Luft reinzupumpen. Unten ein weiterer Wasserhahn um den Duschschlauch anzuschließen. An den Schlauch installierten wir am unteren Ende einen Duschkopf / Gartensprenkler und können nun wunderbar für bis zu 15 Minuten duschen.

So perfekt lief es dann leider doch nicht….Am nächsten Morgen füllten wir ganz stolz an der Tankstelle Wasser auf und gingen anschließend zum Luftdruck. Flo setzte den Luftdruckschlauch ans Ventil an und noch in derselben Sekunde schoss der untere Teil samt Wasser wie eine Rakete nach hinten. Nach etwas reparieren & kleben war die Dusche wieder ganz, nur für den Luftdruck müssen wir uns noch etwas anderes überlegen. Das Autoventil ist nun also einfach ein kleines Röhrchen, durch welches die Luft beim Auffüllen entweichen kann. Vllt. versuchen wir es einfach mal mit einem Luftballon den wir obendrauf stülpen, oder ein Fahrradschlauch?!?

Alfonso hat jetzt jedenfalls einen kleinen Schornstein, sieht irgendwie goldig aus!

Wir fuhren weiter nach Rivas, eine kleine Stadt an der Panamericana auf dem Weg nach Costa Rica. Dort fanden wir einen super netten Schreiner, der uns unseren seit Mexiko wackeligen Esstisch für 12€ richtig professionell reparierte. Außerdem baute er uns eine Konstruktion, sodass wir den großen Tisch auch wackelfrei draußen aufstellen können – die Martini Familie kann also kommen und wir können alle gemeinsam gemütlich vor dem Auto Reis mit Bohnen essen und dazu ein Gläschen Rum trinken. Da die Arbeiten jedoch etwas Zeit benötigten, blieben wir die Nacht in Rivas. Bzw. fuhren zum Hafen, stellten uns ans Ufer des zweitgrößten Sees Lateinamerikas, den "Lago de Nicaragua" und hatten eine atemberaubende Aussicht auf die Insel Ometepe mit ihren zwei Vulkanen. 
Als wir am nächsten Morgen unseren Tisch beim Schreiner abholten fragten wir ein paar Jungs nebenan, die an Motorrädern bastelten, ob sie einen Schweißer kennen, der die Auflage unserer Autobatterie reparieren kann. Diese war nämlich schon von Anfang an ziemlich verrostet, so dass Flo mit einem Holzbrett improvisiert hatte. Nach den 20000km Fahrt und recht viel salzigem Wind und Meerwasser  denen wir Alfonso aussetzten, war das auch nichtmehr stabil und wir brauchten eine permanente Lösung. Die Jungs hatten sogar selbst ein kleines Schweißgerät und bastelten uns kurzerhand für umgerechnet 4€ aus einem alten Backbleck eine neue Batterieauflage. Die sitzt nun bombenfest und sollte bis Argentinien durchhalten. (Wobei wir noch nicht sicher sind, ob das Backblech wirklich alt war oder einfach aus Mamas Küche geklaut….werden wir wohl nie erfahren)

Frisch gepimpt ging es also nach Costa Rica.

Costa Rica

Die Grenze verlief wieder problemlos, und diesmal richtig fix. Wir waren nach gut 1,5 Stunden wieder raus und fuhren direkt an den Strand.
Die Strecke war wunderschön, sehr heiß und verdorrte Steppenlandschaft. Zwischendrin sah man immer wieder verbrannte Felder. Ob das nun Absicht war oder wegen der Hitze wissen wir nicht. Zudem war es enorm windig. Wir hatten teilweise richtig Angst, dass Alfonso umkippen könnte, vor allem nachdem wir bei dem LKW vor uns beobachteten, dass eine Böe das linke Hinterrad etwa einen halben Meter in die Luft hob und der Anhänger kurze Zeit richtig stark hin und her wackelte. Es fehlte wirklich nicht viel und er wäre umgekippt. Gott sei Dank fahren wir immer schön gemütlich mit viel Abstand, so dass wir problemlos reagieren konnten ;-).

