Dienstag, 13. September 2016

Zurück in Deutschland

Insgesamt gefahrene Kilometer: 37500 km

Von Paraguay aus machten wir noch einen Ausflug nach Brasilien zu den Iguazu Wasserfällen. Wir fuhren mit dem Bus zur Ciudad del Este und liefen die letzten Meter über die Grenze. Über ein paar Ecken konnten wir dort umsonst in einem privaten Hostel für Fahrradreisende übernachten. Mit uns waren dort noch zwei Belgier, die von Feuerland bis Alaska in 3 Jahren mit dem Fahrrad fahren wollen. Sie sind schon 10 000 Kilometer gefahren und haben uns einen Film über ihre bisherige Reise gezeigt. Wirklich beeindruckend!!!

Nach dem Tagesausflug zu den gigantischen Iguazu Wasserfällen fuhren wir über Nacht zurück nach Paraguay und regelten dort die letzten Papiere für den Alfonso Verkauf. Für ihn geht es jetzt mit einem Paar unseres Alters aus Österreich den ganzen Weg nach Kanada bzw. Alaska zurück. Wir drücken den dreien die Daumen, dass alles problemlos klappt, doch der Abschied von unserem treuen Weggefährten fiel uns ziemlich schwer.

Helen machte sich also auf den Weg in die USA, wo sie noch 3 Wochen mit Hannah & Papa durch die Nationalparks cruiste. Für Flo blieb als letzte Herausforderung und Abenteuer noch Lanas Transport von Paraguay nach Deutschland. Den Flug für sie hatten wir bereits gebucht, jedoch mussten wir sie noch von Paraguay nach Buenos Aires bekommen und die Ausreisepapiere bei den Behörden fertig machen.
Da wir Alfonso in Paraguay für die Käufer abstellten, musste Flo mit dem Bus weiter fahren, was sich als gar nicht so einfach herausstellte, da Hunde offiziell nicht in Langstreckenbussen mitfahren dürfen.Nach Abklappern mehrerer Busbahnhöfe und einigen Schwätzchen mit Busfahrern fand er jedoch einen Bus, bei dem Lana in ihrem Käfig die 19 Stunden Busfahrt auf dem Sitz neben ihm mitfahren durfte. (Die Frau am Schalter wurde schwach als sie Lana sah und organisierte uns den Platz in einem fast leeren Bus.) Lana nahm das sehr gechillt hin und schlief fast die ganze Fahrt über. Nur die letzte halbe Stunde fing sie leise an zu fiepen, da wohl die Blase langsam zu drücken begann.

Nun blieb Flo noch eine Woche in der Hauptstadt Argentiniens, in der er die Ausreisedokumente für Lana fertig stellte und mit seinem Couchsurfer die Stadt erkundete.
Auch der lange Flug nach Deutschland schien Lana nicht sonderlich zu beeindrucken. Als Flo sie am Gepäckband empfing lag sie mit verschlafenen Augen und wedelndem Schwanz in ihrem Käfig und streckte sich erst einmal ausgiebig als er die Tür öffnete. Das martinische Begrüßungskomitee übernahm den letzten Teil der Reise vom Frankfurter Flughafen bis zum heimischen Garten an der Pfinz. Inzwischen hat Lana auch noch ihre Großeltern mütterlicherseits kennengelernt und fühlt sich pudelwohl im sommerlichen Deutschland.

Während Flo & Lana sich schon einlebten war Helen noch ein paar Tage unterwegs. Die 3 Wochen mit Hannah & Papa waren ein gemütlicher und luxeriöser Übergang zur Rückkehr nach Deutschland. Die Strecke war ähnlich wie am Anfang unserer gemeinsamen Reise, jedoch mit einem super luxus Camper, edlerem Essen und auch ein paar neuen, beeindruckenden Nationalparks wie der Natrual Bridges Park, der Antelope Canyon im Navajo Reservat und das North Rim des Grand Canyon.

Inzwischen sind wir beide wieder in der Heimat angekommen und genießen die Wiedersehen mit Familie und Freunden. Nach einem Monat Schonfrist, geht es für uns im Oktober mit dem Master in Mainz (Helen) bzw. Darmstadt (Flo) los. Die Wohnungssuche nach einem kleinen, hundefreundlichen Heim zwischen den beiden Städten ist in vollem Gange und wir freuen uns auf das Abenteuer das uns nun bevorsteht.

Nun ist unsere Reise vorbei und wir möchten uns in diesem letzten Blogeintrag bei allen fleißigen Lesern bedanken.
Wer für eine Bildershow mal vorbeikommen will ist herzlich eingeladen.

Euer Flo, Helen und Lana

Samstag, 6. August 2016

Bolivien bis Paraguay



Gefahrene Kilometer: 36500km

Unser erster Eindruck von Bolivien war schon mal nicht schlecht: wir fanden einen netten Mechaniker der uns Alfonso wieder fit machte, fanden einen kleinen Laden wo wir für weniger als 1 € Fleisch & Gemüse für mehrere Tage kaufen konnten und die Autobahn war auch richtig gut.

Auf den zweiten Blick gab's dann aber doch etwas zu meckern. In Bolivien dürfen ausländische Autos nicht tanken. Bzw  wird das Benzin vom Staat subventioniert, weshalb die Tankstellen es an Ausländer nicht zum normalen Preis verkaufen dürfen. Es gibt jedoch auch keine einheitliche Regelung, wie viel wir zahlen müssen, also war es manchmal das Doppelte, manchmal sogar noch mehr. Doch der Schwarzmarkt boomt, also tankten wir nur 1 Mal an einer tatsächlichen Tankstelle. Die zweite Herausforderung waren die Straßen außerhalb der Hauptstraße, vor allem in La Paz. La Paz liegt in einem riesigen Kessel umgeben von einem wunderschönen Bergpanorama auf über 3400m. In den Kessel hinein kamen wir mit Alfonso ohne Probleme, nur die steilen Serpentinenstraßen zurück waren eine Herausforderung. Also starteten wir mehrere Versuche und fanden am Ende schließlich eine Straße die wir mit viel Schwung und Schieben hochkamen. Wobei Helen feststellen musste, dass ihr Höhentraining noch Ausbaufähig ist – 3 Tonnen auf 3400m einen Berg hoch schieben ist anstrengender als gedacht. Der dritte und auch letzte Meckerpunkt sind dann die bolivianischen Polizisten. Denn hier, kurz vor Ende der Reise mussten wir unsere erste Verkehrsstrafe zahlen für Falschparken. Für 7 € machte der Polizist die Wegfahrsperre wieder ab und wir konnten weiterdüsen.

Kurz hinter La Paz trafen wir an einer Tankstelle einen netten Mann, der uns anbot Benzin zu verkaufen. Wir fuhren zu seiner Wohnung und er tankte uns Alfonso voll und füllte noch ein paar PET Flaschen mit Benzin als Wegproviant. Währenddessen setzten sich seine 5 Kinder zu Helen in Alfonso, erzählten von der Schule und waren total begeistert von ihrer Kamera. Sie wollten die ganze Zeit Fotos und Videos machen und tanzten und hüpften vor der Kamera rum.
Weiter ging es nach Uyuni, um dort eine Tour durch die Salzwüste zu machen. Wir buchten eine 3-Tages Tour die zuerst durch die Salzwüste ging, dann durch einen Nationalpark mit Lagunen in denen sich die Flamingos tummelten und am letzten Tag zu Geysiren und Thermalbädern.  Leider durfte Lana nicht mit, doch die Frau, bei der wir buchten, bot an auf sie aufzupassen.

