Insgesamt gefahrene Kilometer: 37500 km
Von Paraguay aus
machten wir noch einen Ausflug nach Brasilien zu den Iguazu
Wasserfällen. Wir fuhren mit dem Bus zur Ciudad del Este und liefen die
letzten Meter über die Grenze. Über ein paar Ecken konnten wir dort
umsonst in einem privaten Hostel für Fahrradreisende übernachten. Mit
uns waren dort noch zwei Belgier, die von Feuerland bis Alaska in 3
Jahren mit dem Fahrrad fahren wollen. Sie sind schon 10 000 Kilometer
gefahren und haben uns einen Film über ihre bisherige Reise gezeigt.
Wirklich beeindruckend!!!
Nach dem Tagesausflug zu den
gigantischen Iguazu Wasserfällen fuhren wir über Nacht zurück nach
Paraguay und regelten dort die letzten Papiere für den Alfonso Verkauf.
Für ihn geht es jetzt mit einem Paar unseres Alters aus Österreich den
ganzen Weg nach Kanada bzw. Alaska zurück. Wir drücken den dreien die
Daumen, dass alles problemlos klappt, doch der Abschied von unserem
treuen Weggefährten fiel uns ziemlich schwer.
Helen machte sich
also auf den Weg in die USA, wo sie noch 3 Wochen mit Hannah & Papa
durch die Nationalparks cruiste. Für Flo blieb als letzte
Herausforderung und Abenteuer noch Lanas Transport von Paraguay nach
Deutschland. Den Flug für sie hatten wir bereits gebucht, jedoch mussten
wir sie noch von Paraguay nach Buenos Aires bekommen und die
Ausreisepapiere bei den Behörden fertig machen.
Da wir Alfonso in
Paraguay für die Käufer abstellten, musste Flo mit dem Bus weiter
fahren, was sich als gar nicht so einfach herausstellte, da Hunde
offiziell nicht in Langstreckenbussen mitfahren dürfen.Nach
Abklappern mehrerer Busbahnhöfe und einigen Schwätzchen mit Busfahrern
fand er jedoch einen Bus, bei dem Lana in ihrem Käfig die 19 Stunden
Busfahrt auf dem Sitz neben ihm mitfahren durfte. (Die Frau am Schalter
wurde schwach als sie Lana sah und organisierte uns den Platz in einem
fast leeren Bus.) Lana nahm das sehr
gechillt hin und schlief fast die ganze Fahrt über. Nur die letzte halbe
Stunde fing sie leise an zu fiepen, da wohl die Blase langsam zu
drücken begann.
Nun blieb Flo noch eine Woche in der
Hauptstadt Argentiniens, in der er die Ausreisedokumente für Lana fertig
stellte und mit seinem Couchsurfer die Stadt erkundete.
Auch
der
lange Flug nach Deutschland schien Lana nicht sonderlich zu
beeindrucken. Als Flo sie am Gepäckband empfing lag sie mit
verschlafenen Augen und wedelndem Schwanz in ihrem Käfig und streckte
sich erst einmal ausgiebig als er die Tür öffnete. Das martinische
Begrüßungskomitee übernahm den letzten Teil der Reise vom Frankfurter
Flughafen bis zum heimischen Garten an der Pfinz. Inzwischen hat Lana
auch noch ihre Großeltern mütterlicherseits kennengelernt und fühlt sich
pudelwohl im sommerlichen Deutschland.
Während Flo & Lana
sich schon einlebten war Helen noch ein paar Tage unterwegs. Die 3
Wochen mit Hannah & Papa waren ein gemütlicher und luxeriöser
Übergang zur Rückkehr nach Deutschland. Die Strecke war ähnlich wie am
Anfang unserer gemeinsamen Reise, jedoch mit einem super luxus Camper,
edlerem Essen und auch ein paar neuen, beeindruckenden Nationalparks wie
der Natrual Bridges Park, der Antelope Canyon im Navajo Reservat und
das North Rim des Grand Canyon.
Inzwischen sind wir beide wieder
in der Heimat angekommen und genießen die Wiedersehen mit Familie und
Freunden. Nach einem Monat Schonfrist, geht es für uns im Oktober mit
dem Master in Mainz (Helen) bzw. Darmstadt (Flo) los. Die Wohnungssuche
nach einem kleinen, hundefreundlichen Heim zwischen den beiden Städten
ist in vollem Gange und wir freuen uns auf das Abenteuer das uns nun
bevorsteht.
Nun ist unsere Reise vorbei und wir möchten uns in diesem letzten Blogeintrag bei allen fleißigen Lesern bedanken.
Wer für eine Bildershow mal vorbeikommen will ist herzlich eingeladen.
Euer Flo, Helen und Lana
Dienstag, 13. September 2016
Samstag, 6. August 2016
Bolivien bis Paraguay
Gefahrene Kilometer: 36500km
Unser erster Eindruck von Bolivien war schon mal nicht
schlecht: wir fanden einen netten Mechaniker der uns Alfonso wieder fit machte,
fanden einen kleinen Laden wo wir für weniger als 1 € Fleisch & Gemüse für
mehrere Tage kaufen konnten und die Autobahn war auch richtig gut.
Auf den zweiten Blick gab's dann aber doch etwas zu meckern.
In Bolivien dürfen ausländische Autos nicht tanken. Bzw wird das Benzin vom Staat subventioniert,
weshalb die Tankstellen es an Ausländer nicht zum normalen Preis verkaufen
dürfen. Es gibt jedoch auch keine einheitliche Regelung, wie viel wir zahlen
müssen, also war es manchmal das Doppelte, manchmal sogar noch mehr. Doch der
Schwarzmarkt boomt, also tankten wir nur 1 Mal an einer tatsächlichen
Tankstelle. Die zweite Herausforderung waren die Straßen außerhalb der
Hauptstraße, vor allem in La Paz. La Paz liegt in einem riesigen Kessel umgeben
von einem wunderschönen Bergpanorama auf über 3400m. In den Kessel hinein kamen
wir mit Alfonso ohne Probleme, nur die steilen Serpentinenstraßen zurück waren
eine Herausforderung. Also starteten wir mehrere Versuche und fanden am Ende
schließlich eine Straße die wir mit viel Schwung und Schieben hochkamen. Wobei
Helen feststellen musste, dass ihr Höhentraining noch Ausbaufähig ist – 3
Tonnen auf 3400m einen Berg hoch schieben ist anstrengender als gedacht. Der
dritte und auch letzte Meckerpunkt sind dann die bolivianischen Polizisten.
Denn hier, kurz vor Ende der Reise mussten wir unsere erste Verkehrsstrafe
zahlen für Falschparken. Für 7 € machte der Polizist die Wegfahrsperre wieder
ab und wir konnten weiterdüsen.
Kurz hinter La Paz trafen wir an einer Tankstelle einen
netten Mann, der uns anbot Benzin zu verkaufen. Wir fuhren zu seiner Wohnung
und er tankte uns Alfonso voll und füllte noch ein paar PET Flaschen mit Benzin
als Wegproviant. Währenddessen setzten sich seine 5 Kinder zu Helen in Alfonso,
erzählten von der Schule und waren total begeistert von ihrer Kamera. Sie
wollten die ganze Zeit Fotos und Videos machen und tanzten und hüpften vor der
Kamera rum.
Weiter ging es nach Uyuni, um dort eine Tour durch die
Salzwüste zu machen. Wir buchten eine 3-Tages Tour die zuerst durch die
Salzwüste ging, dann durch einen Nationalpark mit Lagunen in denen sich die
Flamingos tummelten und am letzten Tag zu Geysiren und Thermalbädern. Leider durfte Lana nicht mit, doch die Frau,
bei der wir buchten, bot an auf sie aufzupassen.
Gemeinsam mit 2 Franzosen und 2 Belgierinnen starteten wir
also in die Wüste. Jonny, unser Fahrer, brachte uns zuerst zu einem
Eisenbahnfriedhof, dort fuhr früher eine Bahn wegen der Mienen in der Umgebung,
inzwischen werden die Gleise aber nur noch genutzt um alte, ausgediente Locks
aus dem ganzen Land dort hinzubringen, und abzustellen wo sie langsam vollends
zerfallen. Danach gab es Mittagessen in
einem Haus, das komplett aus Salz gebaut ist. Generell wird in der Gegend oft
Salz anstatt Lehm oder Ziegel für den Häuserbau verwendet. Und damit sich die
Häuser bei Regen nicht auflösen stehen die Dächer an allen Seiten großzügig
über um die Hauswände vor Wind und Wetter zu schützen. Selbst Tische, Stühle
und Betten sind aus Salzklötzen gebaut. Nach dem Essen fuhren wir quer über die
Wüste, schossen an einer guten Stelle ein paar verrückte Fotos und gingen
anschließend zu einer Kaktusinsel in der Salzwüste. Als wir abends in unserer
Unterkunft ankamen, natürlich auch komplett aus Salz, tranken wir einen warmen
Tee und gingen bald ins Bett. Denn nachts wird es dort richtig kalt (teilweise
-13 Grad).