Wir fuhren auf die Nicoya Halbinsel an der Pazifikseite Costa Ricas. Dort sonnten wir uns vom einen Strand zum nächsten (Playa de Coco, Playa Jungillal und Playa Avellanas), aßen übertrieben leckeren exotischen Obstsalat, hüpften in die gigantischen Wellen (eine der Wellen zerriss sogar Flos bzw. Janeks Boxershort) und liefen mit großen Augen durch die Supermärkte – die Preise hier sind wie in Deutschland, wenn nicht sogar teurer! Gott sei Dank haben wir noch viele Vorräte aus Nicaragua.
Recht bald ging es dann auch schon weiter nach San José, die Hauptstadt Costa Ricas. Dort wollten wir uns am Abend mit Memo, einem Freund von Flos Schwester, treffen.
Um uns das costa-ricanische Nachtleben zu zeigen, nahm er uns gleich mit nach Alajuela in eine "Tanzbar". In einer rechteckigen Halle standen an den Seiten Tische und Stühle und ich der Mitte war viel Platz zum Tanzen. Sobald die Live-Band ein Lied anstimmte, standen wirklich fast alle auf und tanzten Salsa, Merengue, Cumbia und andere Tänze, von denen wir nichtmal wussten, dass sie existieren, wobei der Hüftschwung jeweils die wichtigste Komponente ist. Sehr cool, dass von 18-80 Jahren alles vertreten war. Später ging die ältere Generation nach Hause und die Jüngeren tanzten weiter in der angrenzenden Disco. Natürlich schwangen auch wir das Tanzbein.

Das Frühstück, das uns Memos Mutter am nächsten Morgen auftischte hätte auch für die doppelte Anzahl von Personen gereicht: Kochbananen, gebackener Käse, Spiegelei, Tortilla, Gallo Pinto (Reis mit Bohnen) mit natilla (Sour Cream/Sahne) und dazu Kaffee und Saft. Alles war wirklich super lecker, und jeder Vorsatz, weniger bzw. gesünder zu Essen war dahin.
Als Helen sich nach dem Duschen das Pflaster von einem vermeintlich entzündeten Mückenstich vom Bauch abzog, lugte ein kleiner Wurm aus der Wunde. Glücklicherweise ist Memo Arzt und hat einen Freund im Krankenhaus bei dem er direkt für den nächsten Tag einen Termin ausmachte.
Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass die Wunde soweit sauber ist, dass also keine weiteren Parasiten oder Eier drin sind. Der Arzt säuberte alles gründlich und erklärte wie das passieren konnte: vor etwa 4 Wochen in Mexiko hat Helen sich wohl einen Moskitostich aufgekratzt, und eine Fliege nachts ein Ei in die Wunde gelegt. Das ist in der Zwischenzeit dann gewachsen und geschlüpft.
So eklig es sich auch anhört, eigentlich war es ganz witzig und keine große Sache – vor allem weil wir das Glück hatten, dass Willi ausgerechnet bei Memo, dem einzigen befreundeten Arzt auf unserer Reise, geschlüpft ist.
In San José besuchten wir noch gemeinsam Memos Schwester Eilyn. Sie wohnt mit ihrem Mann und Tochter auf dem Land und hat ein wirklich traumhaftes Haus in den Bergen. Sie haben dort eine gigantischer Aussicht, ein wunderschönes Holzhaus mit Holzofen etc. und zahlreiche Tiere: Hühner, Gänse, Enten, Schafe, Hunde, Pferde und Emilie, die Kuh.
Es sieht fast aus wie in der Schweiz oder Österreich, nur mit Palmen und anderen exotischen Pflanzen. Auf den Bergen ist es sogar richtig kühl. In der Nacht hatten wir nur etwa 9 Grad. Also nicht unbedingt das, was man von Costa Rica erwartet, für uns aber eine sehr willkommene Abwechslung zu den bis zu 45 Grad in Alfonso.
Wir halfen am Abend die Tiere zu füttern und den Hof zu fegen, durften im Gegenzug die kleinen 2 Tage alten Küken bewundern, bekamen leckeres Essen, allerlei Liköre und am Ende ein Duzend frische Eier geschenkt.
Wir hatten einen total netten Abend und verbrachten letztendlich die Nacht dort. Da Memo am nächsten Morgen arbeiten musste, fuhren wir recht früh zurück in die Stadt und schlenderten etwas über den Markt und durchs Zentrum. Der Markt ist natürlich nicht zu vergleichen mit dem was man aus Deutschland kennt, jedoch sehr viel ruhiger, gepflegter und leiser als die restlichen lateinamerikanischen Märkte auf denen wir bis jetzt waren. Das Fleisch ist sogar gekühlt!