Gemeinsam mit 2 Franzosen und 2 Belgierinnen starteten wir also in die Wüste. Jonny, unser Fahrer, brachte uns zuerst zu einem Eisenbahnfriedhof, dort fuhr früher eine Bahn wegen der Mienen in der Umgebung, inzwischen werden die Gleise aber nur noch genutzt um alte, ausgediente Locks aus dem ganzen Land dort hinzubringen, und abzustellen wo sie langsam vollends zerfallen.  Danach gab es Mittagessen in einem Haus, das komplett aus Salz gebaut ist. Generell wird in der Gegend oft Salz anstatt Lehm oder Ziegel für den Häuserbau verwendet. Und damit sich die Häuser bei Regen nicht auflösen stehen die Dächer an allen Seiten großzügig über um die Hauswände vor Wind und Wetter zu schützen. Selbst Tische, Stühle und Betten sind aus Salzklötzen gebaut. Nach dem Essen fuhren wir quer über die Wüste, schossen an einer guten Stelle ein paar verrückte Fotos und gingen anschließend zu einer Kaktusinsel in der Salzwüste. Als wir abends in unserer Unterkunft ankamen, natürlich auch komplett aus Salz, tranken wir einen warmen Tee und gingen bald ins Bett. Denn nachts wird es dort richtig kalt (teilweise -13 Grad).
Den zweiten Tag verbrachten wir in dem Nationalpark. Wir fuhren zu zahlreichen, verschiedenfarbigen Lagunen, Vulkan Aussichtspunkten und sahen Tiere wie Flamingos, eine Art Hasen-Eichhörnchen-Mischung, die sogar aus der Hand fraßen, Vicunas, einen Vogelstrauß (Suri) und einen Fuchs. Die Landschaft war atemberaubend! Da wir bis auf 4700m kamen kauten wir einiges an Coca, wobei Helen es immer noch ziemlich ekelhaft findet, doch es half und wir bekamen kein Kopfweh.
Am 3. Tag standen wir um 5 Uhr auf um den Sonnenaufgang bei den Geysiren zu sehen. Auf dem Weg war jedoch ein Jeep mit einer Panne liegengeblieben. Flo & Jonny stiegen aus um zu Helfen und die Insassen des Jeeps kamen zu uns ins Auto um sich aufzuwärmen. Wir schafften es also nicht ganz zum Sonnenaufgang, kamen dafür aber nach den ganzen anderen Touristen an, was auch was Gutes hatte. Die Geysire waren beeindruckend! Erst eine riesige Dampffontäne die aus dem Boden schoss und etwas weiter hinten lauter Schlammlöcher die blubberten und dampften. Flo fühlte sich wie auf einem riesigen Spielplatz und machte sich einen Spaß daraus, kleine dampfende Löcher mit Schlamm zuzustopfen um zu warten, bis der Druck den Schlamm wieder hochspritzte. Zum Abschluss fuhren wir zu einem natürlichen Thermalbad. Es kostete zwar einiges an Überwindung sich bei der Kälte bis auf den Bikini auszuziehen, aber das 40 Grad warme Wasser entschädigte das. Es war richtig schön in dem dampfenden Wasser zu sitzen, bei unter 0 Grad Außentemperatur, umgeben von Bergen und Seen.

Zurück in Uyuni bekamen wir Lana wohl erhalten wieder zurück und aßen zum Abschluss mit den 2 Belgierinnen noch ein Lama-Steak, das wir uns auf dem Markt besorgt hatten und in Alfonso zubereiteten.
Da unsere Zeit nun langsam knapp wird, wollten wir über Argentinien bald nach Paraguay um dort noch etwas Zeit in Flos ehemaligem FSJ Projekt verbringen zu können. Auf dem Weg nach Argentinien nutzen wir nochmal die recht günstigen Mechaniker Boliviens, erneuerten die Vorderbremsen und richteten die Räder neu aus und schon bald ging es über die Grenze. Diesmal war die Grenze etwas zeitaufwändiger, da die Argentinier die Autos aus Bolivien gründlich durchcheckten und auf Drogen untersuchten. Es lief aber alles problemlos und, auch wenn es leider nur kurz war, hat uns Bolivien richtig gut gefallen.

In Argentinien hatten wir hauptsächlich vor Lana den Mikrochip für die Einwanderung nach Deutschland einzupflanzen, das berühmte Dulce de Leche zu probieren und leckeren Wein zu kaufen. In der ersten Stadt mussten wir dann jedoch gleich länger bleiben als geplant, da es in Argentinien eine Pflichtversicherung für Autos gibt. Die Suche nach einer Versicherung beanspruchte dann einen ganzen Tag, da in der Stadt das Internet ausgefallen war. In 3 Tagen hatten wir alles in Argentinien erledigt und uns nicht die Zeit genommen viel mehr anzuschauen. Doch auch so sieht man schon ziemlich schnell, dass das Land um Einiges reicher ist als Bolivien oder Peru. Der Norden Argentiniens hat jedoch nicht besonders viel zu bieten, da er wie auch der Norden Paraguays hauptsächlich aus Steppe besteht. Wir fuhren also 600km auf einer endlos geraden Straße ohne eine einzige Kurve 10 Stunden durch den Chaco bis wir an die Grenze nach Paraguay kamen. Aus Argentinien verabschiedete uns die wohl freundlichste und gut gelaunteste Grenzbeamtin der Welt. In Paraguay war Flo direkt wieder zuhause bei dem witzigen Sing-Sang Dialekt und den gemütlichen Menschen die den ganzen Tag an ihrem Terere (ähnlich wie Mate) nuckeln.

Generell ist Paraguay für Touristen kaum erschlossen, da es auch einfach nicht viel zu sehen gibt. In Asuncion gibt es einen Platz um den sich ein paar Kunsthandwerker versammelt haben, jedoch nicht zu vergleichen mit den gigantischen Märkten in Peru, Bolivien, Ecuador. Sehenswert in der Hauptstadt ist der Regierungspalast. Ein, für eine Regierung eher kleiner, rosafarbener Palast hinter und neben dem sich viele arme Menschen in Wellblechhütten angesiedelt haben und ein kleines Slum entstanden ist. Das spiegelt die extreme Schere zwischen Arm und Reich in dem Land ziemlich passend wieder. Wir schlenderten über einen großen Markt, in dessen Gewusel man sich nur verirren kann und fuhren anschließend zu Flos ehemaligem Projekt.
Auf dem Weg zu Lisa & Uli, seinen deutschen Gasteltern, hielten wir direkt ein paar Mal an der Straße um alte Freunde von ihm zu Begrüßen. Die Familien leben in kleinen Hütten am Straßenrand in der Nähe eines alten Steinbruchs. Flos Projekt umfasste damals verschiedene Aufgaben: Morgens brachte er mit dem aus Spenden finanzierten Schulbus die Kinder zur Schule und holte sie Mittags wieder ab. Mit den Frauen aus dem Projekt machte er verschiedene Kurse (Computer, nachhaltige Landwirtschaft etc.) die alle zum Ziel haben sollten, dass die Frauen mehr Selbstbewusstsein bekommen, sich von ihren Männern nicht unterdrücken lassen und irgendwann selbstständig Geld verdienen können. Außerdem half er seinen Gasteltern auf deren kleinem Bauernhof. Nachdem wir ein paar der Frauen in ihren Häusern überrascht hatten fuhren wir weiter zu Lisa & Uli. Dort wurden wir direkt von einer Hundeschaar empfangen (7 Stück, wovon einer unseren frisch gebackenen Erdbeerkuchen verputzt hat ;-) ) und überraschten die Family, denn Lisa wusste zwar, dass wir irgendwann kommen wollten aber nicht wann. Wir tranken also einen Begrüßungs-Terere, übergaben die Mitbringsel und quatschten.
Wir fühlten uns direkt wir im Urlaub! Das Wetter war endlich wieder angenehm warm, die Gegend ist wunderschön und das Grundstück von Lisa & Uli ein Traum!!! Wir entspannten in der Sonne, halfen beim Mauern eines neuen Hühnerstalls, halfen in der Küche und was so anfiel. Nebenher suchten wir neue Begleiter für Alfonso, den müssen wir bis Ende August nämlich verkaufen. Interessenten sind schon da, aber noch steht nichts Endgültiges fest. Zwischendurch besuchten wir alle möglichen Freunde von Flo, kochten gemeinsam, quatschten und tranken Terere oder Caipirinha.

In einer Woche trennen sich dann schon unsere Wege, denn Helen geht mit Papa & Hannah nochmal 3 Wochen in die USA durch die Nationalparks und Flo fliegt Ende August aus Buenos Aires zurück in die Heimat. Wir hatten ein wundervolles, erlebnisreiches, gemeinsames Jahr. Sind beide immer noch überrascht, wie gut das Zusammenleben auf so engem Raum für so lange Zeit funktioniert hat und wollen die Erfahrungen und Freunde die wir unterwegs gesammelt haben nicht mehr missen!!!

Mittwoch, 20. Juli 2016

Von Todesstraßen und Abenteuerurlaub zu viert

Gefahrene Kilometer: 33750
Wir entschuldigen uns schon einmal für die Länge dieses Blogeintrages. Daher haben wir ihn in Kapitel unterteilt, sodass Leser mit Zeitnot sich rauspicken können, was sie am meisten interessiert.
....und ebenso bei den Bildern fiel uns die Auswahl schwer. Vor allem auch Dank unserer 2 begabten Extra-Fotografen Jill & Anna.