Den zweiten Tag verbrachten wir in dem Nationalpark. Wir
fuhren zu zahlreichen, verschiedenfarbigen Lagunen, Vulkan Aussichtspunkten und
sahen Tiere wie Flamingos, eine Art Hasen-Eichhörnchen-Mischung, die sogar aus
der Hand fraßen, Vicunas, einen Vogelstrauß (Suri) und einen Fuchs. Die
Landschaft war atemberaubend! Da wir bis auf 4700m kamen kauten wir einiges an
Coca, wobei Helen es immer noch ziemlich ekelhaft findet, doch es half und wir
bekamen kein Kopfweh.
Am 3. Tag standen wir um 5 Uhr auf um den Sonnenaufgang bei
den Geysiren zu sehen. Auf dem Weg war jedoch ein Jeep mit einer Panne
liegengeblieben. Flo & Jonny stiegen aus um zu Helfen und die Insassen des
Jeeps kamen zu uns ins Auto um sich aufzuwärmen. Wir schafften es also nicht
ganz zum Sonnenaufgang, kamen dafür aber nach den ganzen anderen Touristen an,
was auch was Gutes hatte. Die Geysire waren beeindruckend! Erst eine riesige
Dampffontäne die aus dem Boden schoss und etwas weiter hinten lauter
Schlammlöcher die blubberten und dampften. Flo fühlte sich wie auf einem
riesigen Spielplatz und machte sich einen Spaß daraus, kleine dampfende Löcher
mit Schlamm zuzustopfen um zu warten, bis der Druck den Schlamm wieder
hochspritzte. Zum Abschluss fuhren wir zu einem natürlichen Thermalbad. Es
kostete zwar einiges an Überwindung sich bei der Kälte bis auf den Bikini auszuziehen,
aber das 40 Grad warme Wasser entschädigte das. Es war richtig schön in dem
dampfenden Wasser zu sitzen, bei unter 0 Grad Außentemperatur, umgeben von
Bergen und Seen.
Zurück in Uyuni bekamen wir Lana wohl erhalten wieder zurück
und aßen zum Abschluss mit den 2 Belgierinnen noch ein Lama-Steak, das wir uns
auf dem Markt besorgt hatten und in Alfonso zubereiteten.
Da unsere Zeit nun langsam knapp wird, wollten wir über
Argentinien bald nach Paraguay um dort noch etwas Zeit in Flos ehemaligem FSJ Projekt
verbringen zu können. Auf dem Weg nach Argentinien nutzen wir nochmal die recht
günstigen Mechaniker Boliviens, erneuerten die Vorderbremsen und richteten die
Räder neu aus und schon bald ging es über die Grenze. Diesmal war die Grenze
etwas zeitaufwändiger, da die Argentinier die Autos aus Bolivien gründlich
durchcheckten und auf Drogen untersuchten. Es lief aber alles problemlos und,
auch wenn es leider nur kurz war, hat uns Bolivien richtig gut gefallen.
In Argentinien hatten wir hauptsächlich vor Lana den
Mikrochip für die Einwanderung nach Deutschland einzupflanzen, das berühmte
Dulce de Leche zu probieren und leckeren Wein zu kaufen. In der ersten Stadt
mussten wir dann jedoch gleich länger bleiben als geplant, da es in Argentinien
eine Pflichtversicherung für Autos gibt. Die Suche nach einer Versicherung
beanspruchte dann einen ganzen Tag, da in der Stadt das Internet ausgefallen
war. In 3 Tagen hatten wir alles in Argentinien erledigt und uns nicht die Zeit
genommen viel mehr anzuschauen. Doch auch so sieht man schon ziemlich schnell,
dass das Land um Einiges reicher ist als Bolivien oder Peru. Der Norden Argentiniens
hat jedoch nicht besonders viel zu bieten, da er wie auch der Norden Paraguays
hauptsächlich aus Steppe besteht. Wir fuhren also 600km auf einer endlos
geraden Straße ohne eine einzige Kurve 10 Stunden durch den Chaco bis wir an
die Grenze nach Paraguay kamen. Aus Argentinien verabschiedete uns die wohl
freundlichste und gut gelaunteste Grenzbeamtin der Welt. In Paraguay war Flo
direkt wieder zuhause bei dem witzigen Sing-Sang Dialekt und den gemütlichen
Menschen die den ganzen Tag an ihrem Terere (ähnlich wie Mate) nuckeln.
Generell ist Paraguay für Touristen kaum erschlossen, da es
auch einfach nicht viel zu sehen gibt. In Asuncion gibt es einen Platz um den
sich ein paar Kunsthandwerker versammelt haben, jedoch nicht zu vergleichen mit
den gigantischen Märkten in Peru, Bolivien, Ecuador. Sehenswert in der
Hauptstadt ist der Regierungspalast. Ein, für eine Regierung eher kleiner,
rosafarbener Palast hinter und neben dem sich viele arme Menschen in Wellblechhütten
angesiedelt haben und ein kleines Slum entstanden ist. Das spiegelt die extreme
Schere zwischen Arm und Reich in dem Land ziemlich passend wieder. Wir
schlenderten über einen großen Markt, in dessen Gewusel man sich nur verirren
kann und fuhren anschließend zu Flos ehemaligem Projekt.
Auf dem Weg zu Lisa & Uli, seinen deutschen Gasteltern,
hielten wir direkt ein paar Mal an der Straße um alte Freunde von ihm zu
Begrüßen. Die Familien leben in kleinen Hütten am Straßenrand in der Nähe eines
alten Steinbruchs. Flos Projekt umfasste damals verschiedene Aufgaben: Morgens
brachte er mit dem aus Spenden finanzierten Schulbus die Kinder zur Schule und
holte sie Mittags wieder ab. Mit den Frauen aus dem Projekt machte er
verschiedene Kurse (Computer, nachhaltige Landwirtschaft etc.) die alle zum
Ziel haben sollten, dass die Frauen mehr Selbstbewusstsein bekommen, sich von
ihren Männern nicht unterdrücken lassen und irgendwann selbstständig Geld
verdienen können. Außerdem half er seinen Gasteltern auf deren kleinem
Bauernhof. Nachdem wir ein paar der Frauen in ihren Häusern überrascht hatten
fuhren wir weiter zu Lisa & Uli. Dort wurden wir direkt von einer
Hundeschaar empfangen (7 Stück, wovon einer unseren frisch gebackenen Erdbeerkuchen verputzt hat ;-) ) und überraschten die
Family, denn Lisa wusste zwar, dass wir irgendwann kommen wollten aber nicht
wann. Wir tranken also einen Begrüßungs-Terere, übergaben die Mitbringsel und
quatschten.
Wir fühlten uns direkt wir im Urlaub! Das Wetter war endlich
wieder angenehm warm, die Gegend ist wunderschön und das Grundstück von Lisa
& Uli ein Traum!!! Wir entspannten in der Sonne, halfen beim Mauern eines
neuen Hühnerstalls, halfen in der Küche und was so anfiel. Nebenher suchten wir
neue Begleiter für Alfonso, den müssen wir bis Ende August nämlich verkaufen.
Interessenten sind schon da, aber noch steht nichts Endgültiges fest. Zwischendurch
besuchten wir alle möglichen Freunde von Flo, kochten gemeinsam, quatschten und
tranken Terere oder Caipirinha.
In einer Woche trennen sich dann schon unsere Wege, denn
Helen geht mit Papa & Hannah nochmal 3 Wochen in die USA durch die
Nationalparks und Flo fliegt Ende August aus Buenos Aires zurück in die Heimat.
Wir hatten ein wundervolles, erlebnisreiches, gemeinsames Jahr. Sind beide
immer noch überrascht, wie gut das Zusammenleben auf so engem Raum für so lange
Zeit funktioniert hat und wollen die Erfahrungen und Freunde die wir unterwegs
gesammelt haben nicht mehr missen!!!
Mittwoch, 20. Juli 2016
Von Todesstraßen und
Abenteuerurlaub zu viert
Gefahrene Kilometer: 33750
Wir entschuldigen uns schon
einmal für die Länge dieses Blogeintrages. Daher haben wir ihn in Kapitel
unterteilt, sodass Leser mit Zeitnot sich rauspicken können, was sie am meisten
interessiert.
....und ebenso bei den
Bildern fiel uns die Auswahl schwer. Vor allem auch Dank unserer 2 begabten Extra-Fotografen Jill & Anna.
Von Holperstraßen und Reifenpannen
Nach unserem Dschungelabenteuer hatten wir eine gute Woche bis Helens
Freundinnen kamen um durch den Süden Perus zu Reisen. Davor wartete jedoch noch
ein Abenteuer auf uns, denn die Straße die wir wählten, war zwar von den
Kilometern die Kürzeste, jedoch mit Sicherheit auch die Schlechteste. In
unendlichen Serpentinenkurven schlängelten wir uns bergauf und –ab und das
meistens auf Stein- oder Erdstraßen und vor allem einspurig und ohne
Leitplanken. Mit einem Durchschnittstempo von 20km/h und insg. 5 Reifenpannen
fuhren wir also in 4 Tagen nach Huaraz. Auf dem Weg erfuhren wir abermals die
Gastfreundschaft, Offenheit und Neugier der Peruaner. Einmal bekamen wir, als
wir nur nach Wasser gefragt hatten, eine Schüssel voll Yucca Brei und eine
halbe Kochbananenstaude geschenkt. Ein anderes Mal, als wir in einem Dorf 3
Reifen flicken mussten saß den ganzen Nachmittag eine Schaar Kinder mit Helen
im Auto und schaute Bilder der Reise, während Flo beim Reifenflicken half. Am
Ende bekamen wir einen, zwar ziemlich abgefahrenen aber immerhin
funktionstüchtigen Reifen geschenkt, da unser Ersatzrad nichtmehr zu retten
war. Einen Reifenwechsel schaffen wir inzwischen übrigens in etwa 12 Minuten,
wir werden immer besser!