Am nächsten Morgen genossen wir noch ein letztes Mal das unglaublich leckere und reichhaltige Frühstück Memos Mutter, verabschiedeten uns und fuhren nach Puerto Viejo an der Karibikküste.
Die Landschaft auf dieser Seite Costa Ricas ist nicht zu vergleichen mit dem Westen. Im Gegensatz zu der vertrockneten Steppenlandschaft ist die Karibikseite richtiger Dschungel und ein Urwald wie im Bilderbuch. Je näher man an die Küste kommt sieht man jedoch vor allem Bananenplantagen soweit das Auge sehen kann. Und zwischendrin "Chiquita" LKW-Lager und kleine Siedlungen, in denen wahrscheinlich die Plantagenarbeiter leben. So romantisch und schön es auch aussieht, stundenlang an Bananenpalmen vorbeizufahren, wenn man im Hinterkopf hat, dass regelmäßig Flugzeuge mit Spritzmitteln über die Siedlungen fliegen, die Arbeiter wahrscheinlich einen Hungerlohn verdienen und der artenreiche Dschungel abgeholzt wurde für die Plantagen macht einen das schon nachdenklich. Etwas später kamen wir noch an einem großen "Chiquita" Hafen vorbei – das ist wirklich ein enormes Monopol!

Etwas südlich von Puerto Viejo fanden wir einen wunderschönen, einsamen Strand mit vielen gut zu erreichenden Kokosnüssen. Dort schlugen wir unser Nachtlager auf, machten ein Lagerfeuer & Musik, bewunderten den unglaublich großen Vollmond und pflückten am Morgen ein paar der leckeren Kokosnüsse für die Weiterfahrt. Übrigens: Der Mond nimmt hier nicht nach links und rechts zu und ab sondern nach oben und unten, sieht sehr witzig aus.

Oh wie schön ist Panama
Auch dieser Grenzübergang verlief problemlos. Wir wurden besteuert und ausgestempelt, defungiziert, immigriert, versichert und eingezollt. Auch das viele Obst und Gemüse inkl. Kokosnüsse das wir dabei hatten interessierte die Grenzbeamten nicht wirklich.
Diesmal musste alles korrekt gemacht werden, da wir Alfonso nur mit exakt richtigen Papieren verschiffen können. Hoffentlich haben wir nichts falsch gemacht!
Nach der Grenze gingen wir direkt tanken – Sprit ist hier wieder super günstig (50ct/l). Wir schauten in einen Supermarkt, auch dort ist alles wieder sehr viel günstiger. Weiter ging`s Richtung Süden. Die Straße führte immer tiefer in den Dschungel und in spaßigen Kurven bergauf und -ab. Kurz vor der Dunkelheit fanden wir den optimalen Schlafplatz. Ein netter Ami hat ein großes Stück Land, das von der Straße bis zum Meer runter reicht, gekauft und baut dort eine riesen Anlage hin: Hotel, Restaurant, Bootanlegestelle… Bis jetzt besteht jedoch hauptsächlich die Straße und eine große Baufläche direkt am Wasser. Dort durften wir parken und mit einem atemberaubenden Panoramablick über die Atlantikbucht mit ihren Inseln nächtigen.