Von Holperstraßen und Reifenpannen
Nach unserem Dschungelabenteuer hatten wir eine gute Woche bis Helens Freundinnen kamen um durch den Süden Perus zu Reisen. Davor wartete jedoch noch ein Abenteuer auf uns, denn die Straße die wir wählten, war zwar von den Kilometern die Kürzeste, jedoch mit Sicherheit auch die Schlechteste. In unendlichen Serpentinenkurven schlängelten wir uns bergauf und –ab und das meistens auf Stein- oder Erdstraßen und vor allem einspurig und ohne Leitplanken. Mit einem Durchschnittstempo von 20km/h und insg. 5 Reifenpannen fuhren wir also in 4 Tagen nach Huaraz. Auf dem Weg erfuhren wir abermals die Gastfreundschaft, Offenheit und Neugier der Peruaner. Einmal bekamen wir, als wir nur nach Wasser gefragt hatten, eine Schüssel voll Yucca Brei und eine halbe Kochbananenstaude geschenkt. Ein anderes Mal, als wir in einem Dorf 3 Reifen flicken mussten saß den ganzen Nachmittag eine Schaar Kinder mit Helen im Auto und schaute Bilder der Reise, während Flo beim Reifenflicken half. Am Ende bekamen wir einen, zwar ziemlich abgefahrenen aber immerhin funktionstüchtigen Reifen geschenkt, da unser Ersatzrad nichtmehr zu retten war. Einen Reifenwechsel schaffen wir inzwischen übrigens in etwa 12 Minuten, wir werden immer besser!
Dank der schlechten Straße kamen uns in den 4 Tagen kaum Autos entgegen und da wir so langsam fahren mussten konnten wir die wunderschöne Landschaft in vollen Zügen genießen. Diese änderte sich ständig: Erst dichter Wald, dann gigantische, felsige Berge, dann saftig bewachsene Hochebenen die an die Hobbit Landschaft erinnern, dann wieder Felsen in allen möglichen Farben und als wir schließlich den Kamm der Anden überquert hatten auch Kakteen.
Am letzten Tag erwartete uns, trotz dem lange ersehnten Asphalt, der abenteuerlichste Teil der Strecke: in engen Serpentinenkurven schlängelte sich die Straße an extrem steilen und tiefen Abhängen entlang durch die gigantischen Berge. Als wir die Höllenstraße endlich geschafft hatten und im Tal angekommen waren hörte der Asphalt wieder auf und wir hatten bis es dunkel wurde wieder eine Holperstraße. Als wir dann wieder auf Asphalt kamen erwartete uns ein weiteres Abenteuer: die Straße, immernoch einspurig, führte nun durch zahlreiche Tunnel, unterbrochen von Passagen mit hunderte Meter tiefen Abhängen ohne Leitplanke neben der etwa 2,50m schmalen Straße . Man musste also wieder fleißig hupen um nicht im Tunnel auf Gegenverkehr zu treffen. Glücklicherweise war auch diese Straße nur sehr wenig befahren.
Als wir endlich in Huaraz angekommen waren wartete ein Glückstag auf uns: In Huaraz gibt es eine Familie, die sich wohl auf Reifen spezialisiert hat: ein 70 jähriger Mann hat eine Llanteria mit einer riesen Auswahl und mind. 3 seiner Söhne haben inzwischen ein eigenes Reifengeschäft. Insg. hat der Mann 25 Kinder von "nur" 5 Frauen – als er uns das erzählt hat strahlte er stolz. Jedenfalls machten wir dank Flos Charme und Handelskünsten ein richtiges Schnäppchen und bekamen 3 Super Reifen für knapp 100€. Auch ein paar weitere Wehwehchen Alfonsos konnten wir schnell reparieren und waren somit gewappnet für den Besuch der Mädels und hatten sogar noch etwas Zeit die Berge zu genießen.
In der Nähe von Macashca, ein kleines Dorf südlich von Huaraz, fanden wir einen wunderschönen Parklpatz mit Bergpanorama, Fluss und immer wieder vorbeiziehenden Kuh und Schafherden. In dieser Idylle blieben wir einen guten Tag, genossen die Sonne und erholten uns von der anstrengenden Fahrt.Und auch Lana konnte sich richtig austoben. Sie hüpfte glücklich durch das hohe Gras und sah dabei mehr aus wie ein Kaninchen.

Wieder an der Küste
Und schon ging es weiter nach Lima. Sobald wir die Berge hinter uns gelassen hatten kamen wir in die Wüste. Wie wir später erfuhren, ist wohl die komplette Küste Perus wüstenähnlich. DiePanamericana führte also geradewegs über die Sanddünen bis nach Lima. Dort fanden wir den perfekten Parklpatz. Die Halbinsel "La Punta" ist wohl das Reichenviertel der Stadt, mit sogar einer eigenen Polizei. Einer der Beamten brachte uns zu einem Platz wo wir übernachten konnten. Direkt an der Strandpromenade in der Nähe einer öffentlichen Toilette, so einen Luxus hatten wir schon lange nicht mehr! Direkt nebenan war ein großes Fußballfeld, zu Lanas und unserem Vergnügen. Denn sobald ein Team auf dem Platz trainierte wurde Lana ganz wild und wollte dem Ball hinterherlaufen. Sie sprang also aus Alfonso, nahm Anlauf und hüpfte mit einem großen Satz direkt ins Netz, das das Feld einzäunte. Da hing sie dann zappelnd wie ein Fisch bis Flo sie befreite. Noch ein paar Mal wiederholte sie das Spiel, bis sie ein Loch im Netz fand und mit den Jungs übers Feld rannte.

Dann holten wir Jill und Anna vom Flughafen ab. Leider war Jills Rucksack nicht direkt mitgekommen und wir mussten am nächsten Morgen nochmal zurück, aber das klappte dann Gott sei Dank problemlos. Da es in Peru und vor allem in den Bergen nachts ziemlich kalt wurde schliefen wir die ganze Zeit zu viert im Auto, doch Alfonso ist ein richtiges Raumwunder und es wurde nie zu eng. Sobald wir Jills Rucksack hatten fuhren wir weiter nach Pisco, denn aus dem Verkehrschaos der Hauptstadt wollten wir schnellstmöglich raus. Obwohl es recht kalt und bewölkt war, da in Peru gerade Winter ist, wollten wir mindestens einmal ins peruanische Meer springen und fanden auf dem Weg den perfekten Strand. Es war gar nicht so kalt wie erwartet, doch die heiße Schokolade danach tat trotzdem richtig gut. In Pisco probierten wir direkt das leckere Nationalgetränk "Pisco Sour" (Pisco mit geschlagenem Eiweiß, Zitronensaft und Zucker).

Von Pinguinen und Sanddünen
Am nächsten Tag wollten wir die Bootstour zu den "IslasBallestas" machen. Wir standen also früh auf und Flo organisierte uns eine Tour, während wir Mädels noch ein paar Minuten länger im warmen Bett liegen bleiben durften. Trotz des trüben Wetters war die Tour wirklich klasse!
Zusammen mit etwa 50 anderen Touristen und einem Guide fuhren wir mit einem 400 PS Boot ½ Stunde zu den Inseln. Dort schipperten wir etwa 1 Stunde um die Inseln mit bizarren Felsformationen herum, beobachteten Seelöwen, Millionen von Vögel die sich auf der Insel tummelten und in großen Schaaren über unseren Köpfen flogen und sahen sogar Pinguine (die Einzigen die in der Wüste leben). Der Guide machte sich einen großen Spaß daraus den Seelöwen die Namen der Touris zu geben. So war Helen eine Robbe die total verschlafen auf einem Fels lag und "am letzten Abend zu viel Pisco Sour hatte", Martini war ein Männchen das sich umgeben von einer Schaar Frauen sonnte. Abgesehen von den unzähligen Vögeln waren die Inseln selbst schon sehenswert. Die Wellen schlugen um die rauen Felsen die teilweise schon richtig unterhöhlt waren und nur noch aus Tunnel und Brücken bestanden. Vom Wasser aus sah man auch eine der berühmten Nazca Linien. Für uns war es eindeutig ein Kaktus.

Zurück an Land fanden wir eine öffentliche Dusche, wo die Mädels unter eiskaltem Wasser den restlichen Deutschlandstaub abwaschen konnten. Mit etwas gesanglicher Unterstützung wars jedoch halb so schlimm.
Der nächste Stopp war der Nationalpark "Paracas" etwas südlich von Pisco. Dieser ist eine einzige große Wüste mit Sanddünen verschiedenfarbiger, bunter Steine. Wir fuhren teils auf den Straßen, die nicht immer eindeutig zu erkennen waren, teils querfeldein mit unserem Offroad Alfonso. Nach einer kurzen Einführung traute Anna sich ans Steuer und cruiste über die Dünen. Schließlich fanden wir einen Schlafplatz mitten in den Dünen mit Blick aufs Meer, tranken Wein und spielten UNO. Nach und nach suchte sich jeder einmal eine Düne um etwas loszuwerden – Lana machte den Anfang.
Nach einer entspannten Zeit in den Dünen umgeben von dem Rauschen des Meeres und Knacken des Windes fuhren wir weiter nach Ica. Mitten in der Stadt befindet sich eine riesige etwa 200m hohe Sanddüne. Wir überlegten also nicht zweimal und kletterten am Grad entlang nach oben. Dort legten wir uns in die Sonne und genossen das gute Wetter. Den Rückweg gestalteten wir unterschiedlich: Flo kugelte die steile Düne runter, Jill & Lana rannten und Helen & Anna liefen wie vernünftige Menschen.
Anschließend gingen wir über einen Obst und Gemüse Markt und die Mädels tauchten direkt in den lateinamerikanischen Trubel ein. Gegen Abend fuhren wir zu der Oase Huacachina. Diese liegt ein paar Minuten westlich von Ica und ist umgeben von riesigen Sanddünen. Das Abenteuerliche: man konnte für knapp 10€ mit einem Dünen-Jeep über die Sandberge heizen und an verschiedenen Stellen auf einem Board die teils richtig steilen Dünen runtersurfen. Flo suchte sich direkt am ersten Abend eine Gruppe, wir Mädels brauchten noch einen Tag Bedenkzeit, waren dann aber sehr froh, dass wir uns noch getraut hatten. Allein die Jeepfahrt war ein Abenteuer, denn jedesmal, wenn der Fahrer oben auf einer Düne langsamer wurde, wusste man, dass gleich ein unglaublich steiler Abstieg kommt. Wir fühlten uns wie in der Achterbahn. Und auch das Dünensurfen war nicht ohne. Erst durften wir an 3 kleineren Dünen üben, dann kamen wir zu den Großen und Steilen – die letzte hatte den Namen "Duna de la Muerte" (Todesdüne). Und tatsächlich hatte diesmal sogar Flo Respekt! Sie war einfach riesig und gefühlt senkrecht steil am Ende, sozusagen die schwarze Piste der Wüste. Wir legten uns also auf den Bauch und rasten hinunter.
Nach einem wirklich tollen Ausflug verwöhnte Anna uns mit ihrer echt italienischen Bolognese, mit Tomatensauce, die sie extra aus Deutschland mitgebracht hatte.