Dank der schlechten Straße kamen uns in den 4 Tagen kaum Autos entgegen
und da wir so langsam fahren mussten konnten wir die wunderschöne Landschaft in
vollen Zügen genießen. Diese änderte sich ständig: Erst dichter Wald, dann gigantische,
felsige Berge, dann saftig bewachsene Hochebenen die an die Hobbit Landschaft
erinnern, dann wieder Felsen in allen möglichen Farben und als wir schließlich
den Kamm der Anden überquert hatten auch Kakteen.
Am letzten Tag erwartete uns, trotz dem lange ersehnten Asphalt, der
abenteuerlichste Teil der Strecke: in engen Serpentinenkurven schlängelte sich
die Straße an extrem steilen und tiefen Abhängen entlang durch die gigantischen
Berge. Als wir die Höllenstraße endlich geschafft hatten und im Tal angekommen
waren hörte der Asphalt wieder auf und wir hatten bis es dunkel wurde wieder
eine Holperstraße. Als wir dann wieder auf Asphalt kamen erwartete uns ein
weiteres Abenteuer: die Straße, immernoch einspurig, führte nun durch
zahlreiche Tunnel, unterbrochen von Passagen mit hunderte Meter tiefen Abhängen
ohne Leitplanke neben der etwa 2,50m schmalen Straße . Man musste also wieder
fleißig hupen um nicht im Tunnel auf Gegenverkehr zu treffen. Glücklicherweise
war auch diese Straße nur sehr wenig befahren.
Als wir endlich in Huaraz angekommen waren wartete ein Glückstag auf
uns: In Huaraz gibt es eine Familie, die sich wohl auf Reifen spezialisiert
hat: ein 70 jähriger Mann hat eine Llanteria mit einer riesen Auswahl und mind.
3 seiner Söhne haben inzwischen ein eigenes Reifengeschäft. Insg. hat der Mann
25 Kinder von "nur" 5 Frauen – als er uns das erzählt hat strahlte er
stolz. Jedenfalls machten wir dank Flos Charme und Handelskünsten ein richtiges
Schnäppchen und bekamen 3 Super Reifen für knapp 100€. Auch ein paar weitere
Wehwehchen Alfonsos konnten wir schnell reparieren und waren somit gewappnet
für den Besuch der Mädels und hatten sogar noch etwas Zeit die Berge zu
genießen.
In der Nähe von Macashca, ein kleines Dorf südlich von Huaraz, fanden
wir einen wunderschönen Parklpatz mit Bergpanorama, Fluss und immer wieder
vorbeiziehenden Kuh und Schafherden. In dieser Idylle blieben wir einen guten
Tag, genossen die Sonne und erholten uns von der anstrengenden Fahrt.Und auch
Lana konnte sich richtig austoben. Sie hüpfte glücklich durch das hohe Gras und
sah dabei mehr aus wie ein Kaninchen.
Wieder an der Küste
Und schon ging es weiter nach Lima. Sobald wir die Berge hinter uns
gelassen hatten kamen wir in die Wüste. Wie wir später erfuhren, ist wohl die
komplette Küste Perus wüstenähnlich. DiePanamericana führte also geradewegs
über die Sanddünen bis nach Lima. Dort fanden wir den perfekten Parklpatz. Die
Halbinsel "La Punta" ist wohl das Reichenviertel der Stadt, mit sogar
einer eigenen Polizei. Einer der Beamten brachte uns zu einem Platz wo wir
übernachten konnten. Direkt an der Strandpromenade in der Nähe einer
öffentlichen Toilette, so einen Luxus hatten wir schon lange nicht mehr! Direkt
nebenan war ein großes Fußballfeld, zu Lanas und unserem Vergnügen. Denn sobald
ein Team auf dem Platz trainierte wurde Lana ganz wild und wollte dem Ball
hinterherlaufen. Sie sprang also aus Alfonso, nahm Anlauf und hüpfte mit einem
großen Satz direkt ins Netz, das das Feld einzäunte. Da hing sie dann zappelnd
wie ein Fisch bis Flo sie befreite. Noch ein paar Mal wiederholte sie das
Spiel, bis sie ein Loch im Netz fand und mit den Jungs übers Feld rannte.
Dann holten wir Jill und Anna vom Flughafen ab. Leider war Jills
Rucksack nicht direkt mitgekommen und wir mussten am nächsten Morgen nochmal
zurück, aber das klappte dann Gott sei Dank problemlos. Da es in Peru und vor
allem in den Bergen nachts ziemlich kalt wurde schliefen wir die ganze Zeit zu
viert im Auto, doch Alfonso ist ein richtiges Raumwunder und es wurde nie zu
eng. Sobald wir Jills Rucksack hatten fuhren wir weiter nach Pisco, denn aus
dem Verkehrschaos der Hauptstadt wollten wir schnellstmöglich raus. Obwohl es
recht kalt und bewölkt war, da in Peru gerade Winter ist, wollten wir
mindestens einmal ins peruanische Meer springen und fanden auf dem Weg den
perfekten Strand. Es war gar nicht so kalt wie erwartet, doch die heiße
Schokolade danach tat trotzdem richtig gut. In Pisco probierten wir direkt das
leckere Nationalgetränk "Pisco Sour" (Pisco mit geschlagenem Eiweiß,
Zitronensaft und Zucker).
Von Pinguinen und Sanddünen
Am nächsten Tag wollten wir die Bootstour zu den
"IslasBallestas" machen. Wir standen also früh auf und Flo
organisierte uns eine Tour, während wir Mädels noch ein paar Minuten länger im
warmen Bett liegen bleiben durften. Trotz des trüben Wetters war die Tour
wirklich klasse!
Zusammen mit etwa 50 anderen Touristen und einem Guide fuhren wir mit
einem 400 PS Boot ½ Stunde zu den Inseln. Dort schipperten wir etwa 1 Stunde um
die Inseln mit bizarren Felsformationen herum, beobachteten Seelöwen, Millionen
von Vögel die sich auf der Insel tummelten und in großen Schaaren über unseren
Köpfen flogen und sahen sogar Pinguine (die Einzigen die in der Wüste leben).
Der Guide machte sich einen großen Spaß daraus den Seelöwen die Namen der
Touris zu geben. So war Helen eine Robbe die total verschlafen auf einem Fels
lag und "am letzten Abend zu viel Pisco Sour hatte", Martini war ein
Männchen das sich umgeben von einer Schaar Frauen sonnte. Abgesehen von den
unzähligen Vögeln waren die Inseln selbst schon sehenswert. Die Wellen schlugen
um die rauen Felsen die teilweise schon richtig unterhöhlt waren und nur noch aus
Tunnel und Brücken bestanden. Vom Wasser aus sah man auch eine der berühmten
Nazca Linien. Für uns war es eindeutig ein Kaktus.
Zurück an Land fanden wir eine öffentliche Dusche, wo die Mädels unter
eiskaltem Wasser den restlichen Deutschlandstaub abwaschen konnten. Mit etwas
gesanglicher Unterstützung wars jedoch halb so schlimm.
Der nächste Stopp war der Nationalpark "Paracas" etwas
südlich von Pisco. Dieser ist eine einzige große Wüste mit Sanddünen verschiedenfarbiger,
bunter Steine. Wir fuhren teils auf den Straßen, die nicht immer eindeutig zu
erkennen waren, teils querfeldein mit unserem Offroad Alfonso. Nach einer
kurzen Einführung traute Anna sich ans Steuer und cruiste über die Dünen.
Schließlich fanden wir einen Schlafplatz mitten in den Dünen mit Blick aufs
Meer, tranken Wein und spielten UNO. Nach und nach suchte sich jeder einmal eine
Düne um etwas loszuwerden – Lana machte den Anfang.
Nach einer entspannten Zeit in den Dünen umgeben von dem Rauschen des
Meeres und Knacken des Windes fuhren wir weiter nach Ica. Mitten in der Stadt
befindet sich eine riesige etwa 200m hohe Sanddüne. Wir überlegten also nicht
zweimal und kletterten am Grad entlang nach oben. Dort legten wir uns in die
Sonne und genossen das gute Wetter. Den Rückweg gestalteten wir
unterschiedlich: Flo kugelte die steile Düne runter, Jill & Lana rannten
und Helen & Anna liefen wie vernünftige Menschen.