Am nächsten Morgen ging Flo am Korallenriff schnorcheln. Dort gab es riesen Seesterne, Quallen und schöne bunte Korallen. Helen ging "wegen ihrer Bauchwunde" nur bis zur Hüfte ins Wasser.
Und schon ging es weiter: einmal quer durch Panama von der Karibik zur Pazifikküste. Dort stoppten wir in "Las Lajas".  Die Tante eines Freundes aus Aachen ist vor Jahren nach Panama ausgewandert und hat dort ein Projekt aufgebaut. Die Hauptidee ist, der ländlichen Bevölkerung etwas über nachhaltigen, ökologischen Anbau beizubringen. Sie machen Ferienkurse für Kinder, verkaufen den Bauern Setzlinge die sie selbst ziehen, kaufen dann den Bauern ihre Erzeugnisse ab, machen daraus Marmeladen, Säfte etc. und verkauft diese auf einem Markt in Panama City.
Ihr Sohn gab uns eine kleine Führung über das Gelände und zeigte uns ein paar Pflanzen die wir noch nicht kannten (z.B. die Luftkartoffel).
Anschließend fuhren wir zur Küste, sprangen ins lauwarme Wasser, genossen den bis jetzt wahrscheinlich schönsten Sonnenuntergang und plumpsten müde von der Fahrt ins Bett.
Ach ja, und davor duschten wir uns natürlich noch – sie funktioniert nämlich auch ohne Druck schon recht gut.

Leider machte uns Alfonso die letzten Tage etwas Sorgen:  irgendwas stimmt mit der Automatikschaltung nicht. Er schaltet zu spät in den nächst höheren Gang. Wir wechselten also das Getriebeöl und -filter und hoffen, dass es nicht am Getriebe selbst liegt. Zudem krachte vor ein paar Tagen ohne Vorwarnung unsere Dusche ab – die Billig-Plastik-Halterung war wohl nicht für holprige Straßen und off-road Wege gedacht. Gott sei Dank ist nichts weiter kaputt gegangen und wir brauchen lediglich eine neue Halterung, diesmal dann was Stabileres.

Von Las Lajas ging es am nächsten Morgen nach Santiago. Dort buchten wir in einem Internet Café alle notwendigen Flüge um nach Kolumbien zu kommen und Flos Familie zu treffen und druckten alle Dokumente aus die wir für die Verschiffung benötigen.  
Eine gigantische Brücke führte uns über den Panama Kanal in die Hauptstadt Panama City. Und schon fühlt man sich wie zurück in den USA: Die Skyline der Stadt ist dominiert von riesigen Hochhäusern und ein enormes Straßengewirr schleust einen vorbei an den Giganten. Taucht man etwas tiefer in die Stadt ein findet man alles: von schicken Hochäusern, eine schön hergerichtete Altstadt mit Bars und Restaurants bis zu runtergekommenen, total bunten Vierteln mit lauten, stinkenden Märkten. Auf dem größten der Obst und Gemüsemärkte deckten wir uns zu unglaublich günstigen Preisen mit reichlich Vitaminen ein. Wir fuhren nach Panama Vieja – uns war nicht ganz klar, dass von der alten Stadt nur noch Ruinen übrig sind, schlenderten durch "Casco Viejo", kann man vllt. als Altstadt bezeichnen und fuhren mit Alfonso, unfreiwillig, ein paar Mal durch das Straßenlabyrinth zwischen den Hochhäusern.
Zudem besichtigten wir den "National Park Metropolitana" – ein großes Stück erhaltener Dschungel am Rande der Stadt. Von dort konnte man einen kleinen  2km Rundweg laufen und die tolle Aussicht auf die Skyline genießen, und sogar ein Faultier beim Mittagschlaf in einer Palme beobachten.
Der Hauptgrund für unseren Besuch in Panama City war jedoch die obligatorische Untersuchung Alfonsos, bevor wir ihn nach Kolumbien verschiffen dürfen. Es lief alles problemlos und sehr viel schneller als gedacht. Nun warten wir noch auf die Papiere und bringen anschließend Alfonso zum Hafen in Colon. Ende der Woche fliegen wir dann selbst nach Kolumbien und hoffen Alfonso am Montag unversehrt im Hafen von Cartagena abholen zu können.
Nun sind schon fast 5 Monate unserer gemeinsamen Reise vergangen und die Zeit vergeht wie im Flug. Jetzt freuen wir uns auf 3 Wochen Kolumbien mit den Martinis und viele weitere Abenteuer in Südamerika.

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