Die Nazca Linien
Nächster Stopp: Nazca. Auf dem Weg machten wir in einer Haltebucht derPanamericana halt und sonnten uns im Sand, da es ab jetzt in die Berge ging und kälter wird. Wir ernteten ein paar LKW-Hupen und fuhren dann weiter zu dem eigentlichen Ziel, den berüchtigten Nazca Linien. Da wir uns den Helikopter aus dem man alle Linien sehen kann für knapp 100€ nicht leisten wollten gingen wir für 1€ auf den Aussichtsturm und sahen einen Baum, eine Hand und den Schwanz einer Riesenechse.
Außerdem besichtigten wir das Maria Reiche Museum. Die Deutsche, die ursprünglich in Cusco als Lehrerin arbeitete, hatte sich die Entdeckung und Erforschung der Nazca Linien zum Lebensziel gemacht. Die Linien sind gleichermaßen beeindruckend wie mysteriös. Es gibt über 100 Linien, Figuren und Bilder. Das größte Bild, ein Vogel, ist über 100 Meter groß und richtig erkennen kann man die ganze Pracht auch erst aus der Luft. Alle Figuren sind in den Sand oder Stein geritzt oder gelegt und sollen über 2000 Jahre alt sein. Kaum vorstellbar, dass das in der langen Zeit jedes Wetter überstanden haben soll.
Diesmal bekochte uns Jill mit ihrem malaysischen Curry, das extra für Helen nicht ganz so scharf wurde wie normal. Zur Verdauung legten wir uns mit unseren Decken vor Alfonso und beobachteten den Sternenhimmel. Einen so vollen und klaren Sternenhimmel hatten wir selten gesehen, man konnte die Milchstraße perfekt erkennen und immer wieder flogen ein paar Sternschnuppen über uns hinweg.

Auf dem Weg zum MachuPicchu
Und dann ging es in die Berge. Die Straßen waren erstaunlich gut und sehr viel besser als erwartet. Bis auf das letzte kurze Stück war die Straße asphaltiert, zweispurig und hatte sogar eine Leitplanke. Über die 4500 Meter hohen Berge mussten wir jedoch trotzdem. Wir statteten uns also mit Cocablättern aus und tranken fleißig Tee – die Blätter wurden schon von den Inkas benutzt um gegen die Höhenkrankheit vorzubeugen, Kopfweh zu mildern und Energie zu tanken. Und auch wenn die Blätter bitter und nicht besonders lecker schmecken, sie helfen wirklich und haben rein gar nichts mit der Kokain Droge zu tun. Da aus den Blättern jedoch das Kokain gewonnen werden kann, ist die Pflanze in den meisten Ländern verboten. Je höher wir in die Berge kamen, desto mehr Lamas, Alpacas und Vicuñas grasten auf den Wiesen. Auf den ersten Blick sehen alle drei ähnlich aus, Lamas sind die größten und Vicuñas die kleinsten. Genauso ist das Fell der Lamas das billigste und das der Vicuñas das edelste. Da kann ein Babypulli gleich mal 200€ kosten. Deshalb bestehen die meisten Peru & Bolivienpullis aus einer Alpaca-Baumwoll Mischung.
Für die erste Nacht in den Bergen mussten wir direkt auf 4400 Metern schlafen und dementsprechend war die Nacht nicht sonderlich erholsam. Es war eisig kalt, trotz Heizung die wir ab und zu anmachten, und vor allem machte uns die Höhe ziemlich zu schaffen. Am Morgen fühlten wir uns wie nach einer durchgefeierten Nacht und beeilten uns so schnell wie möglich wieder in ein Tal zu kommen.

Wir fuhren noch 2 Tage die unendlichen Serpentinen-Bergstraßen bis wir endlich in Santa Teresa ankamen. Dort angekommen parkten wir Alfonso kurz bevor die Schienen zum MachuPicchu Dorf anfangen und starteten die Wanderung nach AguasCalientes. Ca. 4 Stunden liefen wir mit zahlreichen anderen Touristen an den Schienen entlang bei wunderschönem Wetter. Der Weg lief parallel zu einem Fluss im Tal der gigantischen Berge. Direkt am Anfang konnte man schon die Inka Ruinen auf der Spitze einer der Berge erkennen. Müde kamen wir im Hostel an und waren froh, dass die Hostelcrew sich bereiterklärte auf Lana aufzupassen, da wir sie natürlich nicht mit zu den Ruinen nehmen durften. Wir packten unsere Taschen für den nächsten Tag, denn um 4 Uhr morgens wollten wir die 1700 Naturtreppenstufen zum MachuPicchu hochlaufen. Natürlich geht der Besuch der Inkastätte auch sehr viel bequemer, ist aber dementsprechend teuer. Wir sparten uns also die knapp 200$ für Zug und Bus und gingen zu Fuß.
Oben angekommen nahmen wir uns einen Guide, um etwas über die Geschichte und Entstehung der Inkadstadt zu erfahren. Gemeinsam mit der Gruppe gingen wir direkt zum höchsten Aussichtspunkt um dort auf die Sonne zu warten. Wir hatten unglaublich Glück, denn das Wetter war traumhaft und außerdem waren an diesem Tag nicht soo viele Touristen dort. Der Sonnenaufgang war also einmalig. Anschließend führte uns der Guide noch etwa 2 Stunden durch die Ruinen und erzählte uns einige interessante Fakten über den MachuPicchu und die Inkas:

Interessantes zu der Inka Stätte
MachuPicchu heißt eigentlich garnichtMachuPicchu, denn der ursprüngliche Name des Inkadorfes ist verloren gegangen. MachuPicchu heißt "Alter Berg" und ist der Name des Berges hinter dem Dorf. Der berühmte Berg direkt am Dorf heißt WaynaPicchu, was auf der Indigenensprache Quechua "Junger Berg" heißt. Ein weiterer Fact, der allgemein falsch verstanden wird ist der Name Inka. Denn Inka war eigentlich nur der König der Indigenen, das Volk hieß einfach "Pueblo". Entdeckt wurden die Ruinen zuerst von peruanischen Bauern, die auf der Suche nach Land zum Anbau von Mais, Coca, Quinoa etc. waren. Nur zufällig gruben sie ein paar Häuser am Rand des ehemaligen Dorfes aus und nutzten sie um selbst darin zu wohnen. Sie wussten wohl auch, dass dort noch mehrere Ruinen begraben sein mussten, fassten sie aus Respekt aber nicht an und bewirtschafteten das Land etwas unterhalb. Einige Jahre lebten sie also in den Bergen, bis irgendwann ein amerikanischer Forscher vorbeikam, der auf der Suche nach Inka Spuren war. Sie erzählten ihm von ihrem Fund und kurz darauf machten sich zahlreiche Archäologen, Historiker und Forscher an die Ausgrabungen. Sie brauchten etwa 4 Jahre für die Ausgrabung der Stadt die die Inkas in ca. 50 Jahren um 1450 erschaffen hatten. Etwa 2000 Menschen wohnten damals in dem Dorf und es war, als die Spanier kamen und es eroberten, immer noch nicht fertig gebaut. Für die Erbauung kamen immer wieder Männer aus den umliegenden Dörfern oder der Hauptstadt Cusco für 3 Monate und bauten die Terrassen, Häuser und Tempel. Nach 3 Monaten kamen dann die nächsten und so wechselten sich die Arbeiter ab.
Die Terrassen: um in den Bergen die notwendigen Lebensmittel anpflanzen zu können bauten die Inkas Terrassen. Dazu schichteten sie am Hang zuerst Granitsteine die sie aus dem Berg hauten, darauf Kiesel und Sand vom Fluss, darauf eine Schicht Erde und stabilisierten die Terrasse mit einer Steinmauer.
Häuser & Tempel: schon an den Steinen kann man erkennen, ob das Gebäude ein einfaches Wohnhaus oder eine religiöse Stätte war. Für die Tempel wurden viel feiner bearbeitete Steine verwendet, die so passgenau angefertigt wurden, dass sie ohne Mörtel aufeinander hielten. Wegen der Stabilität wurden die Hauswände außerdem nicht senkrecht sondern leicht schräg gebaut, sodass die Häuser unten breiter sind als oben.
Die Steine: generell verwendeten die Inkas nur Steine des eigenen Berges für den Häuserbau. Für das zerkleinern der riesigen Felsen hatten sie eine besondere Technik: Die Granitfelsen haben von Natur aus meist kleine Risse und Fissuren. An diesen hauten sie in regelmäßigem Abstand mit einem Meisel aus härterem Stein Löcher in welche sie trockene Äste steckten. Anschließend übergossen sie das Holz mit Wasser, so dass diese mit der Zeit aufquollen und so den Stein auseinandersprengten.
Glaube der Inkas: die Inkas hatten ein großes Interesse in der Erforschung des Sonnensystems und der Sterne. Um Sternbewegungen exakt beobachten zu können hatten sie unter anderem Wasserbecken auf dem Boden um somit die Spiegelungen zu studieren und nicht direkt in den Himmel zu schauen. Sie bauten unglaublich präzise Fenster in ihre Tempel ein, die am 21.6. und 21.12. einen besonderen Lichteinfall hervorrufen. Außerdem verehrten sie Erde, Wasser, Sonne etc. wie Götter. Wichtig dabei war, dass alles seinen Partner hat. So hat die Mutter Erde (Pacha Mama) ihr Komplementär in dem männlichen Wasser, die männliche Sonne hat den weiblichen Mond als "Partner" etc. Jedes Paar ist aufeinander angewiesen und ergänzt sich gegenseitig.
Partnersuche: die Inkas hatten, im Gegensatz zu machen anderen Völkern eine ziemlich moderne Regelung zur Partnersuche. Hatte sich ein Paar gefunden und verliebt, so musste dieses erstmal ein Jahr lang probeweise zusammenleben um zu testen, ob das Zusammensein überhaupt funktioniert. Lief alles gut, so wurde nach diesem Jahr geheiratet, diese Bindung war dann jedoch für immer. Merkte das Paar, dass es doch nicht so recht zueinander passt, so mussten sie sich trennen. Beide mussten das Dorf verlassen und in ein anderes Dorf ziehen, um sicherzustellen, dass sie sich nie wieder über den Weg laufen.
Der Sonnengruß: auch eine ziemlich coole Tradition der Inkas. Sobald die Sonne aufging und die warmen Strahlen den Menschen ins Gesicht fielen, wurde alle Arbeit stehen und liegen gelassen, um erstmal ein paar Minuten mit zur Sonne gerichteten, geöffneten Handflächen, Energie für den Tag zu tanken.
Unser Guide erzählte uns noch viele weitere interessante Fakten, die wir uns leider auch nicht alle merken konnten. Jedoch merkten wir schnell, dass die Inkas eine ausgesprochen fortschrittliche, für Mensch und Umwelt angenehme Lebensweise hatten. Sie müssen ziemlich ausgeglichene, geduldige, gewissenhafte und intelligente Menschen gewesen sein, was das MachuPicchu Dorf beweist. Allein, dass die meisten der Häuser noch immer stehen da die Steine wegen der peniblen Arbeit stabil aufeinanderliegen. Oder, dass das Wassersystem, dass sie vor etwa 600 Jahren gebaut hat auch heute noch einwandfrei funktioniert.

Und wenn ihr selbst mal zum MachuPicchu wollt: direkt nebenan gibt es ein Hotel, wo man für 1000-8000USD die Nacht wohl gut unterkommen kann (das entspricht fast unserem Reisebudget für ein Jahr).

Nach unserer Tour mit dem Guide bestiegen wir noch den MontañaMachuPicchu. Bzw. da die Stufen teilweise sehr krumm waren und der Abgrund extrem tief, drehten wir Mädels nach der Hälfte um und setzten uns in die Sonne. Kurz vor 5 machten wir uns an den Abstieg und plumpsten nach einer warmen Dusche im Hostel müde ins Bett.
Wir schlenderten noch ein bisschen über den Kunsthandwerksmarkt in AguasCalientes und gönnten uns zum Mittagessen eine peruanische Spezialität: Alpaca Steak. Da wir uns jedoch im Sparurlaub befinden teilten wir uns eine Portion. So bekam jeder einen Löffel Reis, 1 Pommes und ein Viertel Alpaca Fleisch. Lecker wars! Auf dem Rückweg zu Alfonso folgte uns die ganze Zeit ein kleiner Straßenhund der die Nacht sogar unter Alfonso schlief. Es war wirklich schwer seinem Hundeblick zu widerstehen und ihn nicht mitzunehmen, aber man muss ja auch mal vernünftig sein. Also gaben wir ein paar Touristen die wieder zurück liefen ein paar Leckerlies um ihn mit zu locken.
Wir pflückten auf dem Weg noch ein paar Avocados die am Rand der Schienen wuchsen und plumpsten mit schweren Beinen ins Bett.

Cusco& Jills Geburtstag
Etwa 2 Stunden vor Cuscoparkten wir für die Nacht, denn diezwei Franzosen, die wir mitgenommen hatten schwärmten uns von dem Kunsthandwerk-Markt in Pisaq vor. Da Jill am nächsten Tag Geburtstag hatte bereiteten wir am Abend Teig für frisches Brot und leckere Schokobrownies vor. Wir stießen schonmal mit einem Gläschen Rum auf sie an, sangen ihr um 12 aus dem Bett ein Geburtstagslied und am Morgen gabs dann ein super leckeres Frühstück mit Geburtstagsbrownies. Der Markt hielt was er versprach und wir schlenderten bestimmt 3 Stunden durch die Stände. Gegen Mittag kamen wir dann in Cusco an, stellten Alfonso bei einer Tankstelle ab und machten uns auf zur Stadterkundung. Am Abend aßen wir in einem kleinen, süßen Restaurant das peruanische Menü: eine etwas eigenartige Rindersuppe zur Vorspeise, als Hauptgang "LomoSaltado" (klein geschnetzelte Rinderlende mit Tomaten Zwiebelsauce, Pommes und Reis) und dazu einen leckeren Maracuja Saft. Um noch richtig auf Jills Geburtstag anzustoßen gingen wir in eine Bar, tranken Cocktails, spielten Jenga und sangen lautstark zu der 90er Musik mit.
Cusco ist eine wirklich schöne Stadt, die uns allen direkt richtig gut gefallen hat! Eine schöne Altstadt, bei der man noch genau erkennen kann welche Mauern Inka-Überbleibsel sind und welche von den Spaniern darauf gebaut wurden. Dazu riesige Märkte, Künstlerviertel, zahlreichen Bars und Hostels und all das eingerahmt von einem traumhaften Bergpanorama.Es existieren noch viele  Mauern der Inkas, die man genau von denen der Spaniern darübergebaut

Der Titicacasee bei Puno
Auf unserer Weiterfahrt nach Puno nahmen wir eine ältere Frau mit, die in einem kleinen Dorf wohnte und ihren Sohn in der Stadt, wo er studierte, besuchen wollte. Sie hatte insg. 7 Kinder und ernährte sich und ihre Familie von der Produktion von Milch und Käse, was jedoch kaum zum Überleben reicht, wie sie uns erzählte. Schon oft haben wir uns gefragt, wie manche Familien zu Geld kommen, die teilweise richtig abgelegen wohnen und nur von einem kleinen Stück Land oder ein paar Tieren leben. Wie wir mitbekommen haben, ernähren sie sich zum Großteil von dem was sie selbst produzieren und verkaufen ein kleines bisschen davon.