Anschließend gingen wir über einen Obst und Gemüse Markt und die Mädels
tauchten direkt in den lateinamerikanischen Trubel ein. Gegen Abend fuhren wir
zu der Oase Huacachina. Diese liegt ein paar Minuten westlich von Ica und ist
umgeben von riesigen Sanddünen. Das Abenteuerliche: man konnte für knapp 10€
mit einem Dünen-Jeep über die Sandberge heizen und an verschiedenen Stellen auf
einem Board die teils richtig steilen Dünen runtersurfen. Flo suchte sich
direkt am ersten Abend eine Gruppe, wir Mädels brauchten noch einen Tag
Bedenkzeit, waren dann aber sehr froh, dass wir uns noch getraut hatten. Allein
die Jeepfahrt war ein Abenteuer, denn jedesmal, wenn der Fahrer oben auf einer
Düne langsamer wurde, wusste man, dass gleich ein unglaublich steiler Abstieg
kommt. Wir fühlten uns wie in der Achterbahn. Und auch das Dünensurfen war
nicht ohne. Erst durften wir an 3 kleineren Dünen üben, dann kamen wir zu den
Großen und Steilen – die letzte hatte den Namen "Duna de la Muerte"
(Todesdüne). Und tatsächlich hatte diesmal sogar Flo Respekt! Sie war einfach
riesig und gefühlt senkrecht steil am Ende, sozusagen die schwarze Piste der
Wüste. Wir legten uns also auf den Bauch und rasten hinunter.
Nach einem wirklich tollen Ausflug verwöhnte Anna uns mit ihrer echt
italienischen Bolognese, mit Tomatensauce, die sie extra aus Deutschland
mitgebracht hatte.
Die Nazca Linien
Nächster Stopp: Nazca. Auf dem Weg machten wir in einer Haltebucht derPanamericana
halt und sonnten uns im Sand, da es ab jetzt in die Berge ging und kälter wird.
Wir ernteten ein paar LKW-Hupen und fuhren dann weiter zu dem eigentlichen
Ziel, den berüchtigten Nazca Linien. Da wir uns den Helikopter aus dem man alle
Linien sehen kann für knapp 100€ nicht leisten wollten gingen wir für 1€ auf
den Aussichtsturm und sahen einen Baum, eine Hand und den Schwanz einer
Riesenechse.
Außerdem besichtigten wir das Maria Reiche Museum. Die Deutsche, die
ursprünglich in Cusco als Lehrerin arbeitete, hatte sich die Entdeckung und
Erforschung der Nazca Linien zum Lebensziel gemacht. Die Linien sind
gleichermaßen beeindruckend wie mysteriös. Es gibt über 100 Linien, Figuren und
Bilder. Das größte Bild, ein Vogel, ist über 100 Meter groß und richtig
erkennen kann man die ganze Pracht auch erst aus der Luft. Alle Figuren sind in
den Sand oder Stein geritzt oder gelegt und sollen über 2000 Jahre alt sein.
Kaum vorstellbar, dass das in der langen Zeit jedes Wetter überstanden haben
soll.
Diesmal bekochte uns Jill mit ihrem malaysischen Curry, das extra für
Helen nicht ganz so scharf wurde wie normal. Zur Verdauung legten wir uns mit
unseren Decken vor Alfonso und beobachteten den Sternenhimmel. Einen so vollen
und klaren Sternenhimmel hatten wir selten gesehen, man konnte die Milchstraße
perfekt erkennen und immer wieder flogen ein paar Sternschnuppen über uns
hinweg.
Auf dem Weg zum MachuPicchu
Und dann ging es in die Berge. Die Straßen waren erstaunlich gut und
sehr viel besser als erwartet. Bis auf das letzte kurze Stück war die Straße
asphaltiert, zweispurig und hatte sogar eine Leitplanke. Über die 4500 Meter
hohen Berge mussten wir jedoch trotzdem. Wir statteten uns also mit Cocablättern
aus und tranken fleißig Tee – die Blätter wurden schon von den Inkas benutzt um
gegen die Höhenkrankheit vorzubeugen, Kopfweh zu mildern und Energie zu tanken.
Und auch wenn die Blätter bitter und nicht besonders lecker schmecken, sie
helfen wirklich und haben rein gar nichts mit der Kokain Droge zu tun. Da aus
den Blättern jedoch das Kokain gewonnen werden kann, ist die Pflanze in den
meisten Ländern verboten. Je höher wir in die Berge kamen, desto mehr Lamas, Alpacas
und Vicuñas grasten auf den Wiesen. Auf den ersten Blick sehen alle drei
ähnlich aus, Lamas sind die größten und Vicuñas die kleinsten. Genauso ist das
Fell der Lamas das billigste und das der Vicuñas das edelste. Da kann ein
Babypulli gleich mal 200€ kosten. Deshalb bestehen die meisten Peru &
Bolivienpullis aus einer Alpaca-Baumwoll Mischung.
Für die erste Nacht in den Bergen mussten wir direkt auf 4400 Metern
schlafen und dementsprechend war die Nacht nicht sonderlich erholsam. Es war
eisig kalt, trotz Heizung die wir ab und zu anmachten, und vor allem machte uns
die Höhe ziemlich zu schaffen. Am Morgen fühlten wir uns wie nach einer
durchgefeierten Nacht und beeilten uns so schnell wie möglich wieder in ein Tal
zu kommen.
Wir fuhren noch 2 Tage die unendlichen Serpentinen-Bergstraßen bis wir
endlich in Santa Teresa ankamen. Dort angekommen parkten wir Alfonso kurz bevor
die Schienen zum MachuPicchu Dorf anfangen und starteten die Wanderung nach
AguasCalientes. Ca. 4 Stunden liefen wir mit zahlreichen anderen Touristen an
den Schienen entlang bei wunderschönem Wetter. Der Weg lief parallel zu einem
Fluss im Tal der gigantischen Berge. Direkt am Anfang konnte man schon die Inka
Ruinen auf der Spitze einer der Berge erkennen. Müde kamen wir im Hostel an und
waren froh, dass die Hostelcrew sich bereiterklärte auf Lana aufzupassen, da
wir sie natürlich nicht mit zu den Ruinen nehmen durften. Wir packten unsere
Taschen für den nächsten Tag, denn um 4 Uhr morgens wollten wir die 1700 Naturtreppenstufen
zum MachuPicchu hochlaufen. Natürlich geht der Besuch der Inkastätte auch sehr
viel bequemer, ist aber dementsprechend teuer. Wir sparten uns also die knapp 200$
für Zug und Bus und gingen zu Fuß.
Oben angekommen nahmen wir uns einen Guide, um etwas über die
Geschichte und Entstehung der Inkadstadt zu erfahren. Gemeinsam mit der Gruppe gingen
wir direkt zum höchsten Aussichtspunkt um dort auf die Sonne zu warten. Wir
hatten unglaublich Glück, denn das Wetter war traumhaft und außerdem waren an
diesem Tag nicht soo viele Touristen dort. Der Sonnenaufgang war also einmalig.
Anschließend führte uns der Guide noch etwa 2 Stunden durch die Ruinen und
erzählte uns einige interessante Fakten über den MachuPicchu und die Inkas:
Interessantes zu der Inka Stätte
MachuPicchu heißt eigentlich garnichtMachuPicchu, denn der
ursprüngliche Name des Inkadorfes ist verloren gegangen. MachuPicchu heißt
"Alter Berg" und ist der Name des Berges hinter dem Dorf. Der
berühmte Berg direkt am Dorf heißt WaynaPicchu, was auf der Indigenensprache
Quechua "Junger Berg" heißt. Ein weiterer Fact, der allgemein falsch
verstanden wird ist der Name Inka. Denn Inka war eigentlich nur der König der
Indigenen, das Volk hieß einfach "Pueblo". Entdeckt wurden die Ruinen
zuerst von peruanischen Bauern, die auf der Suche nach Land zum Anbau von Mais,
Coca, Quinoa etc. waren. Nur zufällig gruben sie ein paar Häuser am Rand des
ehemaligen Dorfes aus und nutzten sie um selbst darin zu wohnen. Sie wussten
wohl auch, dass dort noch mehrere Ruinen begraben sein mussten, fassten sie aus
Respekt aber nicht an und bewirtschafteten das Land etwas unterhalb. Einige
Jahre lebten sie also in den Bergen, bis irgendwann ein amerikanischer Forscher
vorbeikam, der auf der Suche nach Inka Spuren war. Sie erzählten ihm von ihrem
Fund und kurz darauf machten sich zahlreiche Archäologen, Historiker und
Forscher an die Ausgrabungen. Sie brauchten etwa 4 Jahre für die Ausgrabung der
Stadt die die Inkas in ca. 50 Jahren um 1450 erschaffen hatten. Etwa 2000
Menschen wohnten damals in dem Dorf und es war, als die Spanier kamen und es
eroberten, immer noch nicht fertig gebaut. Für die Erbauung kamen immer wieder
Männer aus den umliegenden Dörfern oder der Hauptstadt Cusco für 3 Monate und
bauten die Terrassen, Häuser und Tempel. Nach 3 Monaten kamen dann die nächsten
und so wechselten sich die Arbeiter ab.
Die Terrassen: um in den Bergen die notwendigen Lebensmittel anpflanzen
zu können bauten die Inkas Terrassen. Dazu schichteten sie am Hang zuerst
Granitsteine die sie aus dem Berg hauten, darauf Kiesel und Sand vom Fluss,
darauf eine Schicht Erde und stabilisierten die Terrasse mit einer Steinmauer.