In Puno angekommen fragten wir am Hafen nach einer Tour zu den schwimmenden Inseln und trafen dabei Felix. Er ist 60 Jahre alt und lebt mit seiner 100 jährigen Mutter und 2 seiner 5 Kinder auf einer der Inseln. Mit seinem kleinen Boot nimmt er immer wieder Touristen mit, um ihnen sein Zuhause und das Leben der insg. 2000 Inselbewohner zu zeigen.
Außerdem erklärte er uns ein paar Details zu den "Islasflotantes": Gebaut werden diese aus den schilfähnlichen Wasserpflanzen, die in Ufernähe auf dem See wachsen. Die Grundlage der Inseln sind die schwimmenden Wurzeln der Pflanze. Darauf werden in mehreren Schichten Schilfrohre gestapelt. Da die Rohre von unten nass werden und verrotten, muss alle 15 Tage eine neue Schicht obendrauf gelegt werden. Das dauert je nach Größe der Insel ca. 1 Woche. Insgesamt kann eine Insel ca. 40 Jahre genutzt werden, dann müssen die Bewohner sich eine neue bauen, was 8 – 12 Monate dauert. Auch die Häuser und Boote werden aus dieser Pflanze gebaut. Des Weiteren wird sie als Brennmaterial zum Kochen verwendet und man kann einen Teil davon sogar essen – ein Allrounder also. Es gibt ca. 80 Inseln auf denen insg. 2000 Menschen des Volkes Uro leben. Vor 1 Jahr hat die Regierung jedem Haushalt eine kleine Solaranlage für Strom geschenkt, da die trockenen Inseln, wenn eine Kerze umfällt, schnell abbrennen. Außerdem gibt es inzwischen auch eine Schule und einen Arzt auf den Inseln. Und wenn man mal aufs Klo muss, gibt es eine extra Toiletteninsel zu der man dann erst mit dem Boot hin rudern muss – da darf's nicht dringend sein.
Vor 600 Jahren mussten die Uros vor den Inkas flüchten und zogen sich auf ihre Boote zurück. Viele Jahre lebten sie ausschließlich auf diesen Booten, bis sie anfingen die schwimmenden Inseln zu bauen, die auch tatsächlich mit der Strömung wanderten. Heute sind die Inseln verankert, damit die Bewohner nicht eines Morgens in Bolivien aufwachen. Auch heute leben viele der Familien komplett ohne Geld und bekommen alles was sie benötigen durch Tauschhandel mit Fisch am Land. Jeden Sonntag gibt es dafür extra einen Markt in Puno.
Auf der Hauptinsel aßen wir noch leckeres Ceviche(roher Fisch mit Zitronensaft, Salz, Zwiebeln und Chilli).
bevor es zurück an Land ging.
Zum Abschluss erzählte Felix uns noch ein paar Geschichten über Kondore die sich nachts zu Menschen verwandeln und warnte uns Mädels deshalb uns nachts zu verlieben.

Am Abend wurden wir, und ein Kanadier mit seinem Camper der neben uns geparkt hatte, spontan von einer peruanischen Familie eingeladen. Diesmal lernten wir die Oberschicht kennen. Die Familie (Mutter, Vater, Tochter) hatten ein richtiges Anwesen. Da die Tochter gerne schwamm, bekam sie zu ihrem 3. Geburtstag einen Indoor-Pool geschenkt. Und da die Eltern nicht viel vom peruanischen Schulsystem hielten, haben sie für sie eine Privatschule gegründet. Für die Jahre in der Sekundarschule bekommt sie Hausunterricht.
Die Familie, und vor allem der Opa der gerade zu Besuch war, waren wirklich total freundlich. Sie luden uns ein mit ihnen vor dem warmem Kamin zu sitzen, gaben uns Tee mit Schuss und unzählige Knabbereien, denn draußen war es richtig kalt. Wir spielten verschiedene Spiele, bekamen ein Panflöten Konzert vom Vater und die Frauen tanzten für uns den typischen Volkstanz. Am nächsten Tag durften wir die Dusche nutzen, Wäsche waschen und zum Abschied aßen wir gemeinsam zu Mittag.

Arequipa und derCañonde Colca
Anschließend fuhren wir wieder Richtung Westen zum "Cañon deColca". Als es dunkel wurde fanden wir einen Schlafplatz an einer Lagune. Als wir aufwachten standen einige Vicuña Herden um Alfonso und schauten uns ganz gespannt an. Also Lana rauskam fühlten sie sich bedroht und quietschten wie Quietscheenten. Im Hintergrund sah man die Lagune auf der sich die Flamingos tummelten. Vor dem Frühstück machten wir unter Jills Anleitung eine kleine Yoga Sessionund dann gab's Pfannkuchen mit Karamellcreme und Blick auf die kleinen, süßen Vicuñas.
Als ein Fischer mit frisch gefangenen Forellen der Lagune vorbeikam, kauften wir uns ein paar und machten zum Mittagessen leckeres Ceviche. Bei einem kleinen Spaziergang zum See konnten wir die Flamingos noch von Nahem bewundern und etwas weiter versteckte sich zwischen den Felsen eine Chinchilla Familie.

Am Nachmittag fuhren wir weiter zum Nationalpark "Cañonde Colca", wo die riesigen Kondore zuhause sind. Wir wollten abends in den Park fahren, da wir hörten, dass man nur morgens Eintritt zahlen muss. Also fuhren wir bis in die Nacht, und übersahen dabei wohl ein "Umleitung" Schild. Wir wunderten uns schon, dass die Straße plötzlich so schmal und holprig wurde und dass teilweise riesige Steine auf dem Weg lagen. Schließlich kamen wir an eine Stelle, bei der fast schon eine Stufe bergab überwunden werden musste. Wir schauten die Straße ein paar Meter weiter an und die sah gut aus, also fuhren wir vorsichtig, leicht rutschend und ziemlich wackelnd nach unten. Etwa 200 Meter weiter kam dann jedoch eine noch viel größere Stufe und diesmal bergauf. Das konnte Alfonso niemals schaffen! Also wollten wir umdrehen und merkten schnell, dass Alfonso auch den Rückweg nicht ohne Hilfe schaffte. Wir stiegen allesamt aus und begannen den erdig, rutschigen Weg mit größeren Steinen und Brettern auszulegen um Alfonso eine kleine Rampe zu bauen. Wir brauchten insg. 5 Anläufe und hatten am Ende fast schon eine kleine Steinstraße gebaut, dann brachte Flo Alfonso mit viel Schwung und Glück den Berg hinauf. Uns fiel ein riesen Stein vom Herzen und wir fuhren noch die letzten Meter bis zum "Miradorel Cruz del Condor" wo wir übernachteten.

Am Morgen wurden wir für den Aufwand, hier her zu fahren, gut belohnt. Schon nach kurzem Warten sah man den ersten Kondor durch das Tal gleiten. Mit jeder Minute stiegen die Vögel höher und schon bald flogen sie keine 5 Meter vor unseren Nasen durch die Luft und kreisten dicht über unseren Köpfen. Als immer mehr Touristen kamen, zogen wir uns zurück und frühstückten vor Alfonso in der Sonne.

Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Arequipa, unser letzter gemeinsamer Stopp mit den Mädels. In einem kleinen Dorf kauften wir noch etwas Obst und Gemüse fürs Abendessen und etwas weiter hinten im Laden lag ein komplettes, gehäutetes Alpaca. Für 2,70 das Kilo schlugen wir natürlich zu, denn  das Fleisch ist wirklich lecker. Kurz vor Arequipa suchten wir einen Schlafplatz, machten ein Lagerfeuer und aßen Avocadonudeln und dazu das Alpaca Steak.

Nach einem ausgedehnten Frühstück mit Kaiserschmarrn und Schokofondue fuhren wir in die Stadt. Die Mädels kauften sich ihr Busticket nach Lima und anschließend spazierten wir durch die schöne Altstadt.Für unseren letzten gemeinsamen Abend hatten wir etwas Besonderes geplant: wir wollten gemeinsam Cuy (Meerschweinchen) essen. Im Restaurant angekommen bestellten wir uns ein Cuy zu viert (kostet schließlich 40Soles was etwa 11€ sind). Außerdem fanden wir auf dem Nachbartisch noch ein volles Schälchen Knabbereien, die die Gäste hatten stehen lassen. Die Vorspeise war also auch gesichert. Anna und Jill aßen mutig ihr Viertel und Anna traute sich sogar an den Kopf und verspeiste Bäckchen und Augen. Für Lana nahmen wir die Knochen mit und auch der Rest der leckerenChillisauce wurde eingepackt. 'Zahlt isch!
Wir tranken noch eine Flasche Wein in Alfonso und stießen auf die wirklich tollen 3 Wochen an, die viel zu schnell vergangen sind.
Am nächsten Morgen packten die Mädels ihre Rucksäcke, wir frühstückten gemütlich und brachten sie anschließend zum Bahnhof. Jill will nun noch 6 Wochen durch Ecuador und Kolumbien reisen, bevor sie ihren ersten Job anfängt und Anna muss schon nach den 3 Wochen mit uns wieder zurück an die Arbeit.

Als die Beiden weg waren hatten wir erstmal Organisatorisches zu tun: Eine Verkaufsanzeige für Alfonso online stellen, ein paar kleine Alfonso – Wehwehchen reparieren und den Propantank auffüllen. Zwischendurch machten wir mit dem leckeren Edeka-Bergkäse Käsespätzle und verabschiedeten uns dann auch schon von Peru. Am Sonntag fuhren wir die komplette Strecke von Arequipa bis über die Grenze nach Bolivien.
Die knapp 1 ½ Monate in Peru vergingen wie im Flug und waren, wie der Rest der Reise, einfach nur voller wunderbarer Erlebnisse.


Nun sitzen wir in La Paz und sind dabei Alfonso für den Verkauf aufzupimpen: neue Keilriemen, gesäuberte Zündkerzen, neuer Luftfilter…Und die erste Kaufanfrage kam auch schon. Langsam wird’s ernst!  

Freitag, 17. Juni 2016

über die Anden bis in den Dschungel



Bisher gefahrene Kilometer: 29500

Ecuador Teil 2

Auf dem Weg nach Latacunga liegt die Lagune Quilotoa. Wir machten den kleinen Schlenker um dort ein bisschen Wandern zu gehen. Die Lagune liegt jedoch auf knapp 4000m, weshalb wir, direkt von der Küste kommend, recht schnell außer Atem waren und nur eine kleine Runde liefen. Außerdem fing es an zu regnen, weshalb wir den Rest des Tages gemütlich im warmen Alfonso verbrachten. Vor der Tür kamen immer wieder Straßenhunde vorbei, unter anderem auch ein kleiner brauner Welpe. Nach kurzer Zeit kam Flo mit dem Welpen auf dem Arm in Alfonso und wir verliebten uns auf der Stelle in die Kleine. Sie schlief auf seinem Schoß ein und genoss es im Warmen und Trockenen zu sein. Wir konnten sie einfach nicht mehr in die Kälte rausschicken und beschlossen sie mitzunehmen, sie zu impfen und dann eine Adoptivfamilie zu suchen oder wenn's geht sie selbst mitzunehmen. Also wurde sie gründlich gewaschen, warm eingepackt und schlief die erste Nacht in Alfonso. Wegen ihres wuscheligen und ganz weichen Fells tauften wir sie Lana, was auf Spanisch Wolle bedeutet. Bevor wir sie tatsächlich mitnahmen fragten wir noch die Anwohner, ob sie wirklich keinen Besitzer hat, was diese bestätigten.
Und sie ist ein wirklich klasse Hund! Nach einem Tag stubenrein, liebt Autofahren (am liebsten aus dem Fenster schauend mit flatternden Ohren), hört perfekt auf unsere Kommandos, folgt uns problemlos bei Wanderungen in der Natur, sowie im Gedränge der Städte und hat einen riesen Spaß daran wenn Flo einen Knochen im Gras versteckt und sie ihn suchen darf. Seit dem sind wir also dabei uns zu informieren, wie das mit dem Import nach Deutschland funktioniert und wenn alles klappt lernt ihr sie bald kennen.

In Latacunga wollten wir die Mutter unseres ecuadorianisch-aachener Freundes Rodrigo besuchen und außerdem Pablo, Flos Freund aus Mexiko, mit seiner Freundin treffen. Rodrigos Mutter empfing uns unglaublich herzlich, servierte uns ein leckeres Mittagessen und anschließend gingen wir gemeinsam in die Stadt um Lana zu impfen und Pablo abzuholen. Isabell bestand darauf, dass wir alle im Haus schlafen, und wir hatten sehr viel Spaß beim abendlichen "Uno" spielen und Gesprächen über die deutsche und ecuadorianische Kultur. Den Tag darauf fuhren wir zum nahe gelegenen Vulkan Cotopaxi. Wir wanderten, spielten mit Lana und fuhren am Nachmittag auf der "ruta de los volcanes" (Straße der Vulkane) weiter zu den Iliniza Vulkanen. Dort erwartete uns die erste Straße, die Alfonso nicht schaffte. Auf knapp 4000m, steil und matschig. Wir versuchten es mit Schieben und Brettern unter den Reifen, gaben jedoch nach einer Weile auf und parkten auf halber Strecke. Dann gab es leckeren, frisch gebackenen Apfelkuchen mit heißer Schokolade und anschließend mexikanischen Tequila. 
Fürs Frühstück sammelten wir Pilze und verschiedene, essbare Blätter und Blüten und machten damit ein leckeres Rührei. Wir spazierten über die Wiesen und genossen das traumhafte Wetter und die Aussicht. Lana hatte einen riesen Spaß und hüpfte durch das hohe Gras, blieb aber immer in unserer Nähe. Mittags fuhren wir zurück nach Latacunga, wurden von Isabell lecker bekocht und weiter ging´s nach Baños.
Dort angekommen parkten wir neben einem Thermalbad. Leider war das jedoch nicht so romantisch wie wir es uns vorgestellt hatten, sondern eher ein Freibad mit Thermalwasser. Wir sparten uns also den Eintritt und badeten im Fluss. Auf dem Rückweg erwartete uns ein kleines Abenteuer, denn Flo wurde von einem Skorpion gestochen. Wir fuhren also noch zum Krankenhaus, wo er eine Kortisonspritze bekam und übernachteten gegenüber, um es im Zweifelsfall nicht weit zu haben. Der Skorpion war jedoch Gott sei Dank ungefährlich und für Flo nur wie ein Bienenstich.
Am nächsten Tag schlenderten wir durchs Dorf und anschließend sprangen Flo, Gina und Pablo nacheinander von einer 100m hohen Brücke – mit einem Seil gesichert versteht sich. Helen durfte wegen ihres Rückens nicht Bungee Jumpen, weshalb sie eine gute Ausrede hatte. Nachmittags fuhren wir die "ruta de las Cascadas" (Straße der Wasserfälle) mit einer wunderschönen Aussicht. Am Abend parkten wir neben einem Fluss und einer Mandarinenplantage.
Am nächsten Morgen lernten wir den Mandarinenbauer kennen und er führte uns über sein Grundstück und pflückte uns auf dem Weg eine riesen Tüte Mandarinen, Baumtomaten und Zitronen. Als kleine Revanche luden wir ihn auf einen Kaffee in Alfonso ein und schenkten ihm selbstgemachte Schokolade.

Das nächste Ziel war Riobamba. Dort verabschiedeten wir uns von Pablo und Gina, die weiter an die Küste wollten. Wir besuchten Paola  mit ihrer Familie, Flos Bekannte aus Aachen. Paolas Sohn ist schwer behindert, und wird in Aachen von einem deutschen Arzt gratis operiert, weshalb Andrés & Paula oft in Deutschland sind. Flo kennt die Beiden, da er immer wieder als Übersetzer geholfen hat. Bei der Familie angekommen wurden wir herzlich empfangen. Nach dem Abendessen spielten wir bis spät in die Nacht: erst Schach, dann Skipbo, dann Halligalli dann Memory. Für den nächsten Tag hatten wir einen kleinen Stadtbummel geplant und gingen anschließend Essen. Die Spezialität Ecuadors: Cuy (gebratenes Meerschweinchen). Gar nicht mal so übel, auch wenn es zumindest Helen ziemlich Überwindung gekostet hat. Wir verabschiedeten uns und fuhren weiter die Panamericana nach Cuenca.

In Cuenca bummelten wir durch die wunderschöne Altstadt und kauften uns die typischen Panama Hüte, die jedoch in Ecuador v.a. in Cuenca produziert werden. Am nächsten Tag fuhren wir in den Nationalpark "Las Cajas" wo wir eine kleine Wanderung machten. Eine wunderschöne Hügel und Seenlandschaft, aber auf 4000m sind schon kleine Anstiege, zumindest für Helen, eine echte Herausforderung. Wir sahen eine Gruppe Lamas, die ganz begeistert waren von Lana und immer näher kamen, die wiederum hatte Angst vor den unbekannten Tieren und versteckte sich hinter Flo.

Generell gibt es in Ecuador unglaublich viele Nationalparks und fast alle sind gratis. Ecuador ist zwar ein ziemlich kleines Land in Südamerika, hat aber Alles zu bieten. Von traumhaften Inseln über schöne Strände, die gigantischen Anden, Vulkane, bis zum wilden Dschungel des Amazonas. 
Wir verließen das Land also nach einem Monat mit vielen tollen Eindrücken, neuen Bekanntschaften, kiloweise Kakao und einem super tollen, kleinen Hund.
Um uns den lästigen und teuren Papierkram für die Grenzüberquerung zu sparen, zogen wir Lana kurz vor der Grenze einfach das Halsband aus und tarnten sie dadurch als Straßenhund. Während Flo die Papiere für Alfonso erledigte, spazierte Helen mit ihr einfach rüber nach Peru.

Der Dschungel in Peru

In Peru angekommen war die Landschaft schon wieder ganz anders. Wir fuhren durch eine Art Wüste ohne einen Berg weit und breit, bis wir wieder auf die Anden zusteuerten. Diese überquerten wir um ins Amazonasgebiet zu kommen. In den ersten Fahrtagen machten wir auch direkt wieder Bekanntschaft mit den Polizisten des Landes. Allesamt waren jedoch super freundlich und gaben uns gute Tipps für die Weiterreise. Von der Grenze waren es gut 1000 Kilometer und 4 Tage bis wir in Yurimaguas ankamen – die letzte Stadt im Dschungel, die per Landweg erreichbar ist.