Häuser & Tempel: schon an den Steinen kann man erkennen, ob das
Gebäude ein einfaches Wohnhaus oder eine religiöse Stätte war. Für die Tempel
wurden viel feiner bearbeitete Steine verwendet, die so passgenau angefertigt
wurden, dass sie ohne Mörtel aufeinander hielten. Wegen der Stabilität wurden
die Hauswände außerdem nicht senkrecht sondern leicht schräg gebaut, sodass die
Häuser unten breiter sind als oben.
Die Steine: generell verwendeten die Inkas nur Steine des eigenen
Berges für den Häuserbau. Für das zerkleinern der riesigen Felsen hatten sie
eine besondere Technik: Die Granitfelsen haben von Natur aus meist kleine Risse
und Fissuren. An diesen hauten sie in regelmäßigem Abstand mit einem Meisel aus
härterem Stein Löcher in welche sie trockene Äste steckten. Anschließend
übergossen sie das Holz mit Wasser, so dass diese mit der Zeit aufquollen und
so den Stein auseinandersprengten.
Glaube der Inkas: die Inkas hatten ein großes Interesse in der
Erforschung des Sonnensystems und der Sterne. Um Sternbewegungen exakt
beobachten zu können hatten sie unter anderem Wasserbecken auf dem Boden um
somit die Spiegelungen zu studieren und nicht direkt in den Himmel zu schauen.
Sie bauten unglaublich präzise Fenster in ihre Tempel ein, die am 21.6. und
21.12. einen besonderen Lichteinfall hervorrufen. Außerdem verehrten sie Erde,
Wasser, Sonne etc. wie Götter. Wichtig dabei war, dass alles seinen Partner
hat. So hat die Mutter Erde (Pacha Mama) ihr Komplementär in dem männlichen
Wasser, die männliche Sonne hat den weiblichen Mond als "Partner"
etc. Jedes Paar ist aufeinander angewiesen und ergänzt sich gegenseitig.
Partnersuche: die Inkas hatten, im Gegensatz zu machen anderen Völkern
eine ziemlich moderne Regelung zur Partnersuche. Hatte sich ein Paar gefunden
und verliebt, so musste dieses erstmal ein Jahr lang probeweise zusammenleben
um zu testen, ob das Zusammensein überhaupt funktioniert. Lief alles gut, so
wurde nach diesem Jahr geheiratet, diese Bindung war dann jedoch für immer.
Merkte das Paar, dass es doch nicht so recht zueinander passt, so mussten sie
sich trennen. Beide mussten das Dorf verlassen und in ein anderes Dorf ziehen, um
sicherzustellen, dass sie sich nie wieder über den Weg laufen.
Der Sonnengruß: auch eine ziemlich coole Tradition der Inkas. Sobald die
Sonne aufging und die warmen Strahlen den Menschen ins Gesicht fielen, wurde
alle Arbeit stehen und liegen gelassen, um erstmal ein paar Minuten mit zur
Sonne gerichteten, geöffneten Handflächen, Energie für den Tag zu tanken.
Unser Guide erzählte uns noch viele weitere interessante Fakten, die
wir uns leider auch nicht alle merken konnten. Jedoch merkten wir schnell, dass
die Inkas eine ausgesprochen fortschrittliche, für Mensch und Umwelt angenehme
Lebensweise hatten. Sie müssen ziemlich ausgeglichene, geduldige, gewissenhafte
und intelligente Menschen gewesen sein, was das MachuPicchu Dorf beweist.
Allein, dass die meisten der Häuser noch immer stehen da die Steine wegen der
peniblen Arbeit stabil aufeinanderliegen. Oder, dass das Wassersystem, dass sie
vor etwa 600 Jahren gebaut hat auch heute noch einwandfrei funktioniert.
Und wenn ihr selbst mal zum MachuPicchu wollt: direkt nebenan gibt es ein
Hotel, wo man für 1000-8000USD die Nacht wohl gut unterkommen kann (das
entspricht fast unserem Reisebudget für ein Jahr).
Nach unserer Tour mit dem Guide bestiegen wir noch den MontañaMachuPicchu.
Bzw. da die Stufen teilweise sehr krumm waren und der Abgrund extrem tief,
drehten wir Mädels nach der Hälfte um und setzten uns in die Sonne. Kurz vor 5
machten wir uns an den Abstieg und plumpsten nach einer warmen Dusche im Hostel
müde ins Bett.
Wir schlenderten noch ein bisschen über den Kunsthandwerksmarkt in
AguasCalientes und gönnten uns zum Mittagessen eine peruanische Spezialität:
Alpaca Steak. Da wir uns jedoch im Sparurlaub befinden teilten wir uns eine
Portion. So bekam jeder einen Löffel Reis, 1 Pommes und ein Viertel Alpaca
Fleisch. Lecker wars! Auf dem Rückweg zu Alfonso folgte uns die ganze Zeit ein
kleiner Straßenhund der die Nacht sogar unter Alfonso schlief. Es war wirklich
schwer seinem Hundeblick zu widerstehen und ihn nicht mitzunehmen, aber man
muss ja auch mal vernünftig sein. Also gaben wir ein paar Touristen die wieder
zurück liefen ein paar Leckerlies um ihn mit zu locken.
Wir pflückten auf dem Weg noch ein paar Avocados die am Rand der
Schienen wuchsen und plumpsten mit schweren Beinen ins Bett.
Cusco& Jills Geburtstag
Etwa 2 Stunden vor Cuscoparkten wir für die Nacht, denn diezwei
Franzosen, die wir mitgenommen hatten schwärmten uns von dem Kunsthandwerk-Markt
in Pisaq vor. Da Jill am nächsten Tag Geburtstag hatte bereiteten wir am Abend
Teig für frisches Brot und leckere Schokobrownies vor. Wir stießen schonmal mit
einem Gläschen Rum auf sie an, sangen ihr um 12 aus dem Bett ein
Geburtstagslied und am Morgen gabs dann ein super leckeres Frühstück mit
Geburtstagsbrownies. Der Markt hielt was er versprach und wir schlenderten
bestimmt 3 Stunden durch die Stände. Gegen Mittag kamen wir dann in Cusco an,
stellten Alfonso bei einer Tankstelle ab und machten uns auf zur Stadterkundung.
Am Abend aßen wir in einem kleinen, süßen Restaurant das peruanische Menü: eine
etwas eigenartige Rindersuppe zur Vorspeise, als Hauptgang
"LomoSaltado" (klein geschnetzelte Rinderlende mit Tomaten
Zwiebelsauce, Pommes und Reis) und dazu einen leckeren Maracuja Saft. Um noch
richtig auf Jills Geburtstag anzustoßen gingen wir in eine Bar, tranken
Cocktails, spielten Jenga und sangen lautstark zu der 90er Musik mit.
Cusco ist eine wirklich schöne Stadt, die uns allen direkt richtig gut
gefallen hat! Eine schöne Altstadt, bei der man noch genau erkennen kann welche
Mauern Inka-Überbleibsel sind und welche von den Spaniern darauf gebaut wurden.
Dazu riesige Märkte, Künstlerviertel, zahlreichen Bars und Hostels und all das
eingerahmt von einem traumhaften Bergpanorama.Es existieren noch viele Mauern der Inkas, die man genau von denen der
Spaniern darübergebaut
Der Titicacasee bei Puno
Auf unserer Weiterfahrt nach Puno nahmen wir eine ältere Frau mit, die
in einem kleinen Dorf wohnte und ihren Sohn in der Stadt, wo er studierte,
besuchen wollte. Sie hatte insg. 7 Kinder und ernährte sich und ihre Familie
von der Produktion von Milch und Käse, was jedoch kaum zum Überleben reicht,
wie sie uns erzählte. Schon oft haben wir uns gefragt, wie manche Familien zu
Geld kommen, die teilweise richtig abgelegen wohnen und nur von einem kleinen
Stück Land oder ein paar Tieren leben. Wie wir mitbekommen haben, ernähren sie
sich zum Großteil von dem was sie selbst produzieren und verkaufen ein kleines
bisschen davon.
In Puno angekommen fragten wir am Hafen nach einer Tour zu den
schwimmenden Inseln und trafen dabei Felix. Er ist 60 Jahre alt und lebt mit
seiner 100 jährigen Mutter und 2 seiner 5 Kinder auf einer der Inseln. Mit
seinem kleinen Boot nimmt er immer wieder Touristen mit, um ihnen sein Zuhause
und das Leben der insg. 2000 Inselbewohner zu zeigen.
Außerdem erklärte er uns ein paar Details zu den
"Islasflotantes": Gebaut werden diese aus den schilfähnlichen
Wasserpflanzen, die in Ufernähe auf dem See wachsen. Die Grundlage der Inseln
sind die schwimmenden Wurzeln der Pflanze. Darauf werden in mehreren Schichten
Schilfrohre gestapelt. Da die Rohre von unten nass werden und verrotten, muss
alle 15 Tage eine neue Schicht obendrauf gelegt werden. Das dauert je nach
Größe der Insel ca. 1 Woche. Insgesamt kann eine Insel ca. 40 Jahre genutzt
werden, dann müssen die Bewohner sich eine neue bauen, was 8 – 12 Monate
dauert. Auch die Häuser und Boote werden aus dieser Pflanze gebaut. Des
Weiteren wird sie als Brennmaterial zum Kochen verwendet und man kann einen
Teil davon sogar essen – ein Allrounder also. Es gibt ca. 80 Inseln auf denen
insg. 2000 Menschen des Volkes Uro leben. Vor 1 Jahr hat die Regierung jedem
Haushalt eine kleine Solaranlage für Strom geschenkt, da die trockenen Inseln,
wenn eine Kerze umfällt, schnell abbrennen. Außerdem gibt es inzwischen auch
eine Schule und einen Arzt auf den Inseln. Und wenn man mal aufs Klo muss, gibt
es eine extra Toiletteninsel zu der man dann erst mit dem Boot hin rudern muss
– da darf's nicht dringend sein.
Vor 600 Jahren mussten die Uros vor den Inkas flüchten und zogen sich
auf ihre Boote zurück. Viele Jahre lebten sie ausschließlich auf diesen Booten,
bis sie anfingen die schwimmenden Inseln zu bauen, die auch tatsächlich mit der
Strömung wanderten. Heute sind die Inseln verankert, damit die Bewohner nicht
eines Morgens in Bolivien aufwachen. Auch heute leben viele der Familien
komplett ohne Geld und bekommen alles was sie benötigen durch Tauschhandel mit
Fisch am Land. Jeden Sonntag gibt es dafür extra einen Markt in Puno.
Auf der Hauptinsel aßen wir noch leckeres Ceviche(roher Fisch mit
Zitronensaft, Salz, Zwiebeln und Chilli).
bevor es zurück an Land ging.
Zum Abschluss erzählte Felix uns noch ein paar Geschichten über Kondore
die sich nachts zu Menschen verwandeln und warnte uns Mädels deshalb uns nachts
zu verlieben.
Am Abend wurden wir, und ein Kanadier mit seinem Camper der neben uns
geparkt hatte, spontan von einer peruanischen Familie eingeladen. Diesmal
lernten wir die Oberschicht kennen. Die Familie (Mutter, Vater, Tochter) hatten
ein richtiges Anwesen. Da die Tochter gerne schwamm, bekam sie zu ihrem 3.
Geburtstag einen Indoor-Pool geschenkt. Und da die Eltern nicht viel vom
peruanischen Schulsystem hielten, haben sie für sie eine Privatschule
gegründet. Für die Jahre in der Sekundarschule bekommt sie Hausunterricht.
Die Familie, und vor allem der Opa der gerade zu Besuch war, waren
wirklich total freundlich. Sie luden uns ein mit ihnen vor dem warmem Kamin zu
sitzen, gaben uns Tee mit Schuss und unzählige Knabbereien, denn draußen war es
richtig kalt. Wir spielten verschiedene Spiele, bekamen ein Panflöten Konzert
vom Vater und die Frauen tanzten für uns den typischen Volkstanz. Am nächsten
Tag durften wir die Dusche nutzen, Wäsche waschen und zum Abschied aßen wir
gemeinsam zu Mittag.
Arequipa und derCañonde Colca
Anschließend fuhren wir wieder Richtung Westen zum "Cañon deColca".
Als es dunkel wurde fanden wir einen Schlafplatz an einer Lagune. Als wir
aufwachten standen einige Vicuña Herden um Alfonso und schauten uns ganz
gespannt an. Also Lana rauskam fühlten sie sich bedroht und quietschten wie
Quietscheenten. Im Hintergrund sah man die Lagune auf der sich die Flamingos
tummelten. Vor dem Frühstück machten wir unter Jills Anleitung eine kleine Yoga
Sessionund dann gab's Pfannkuchen mit Karamellcreme und Blick auf die kleinen,
süßen Vicuñas.
Als ein Fischer mit frisch gefangenen Forellen der Lagune vorbeikam,
kauften wir uns ein paar und machten zum Mittagessen leckeres Ceviche. Bei
einem kleinen Spaziergang zum See konnten wir die Flamingos noch von Nahem
bewundern und etwas weiter versteckte sich zwischen den Felsen eine Chinchilla
Familie.
Am Nachmittag fuhren wir weiter zum Nationalpark "Cañonde Colca",
wo die riesigen Kondore zuhause sind. Wir wollten abends in den Park fahren, da
wir hörten, dass man nur morgens Eintritt zahlen muss. Also fuhren wir bis in
die Nacht, und übersahen dabei wohl ein "Umleitung" Schild. Wir
wunderten uns schon, dass die Straße plötzlich so schmal und holprig wurde und
dass teilweise riesige Steine auf dem Weg lagen. Schließlich kamen wir an eine
Stelle, bei der fast schon eine Stufe bergab überwunden werden musste. Wir
schauten die Straße ein paar Meter weiter an und die sah gut aus, also fuhren
wir vorsichtig, leicht rutschend und ziemlich wackelnd nach unten. Etwa 200
Meter weiter kam dann jedoch eine noch viel größere Stufe und diesmal bergauf.
Das konnte Alfonso niemals schaffen! Also wollten wir umdrehen und merkten
schnell, dass Alfonso auch den Rückweg nicht ohne Hilfe schaffte. Wir stiegen
allesamt aus und begannen den erdig, rutschigen Weg mit größeren Steinen und
Brettern auszulegen um Alfonso eine kleine Rampe zu bauen. Wir brauchten insg.
5 Anläufe und hatten am Ende fast schon eine kleine Steinstraße gebaut, dann
brachte Flo Alfonso mit viel Schwung und Glück den Berg hinauf. Uns fiel ein
riesen Stein vom Herzen und wir fuhren noch die letzten Meter bis zum
"Miradorel Cruz del Condor" wo wir übernachteten.
Am Morgen wurden wir für den Aufwand, hier her zu fahren, gut belohnt. Schon
nach kurzem Warten sah man den ersten Kondor durch das Tal gleiten. Mit jeder
Minute stiegen die Vögel höher und schon bald flogen sie keine 5 Meter vor
unseren Nasen durch die Luft und kreisten dicht über unseren Köpfen. Als immer
mehr Touristen kamen, zogen wir uns zurück und frühstückten vor Alfonso in der
Sonne.
Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Arequipa, unser letzter
gemeinsamer Stopp mit den Mädels. In einem kleinen Dorf kauften wir noch etwas
Obst und Gemüse fürs Abendessen und etwas weiter hinten im Laden lag ein
komplettes, gehäutetes Alpaca. Für 2,70 das Kilo schlugen wir natürlich zu,
denn das Fleisch ist wirklich lecker. Kurz
vor Arequipa suchten wir einen Schlafplatz, machten ein Lagerfeuer und aßen
Avocadonudeln und dazu das Alpaca Steak.
Nach einem ausgedehnten Frühstück mit Kaiserschmarrn und Schokofondue
fuhren wir in die Stadt. Die Mädels kauften sich ihr Busticket nach Lima und
anschließend spazierten wir durch die schöne Altstadt.Für unseren letzten
gemeinsamen Abend hatten wir etwas Besonderes geplant: wir wollten gemeinsam
Cuy (Meerschweinchen) essen. Im Restaurant angekommen bestellten wir uns ein
Cuy zu viert (kostet schließlich 40Soles was etwa 11€ sind). Außerdem fanden
wir auf dem Nachbartisch noch ein volles Schälchen Knabbereien, die die Gäste
hatten stehen lassen. Die Vorspeise war also auch gesichert. Anna und Jill aßen
mutig ihr Viertel und Anna traute sich sogar an den Kopf und verspeiste
Bäckchen und Augen. Für Lana nahmen wir die Knochen mit und auch der Rest der
leckerenChillisauce wurde eingepackt. 'Zahlt isch!
Wir tranken noch eine Flasche Wein in Alfonso und stießen auf die
wirklich tollen 3 Wochen an, die viel zu schnell vergangen sind.
Am nächsten Morgen packten die Mädels ihre Rucksäcke, wir frühstückten
gemütlich und brachten sie anschließend zum Bahnhof. Jill will nun noch 6
Wochen durch Ecuador und Kolumbien reisen, bevor sie
ihren ersten Job anfängt und Anna muss schon nach den 3 Wochen mit uns wieder
zurück an die Arbeit.
Als die Beiden weg waren hatten wir erstmal Organisatorisches zu tun:
Eine Verkaufsanzeige für Alfonso online stellen, ein paar kleine Alfonso –
Wehwehchen reparieren und den Propantank auffüllen. Zwischendurch machten wir
mit dem leckeren Edeka-Bergkäse Käsespätzle und verabschiedeten uns dann auch
schon von Peru. Am Sonntag fuhren wir die komplette Strecke von Arequipa bis
über die Grenze nach Bolivien.
Die knapp 1 ½ Monate in Peru vergingen wie im Flug und waren, wie der
Rest der Reise, einfach nur voller wunderbarer Erlebnisse.
Nun sitzen wir in La Paz und sind dabei
Alfonso für den Verkauf aufzupimpen: neue Keilriemen, gesäuberte Zündkerzen,
neuer Luftfilter…Und die erste Kaufanfrage kam auch schon. Langsam wird’s
ernst!