Dort stellten wir Alfonso ab und machten eine 3 Tages Dschungeltour mit einem Einheimischen als Guide. Mit einer Fähre fuhren wir 13 Stunden nach Lagunas, gemeinsam mit zahlreichen Hühnern, Eisklötzen als Kühlschrankersatz für die Einheimischen und weiterer Waren, die es im Dschungel nicht gibt. In Lagunas angekommen holte uns Democrito, unser Guide am Hafen ab, wir fuhren zum Haus der Familie und bekamen noch ein kleines Abendessen. Am nächsten Morgen um 8 Uhr ging's los. Wir packten unsere Sachen und beluden das kleine Fischerboot. Die meisten der kleinen Boote sind aus nur einem Holzstamm geschnitzt und manche davon mit einem Motor ausgestattet.
Eingepackt wurden v.a. Moskitonetz, Matratzen, Kiloweise Reis und Kochbananen und ein Fischernetz und los geht's!

Democrito saß am Steuer und wir konnten es uns bequem machen, genossen die Aussicht, streckten unsere Bäuche in die Sonne und Lana suchte sich ein schattiges Plätzchen. Nach einer Weile kamen wir zu einer Stelle wo sich die kleineren, grau-rosanen Delfine tummelten. Wir machten den Motor aus und schauten ihnen zu. Wirklich beeindruckend, wie nah die Delfine zu den Booten kamen. Dann ging es ab vom großen Fluss in einen Kleineren, der in eine Lagune mündete. Der Nebenfluss war von wildem Urwald gezäumt, so dass wir uns teilweise unter umgefallenen Bäumen bücken mussten und durch ein Meer von Wasserpflanzen fahren. Die Luft war erfüllt von den Stimmen des Urwalds: Papageien, Grillen, Frösche, Affen die in den Bäumen raschelten, das klatschen des Wassers wenn hier und da ein vom Piranha gejagter Fisch aus dem Wasser sprang.
Angekommen an der Lagune suchten wir uns einen Platz zum übernachten und bauten das Lager auf: mit großen Palmblättern legten wir eine Fläche aus um darauf unsere Matratzen und Moskitonetze aufzubauen. Dann spannten wir eine Plastikplane über in die matschige Erde gerammte Baumstämme und banden sie mit Lianen fest. Es sah zwar nicht nach Regen aus, aber sollte er kommen, konnte er uns nichts anhaben. Wir waren sehr froh über Tines Moskitozelt, da so weder Moskitos, Spinnen und andere Krabbeltiere uns einen Besuch abstatten konnten. Und trotzdem lagen wir unter dem klaren Sternenhimmel.
Als das Lager aufgebaut war fuhren wir nochmal kurz raus um das Netz auszulegen um Fisch fürs Frühstück zu fangen. Vor dem Schlafengehen wollte Flo noch eine Runde schwimmen. Kam aber recht schnell wieder aus dem Wasser, da duzende kleine aggressive Fische seine Nippel anknabberten. Helen entschied sich also für den schnellen Eimer am Ufer. Wegen der Moskitos ging das jedoch auch recht schnell.
Die Nacht war wirklich ein Erlebnis. Das Gefühl mitten im Dschungel zu liegen, zwischen allerlei wilden Tieren, unbekannten Krabbelkäfern, Glühwürmchen und in einem Schwarm von Moskitos, denen es egal ist ob man in Autan gebadet hat. Als erstes am Morgen holten wir das Netz ein. Da Lana mit einem Fischskelett das sie gefunden hatte beschäftigt war und nicht mit aufs Boot wollte sind wir ohne sie los. Schon nach kurzer Zeit sahen wir, wie sie sich am Ufer durch das Dickicht schlug um mit dem Boot mitzulaufen. Sie schaute uns immer wieder mit ihren Knopfaugen traurig an, fiebte und versuchte ins Wasser zu gehen um zu uns zu kommen. Glücklicherweise traute sie sich aber nicht, wer weiß, ob Hund eine Piranha Delikatesse ist.

Wir hatten einen großen Fang: bestimmt 6 "Panzerfische" von denen man jedoch nur die Hälfte essen kann, weshalb wir nur 2 behielten, 5 Fische verschiedener Sorten und 4 kleine Piranhas, wovon wir jedoch auch nur 1 aßen, da alle noch recht klein waren. Als wir den ersten Piranha ins Boot geholt hatten wollte Flo natürlich gleich testen, wie spitz sein Zahn denn wirklich ist. Dabei unterschätzte er jedoch, dass der Fisch auch außerhalb des Wassers unglaublich schnell ist und kassierte eine tiefe Bisswunde im Finger. Zurück an Land machten wir ein Feuer und kochten den Fisch zusammen mit Kochbananen in einer Brühe aus Zwiebeln, Tomaten und Salz. Unser ganzes Essen kochten wir mit dem Flusswasser, dass wirklich nicht besonders appetitlich aussieht, da es ziemlich braun und schlammig ist. Das Essen schmeckte jedoch richtig lecker. Wahrscheinlich verfeinerte die einzigartige Umgebung den Geschmack. Nach dem Essen packten wir alles zusammen und fuhren weiter flussabwärts. Da gerade Sommerbeginn im Amazonasgebiet ist, sinkt der Wasserspiegel mehrere Meter. Die Ufer waren also unglaublich schlammig und immer wieder bricht ein Stück vom Ufer ab und fällt ins Wasser. Aus diesem Grund werden die Flüsse jedes Jahr breiter. 

Während Democrito das Boot zum "Rio Negro " steuerte machten wir es uns auf bequem. Dort angekommen tummelten sich die großen, rosanen Delfine im Wasser. Der "Rio Negro" (schwarzer Fluss) macht seinem Namen alle Ehre: mit einem Schlag ist das Wasser nichtmehr trübbraun sondern klar und erscheint schwarz. Das Wasser kommt aus den Bergen und ist deshalb besonders sauber, vermischt mit der Dschungelerde und den Pflanzen die regelmäßig ins Wasser kippen hat das Wasser eine klare, dunkle Farbe. Da es langsam dunkel wurde übernachteten wir in dem kleinen Dorf am Flussufer. Wir durften unsere Matratzen und Moskitonetze in einem der Häuser aufstellen und mussten kein aufwändiges Nachtlager bauen. Im Nachhinein hat uns die Nacht im Freien jedoch am besten gefallen. Wieder legten wir das Netz für unseren Frühstücksfisch aus.

Noch vor Sonnenaufgang standen wir auf und holten das Netz ein. Diesmal war der Fang nicht so groß, aber genug fürs uns drei. Unter anderem war ein halber Fisch im Netz. Da kam uns ein Piranha zuvor und hat den Fisch verspeist. Auf dem Rückweg machten wir bei den rosa Delfinen halt und beobachteten sie eine Weile. Immer wieder kamen sie laut prustend und platschend aus dem Wasser um Luft zu holen. Direkt neben und manchmal auch unter dem Boot stiegen Luftblasen auf und man wusste genau, dass dort gerade ein Delfin vorbeischwimmt. Als sich langsam unsere Mägen meldeten fuhren zurück ins Dorf um unser Frühstück zu machen. Kochen konnten wir auf der Feuerstelle in der Küche – into the wild deluxe eben.

Anschließend fuhren wir flussaufwärts zurück nach Lagunas. Auf dem Weg machten wir an einer Stelle halt, wo der "Ojé" Baum wächst. Dessen Saft, gemischt mit Alkohol und Zucker soll ein wahres Wunderelixier sein. Es hilft gegen Parasiten und gibt einem nebenbei ganz neue Lebenskraft. Wir wollen das natürlich ausprobieren, weshalb Democrito mit uns ein paar der Bäume suchte und wir den Saft sammelten. Mit der Machete schlugen wir Furchen in die Rinde und sammelten das weiße Blut des Baumes. Es war gar nicht so einfach die Tropfen einzufangen und wir waren bestimmt 2 Stunden beschäftigt um 200ml zu sammeln. Lana tobte in der Zeit wie wild durch den Dschungel, hüpfte durch das Dickicht und wälzte sich im schlammigen Ufer und hatte einen riesen Spaß. Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir in Lagunas an.
Wir hatten eine richtig schöne Zeit und unglaublich Glück mit dem Wetter. Zahlreiche Eindrücke, einen Haufen Moskitostiche, ein Piranha(ge)biss und eine Flasche Urwaldmedizin reicher fuhren wir zurück nach Yurimaguas. 

Dort duschten wir erstmal ausgiebig, wuschen auch Lana gründlich und machten uns auf den Weg Richtung Anden. An einer Tankstelle erlebten wir noch ein kleines Abenteuer: Bei den Tankwarten saß ein kleiner, zahmer Affe. Er setzte sich immer wieder auf Motorräder die zum Tanken vorbeikamen, gab uns die Hand, umklammerte uns mit seinem langen Schwanz und dann entdeckte er Lana. Wir mussten sie schnell in Alfonso bringen und alle Türen und Fenster zu machen, damit der Affe sie nicht erwischt, denn er mochte keine Hunde. Er kletterte Minutenlang auf Alfonso herum, blickte in die Fenster, schaute unter das Auto und suchte Lana. Die Tankwarte erzählten uns, dass der Affe aus dem gegenüberliegenden kleinen Zoo kommt und wir beschlossen noch schnell diesen Zoo zu besichtigen um uns die Urwaldtiere nochmal aus der Nähe anzuschauen, ein paar davon erkannten wir wieder...