Freitag, 17. Juni 2016
über die Anden bis in den Dschungel
Bisher gefahrene Kilometer: 29500
Ecuador Teil 2
Auf dem Weg nach Latacunga liegt die Lagune Quilotoa. Wir machten den
kleinen Schlenker um dort ein bisschen Wandern zu gehen. Die Lagune liegt
jedoch auf knapp 4000m, weshalb wir, direkt von der Küste kommend, recht
schnell außer Atem waren und nur eine kleine Runde liefen. Außerdem fing es an
zu regnen, weshalb wir den Rest des Tages gemütlich im warmen Alfonso
verbrachten. Vor der Tür kamen immer wieder Straßenhunde vorbei, unter anderem
auch ein kleiner brauner Welpe. Nach kurzer Zeit kam Flo mit dem Welpen auf dem
Arm in Alfonso und wir verliebten uns auf der Stelle in die Kleine. Sie schlief
auf seinem Schoß ein und genoss es im Warmen und Trockenen zu sein. Wir konnten
sie einfach nicht mehr in die Kälte rausschicken und beschlossen sie
mitzunehmen, sie zu impfen und dann eine Adoptivfamilie zu suchen oder wenn's
geht sie selbst mitzunehmen. Also wurde sie gründlich gewaschen, warm
eingepackt und schlief die erste Nacht in Alfonso. Wegen ihres wuscheligen und
ganz weichen Fells tauften wir sie Lana, was auf Spanisch Wolle bedeutet. Bevor
wir sie tatsächlich mitnahmen fragten wir noch die Anwohner, ob sie wirklich
keinen Besitzer hat, was diese bestätigten.
Und sie ist ein wirklich klasse Hund! Nach einem Tag stubenrein, liebt
Autofahren (am liebsten aus dem Fenster schauend mit flatternden Ohren), hört
perfekt auf unsere Kommandos, folgt uns problemlos bei Wanderungen in der
Natur, sowie im Gedränge der Städte und hat einen riesen Spaß daran wenn Flo
einen Knochen im Gras versteckt und sie ihn suchen darf. Seit dem sind wir also
dabei uns zu informieren, wie das mit dem Import nach Deutschland funktioniert
und wenn alles klappt lernt ihr sie bald kennen.
In Latacunga wollten wir die Mutter unseres ecuadorianisch-aachener
Freundes Rodrigo besuchen und außerdem Pablo, Flos Freund aus Mexiko, mit
seiner Freundin treffen. Rodrigos Mutter empfing uns unglaublich herzlich,
servierte uns ein leckeres Mittagessen und anschließend gingen wir gemeinsam in
die Stadt um Lana zu impfen und Pablo abzuholen. Isabell bestand darauf, dass
wir alle im Haus schlafen, und wir hatten sehr viel Spaß beim abendlichen
"Uno" spielen und Gesprächen über die deutsche und ecuadorianische
Kultur. Den Tag darauf fuhren wir zum nahe gelegenen Vulkan Cotopaxi. Wir
wanderten, spielten mit Lana und fuhren am Nachmittag auf der "ruta de los
volcanes" (Straße der Vulkane) weiter zu den Iliniza Vulkanen. Dort
erwartete uns die erste Straße, die Alfonso nicht schaffte. Auf knapp 4000m,
steil und matschig. Wir versuchten es mit Schieben und Brettern unter den
Reifen, gaben jedoch nach einer Weile auf und parkten auf halber Strecke. Dann
gab es leckeren, frisch gebackenen Apfelkuchen mit heißer Schokolade und
anschließend mexikanischen Tequila.
Fürs Frühstück sammelten wir Pilze und verschiedene, essbare Blätter
und Blüten und machten damit ein leckeres Rührei. Wir spazierten über die
Wiesen und genossen das traumhafte Wetter und die Aussicht. Lana hatte einen
riesen Spaß und hüpfte durch das hohe Gras, blieb aber immer in unserer Nähe.
Mittags fuhren wir zurück nach Latacunga, wurden von Isabell lecker bekocht und
weiter ging´s nach Baños.
Dort angekommen parkten wir neben einem Thermalbad. Leider war das
jedoch nicht so romantisch wie wir es uns vorgestellt hatten, sondern eher ein
Freibad mit Thermalwasser. Wir sparten uns also den Eintritt und badeten im
Fluss. Auf dem Rückweg erwartete uns ein kleines Abenteuer, denn Flo wurde von
einem Skorpion gestochen. Wir fuhren also noch zum Krankenhaus, wo er eine
Kortisonspritze bekam und übernachteten gegenüber, um es im Zweifelsfall nicht
weit zu haben. Der Skorpion war jedoch Gott sei Dank ungefährlich und für Flo
nur wie ein Bienenstich.
Am nächsten Tag schlenderten wir durchs Dorf und anschließend sprangen
Flo, Gina und Pablo nacheinander von einer 100m hohen Brücke – mit einem Seil
gesichert versteht sich. Helen durfte wegen ihres Rückens nicht Bungee Jumpen,
weshalb sie eine gute Ausrede hatte. Nachmittags fuhren wir die "ruta de
las Cascadas" (Straße der Wasserfälle) mit einer wunderschönen Aussicht.
Am Abend parkten wir neben einem Fluss und einer Mandarinenplantage.
Am nächsten Morgen lernten wir den Mandarinenbauer kennen und er führte
uns über sein Grundstück und pflückte uns auf dem Weg eine riesen Tüte
Mandarinen, Baumtomaten und Zitronen. Als kleine Revanche luden wir ihn auf
einen Kaffee in Alfonso ein und schenkten ihm selbstgemachte Schokolade.
Das nächste Ziel war Riobamba. Dort verabschiedeten wir uns von Pablo
und Gina, die weiter an die Küste wollten. Wir besuchten Paola mit ihrer Familie, Flos Bekannte aus Aachen. Paolas
Sohn ist schwer behindert, und wird in Aachen von einem deutschen Arzt gratis
operiert, weshalb Andrés & Paula oft in Deutschland sind. Flo kennt die
Beiden, da er immer wieder als Übersetzer geholfen hat. Bei der Familie
angekommen wurden wir herzlich empfangen. Nach dem Abendessen spielten wir bis
spät in die Nacht: erst Schach, dann Skipbo, dann Halligalli dann Memory. Für
den nächsten Tag hatten wir einen kleinen Stadtbummel geplant und gingen
anschließend Essen. Die Spezialität Ecuadors: Cuy (gebratenes Meerschweinchen).
Gar nicht mal so übel, auch wenn es zumindest Helen ziemlich Überwindung
gekostet hat. Wir verabschiedeten uns und fuhren weiter die Panamericana nach
Cuenca.
In Cuenca bummelten wir durch die wunderschöne Altstadt und kauften uns
die typischen Panama Hüte, die jedoch in Ecuador v.a. in Cuenca produziert
werden. Am nächsten Tag fuhren wir in den Nationalpark "Las Cajas" wo
wir eine kleine Wanderung machten. Eine wunderschöne Hügel und Seenlandschaft,
aber auf 4000m sind schon kleine Anstiege, zumindest für Helen, eine echte
Herausforderung. Wir sahen eine Gruppe Lamas, die ganz begeistert waren von
Lana und immer näher kamen, die wiederum hatte Angst vor den unbekannten Tieren
und versteckte sich hinter Flo.
Generell gibt es in Ecuador unglaublich viele Nationalparks und fast
alle sind gratis. Ecuador ist zwar ein ziemlich kleines Land in Südamerika, hat
aber Alles zu bieten. Von traumhaften Inseln über schöne Strände, die
gigantischen Anden, Vulkane, bis zum wilden Dschungel des Amazonas.
Wir verließen das Land also nach einem Monat mit vielen tollen
Eindrücken, neuen Bekanntschaften, kiloweise Kakao und einem super tollen,
kleinen Hund.
Um uns den lästigen und teuren Papierkram für die Grenzüberquerung zu
sparen, zogen wir Lana kurz vor der Grenze einfach das Halsband aus und tarnten
sie dadurch als Straßenhund. Während Flo die Papiere für Alfonso erledigte,
spazierte Helen mit ihr einfach rüber nach Peru.
Der Dschungel in Peru
In Peru angekommen war die Landschaft schon wieder ganz anders. Wir
fuhren durch eine Art Wüste ohne einen Berg weit und breit, bis wir wieder auf
die Anden zusteuerten. Diese überquerten wir um ins Amazonasgebiet zu kommen.
In den ersten Fahrtagen machten wir auch direkt wieder Bekanntschaft mit den
Polizisten des Landes. Allesamt waren jedoch super freundlich und gaben uns
gute Tipps für die Weiterreise. Von der Grenze waren es gut 1000 Kilometer und
4 Tage bis wir in Yurimaguas ankamen – die letzte Stadt im Dschungel, die per
Landweg erreichbar ist.
Dort stellten wir Alfonso ab und machten eine 3 Tages Dschungeltour mit
einem Einheimischen als Guide. Mit einer Fähre fuhren wir 13 Stunden nach
Lagunas, gemeinsam mit zahlreichen Hühnern, Eisklötzen als Kühlschrankersatz
für die Einheimischen und weiterer Waren, die es im Dschungel nicht gibt. In
Lagunas angekommen holte uns Democrito, unser Guide am Hafen ab, wir fuhren zum
Haus der Familie und bekamen noch ein kleines Abendessen. Am nächsten Morgen um
8 Uhr ging's los. Wir packten unsere Sachen und beluden das kleine Fischerboot.
Die meisten der kleinen Boote sind aus nur einem Holzstamm geschnitzt und
manche davon mit einem Motor ausgestattet.
Eingepackt wurden v.a. Moskitonetz, Matratzen, Kiloweise Reis und
Kochbananen und ein Fischernetz und los geht's!
Democrito saß am Steuer und wir konnten es uns bequem machen, genossen
die Aussicht, streckten unsere Bäuche in die Sonne und Lana suchte sich ein
schattiges Plätzchen. Nach einer Weile kamen wir zu einer Stelle wo sich die
kleineren, grau-rosanen Delfine tummelten. Wir machten den Motor aus und
schauten ihnen zu. Wirklich beeindruckend, wie nah die Delfine zu den Booten kamen.
Dann ging es ab vom großen Fluss in einen Kleineren, der in eine Lagune
mündete. Der Nebenfluss war von wildem Urwald gezäumt, so dass wir uns teilweise
unter umgefallenen Bäumen bücken mussten und durch ein Meer von Wasserpflanzen
fahren. Die Luft war erfüllt von den Stimmen des Urwalds: Papageien, Grillen,
Frösche, Affen die in den Bäumen raschelten, das klatschen des Wassers wenn
hier und da ein vom Piranha gejagter Fisch aus dem Wasser sprang.
Angekommen an der Lagune suchten wir uns einen Platz zum übernachten und
bauten das Lager auf: mit großen Palmblättern legten wir eine Fläche aus um
darauf unsere Matratzen und Moskitonetze aufzubauen. Dann spannten wir eine
Plastikplane über in die matschige Erde gerammte Baumstämme und banden sie mit
Lianen fest. Es sah zwar nicht nach Regen aus, aber sollte er kommen, konnte er
uns nichts anhaben. Wir waren sehr froh über Tines Moskitozelt, da so weder
Moskitos, Spinnen und andere Krabbeltiere uns einen Besuch abstatten konnten.
Und trotzdem lagen wir unter dem klaren Sternenhimmel.
Als das Lager aufgebaut war fuhren wir nochmal kurz raus um das Netz
auszulegen um Fisch fürs Frühstück zu fangen. Vor dem Schlafengehen wollte Flo
noch eine Runde schwimmen. Kam aber recht schnell wieder aus dem Wasser, da
duzende kleine aggressive Fische seine Nippel anknabberten. Helen entschied
sich also für den schnellen Eimer am Ufer. Wegen der Moskitos ging das jedoch
auch recht schnell.
Die Nacht war wirklich ein Erlebnis. Das Gefühl mitten im Dschungel zu
liegen, zwischen allerlei wilden Tieren, unbekannten Krabbelkäfern,
Glühwürmchen und in einem Schwarm von Moskitos, denen es egal ist ob man in
Autan gebadet hat. Als erstes am Morgen holten wir das Netz ein. Da Lana mit
einem Fischskelett das sie gefunden hatte beschäftigt war und nicht mit aufs
Boot wollte sind wir ohne sie los. Schon nach kurzer Zeit sahen wir, wie sie sich
am Ufer durch das Dickicht schlug um mit dem Boot mitzulaufen. Sie schaute uns
immer wieder mit ihren Knopfaugen traurig an, fiebte und versuchte ins Wasser
zu gehen um zu uns zu kommen. Glücklicherweise traute sie sich aber nicht, wer
weiß, ob Hund eine Piranha Delikatesse ist.
Wir hatten einen großen Fang: bestimmt 6 "Panzerfische" von
denen man jedoch nur die Hälfte essen kann, weshalb wir nur 2 behielten, 5
Fische verschiedener Sorten und 4 kleine Piranhas, wovon wir jedoch auch nur 1
aßen, da alle noch recht klein waren. Als wir den ersten Piranha ins Boot
geholt hatten wollte Flo natürlich gleich testen, wie spitz sein Zahn denn
wirklich ist. Dabei unterschätzte er jedoch, dass der Fisch auch außerhalb des
Wassers unglaublich schnell ist und kassierte eine tiefe Bisswunde im Finger.
Zurück an Land machten wir ein Feuer und kochten den Fisch zusammen mit
Kochbananen in einer Brühe aus Zwiebeln, Tomaten und Salz. Unser ganzes Essen
kochten wir mit dem Flusswasser, dass wirklich nicht besonders appetitlich
aussieht, da es ziemlich braun und schlammig ist. Das Essen schmeckte jedoch
richtig lecker. Wahrscheinlich verfeinerte die einzigartige Umgebung den
Geschmack. Nach dem Essen packten wir alles zusammen und fuhren weiter
flussabwärts. Da gerade Sommerbeginn im Amazonasgebiet ist, sinkt der
Wasserspiegel mehrere Meter. Die Ufer waren also unglaublich schlammig und
immer wieder bricht ein Stück vom Ufer ab und fällt ins Wasser. Aus diesem
Grund werden die Flüsse jedes Jahr breiter.
Während Democrito das Boot zum "Rio Negro " steuerte machten
wir es uns auf bequem. Dort angekommen tummelten sich die großen, rosanen
Delfine im Wasser. Der "Rio Negro" (schwarzer Fluss) macht seinem
Namen alle Ehre: mit einem Schlag ist das Wasser nichtmehr trübbraun sondern
klar und erscheint schwarz. Das Wasser kommt aus den Bergen und ist deshalb
besonders sauber, vermischt mit der Dschungelerde und den Pflanzen die
regelmäßig ins Wasser kippen hat das Wasser eine klare, dunkle Farbe. Da es
langsam dunkel wurde übernachteten wir in dem kleinen Dorf am Flussufer. Wir
durften unsere Matratzen und Moskitonetze in einem der Häuser aufstellen und
mussten kein aufwändiges Nachtlager bauen. Im Nachhinein hat uns die Nacht im
Freien jedoch am besten gefallen. Wieder legten wir das Netz für unseren
Frühstücksfisch aus.
Noch vor Sonnenaufgang standen wir auf und holten das Netz ein. Diesmal
war der Fang nicht so groß, aber genug fürs uns drei. Unter anderem war ein
halber Fisch im Netz. Da kam uns ein Piranha zuvor und hat den Fisch verspeist.
Auf dem Rückweg machten wir bei den rosa Delfinen halt und beobachteten sie
eine Weile. Immer wieder kamen sie laut prustend und platschend aus dem Wasser
um Luft zu holen. Direkt neben und manchmal auch unter dem Boot stiegen
Luftblasen auf und man wusste genau, dass dort gerade ein Delfin vorbeischwimmt.
Als sich langsam unsere Mägen meldeten fuhren zurück ins Dorf um unser
Frühstück zu machen. Kochen konnten wir auf der Feuerstelle in der Küche – into
the wild deluxe eben.
Anschließend fuhren wir flussaufwärts zurück nach Lagunas. Auf dem Weg
machten wir an einer Stelle halt, wo der "Ojé" Baum wächst. Dessen
Saft, gemischt mit Alkohol und Zucker soll ein wahres Wunderelixier sein. Es
hilft gegen Parasiten und gibt einem nebenbei ganz neue Lebenskraft. Wir wollen
das natürlich ausprobieren, weshalb Democrito mit uns ein paar der Bäume suchte
und wir den Saft sammelten. Mit der Machete schlugen wir Furchen in die Rinde
und sammelten das weiße Blut des Baumes. Es war gar nicht so einfach die
Tropfen einzufangen und wir waren bestimmt 2 Stunden beschäftigt um 200ml zu
sammeln. Lana tobte in der Zeit wie wild durch den Dschungel, hüpfte durch das
Dickicht und wälzte sich im schlammigen Ufer und hatte einen riesen Spaß. Kurz
vor Sonnenuntergang kamen wir in Lagunas an.
Wir hatten eine richtig schöne Zeit und unglaublich Glück mit dem
Wetter. Zahlreiche Eindrücke, einen Haufen Moskitostiche, ein Piranha(ge)biss
und eine Flasche Urwaldmedizin reicher fuhren wir zurück nach Yurimaguas.
Dort duschten wir erstmal ausgiebig, wuschen auch Lana gründlich und
machten uns auf den Weg Richtung Anden. An einer Tankstelle erlebten wir noch
ein kleines Abenteuer: Bei den Tankwarten saß ein kleiner, zahmer Affe. Er
setzte sich immer wieder auf Motorräder die zum Tanken vorbeikamen, gab uns die
Hand, umklammerte uns mit seinem langen Schwanz und dann entdeckte er Lana. Wir
mussten sie schnell in Alfonso bringen und alle Türen und Fenster zu machen,
damit der Affe sie nicht erwischt, denn er mochte keine Hunde. Er kletterte
Minutenlang auf Alfonso herum, blickte in die Fenster, schaute unter das Auto
und suchte Lana. Die Tankwarte erzählten uns, dass der Affe aus dem
gegenüberliegenden kleinen Zoo kommt und wir beschlossen noch schnell diesen
Zoo zu besichtigen um uns die Urwaldtiere nochmal aus der Nähe anzuschauen, ein
paar davon erkannten wir wieder...
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