Mittwoch, 13. April 2016

3 Wochen mit 5 Martinis und Anhang




Am 17. März machten wir uns früh morgens auf zum Flughafen nach Santa Marta um in Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens, Flos Eltern und Anni zu treffen. Der Flughafen Santa Marta ist total winzig und direkt am Strand, so dass man bei der Landung denkt, das Flugzeug setzt im Wasser auf.
Wir suchten schon mal das Hotel, sprangen in den Jacuzzi und die Sauna und legten uns anschließend zu einer Siesta hin. Am Abend fuhren wir zurück zum Flughafen und holten die 3 ab. Ein sehr freudiges Wiedersehen, da vor allem Flo seine Familie seit knapp 8 Monaten nicht gesehen hat.
Wir gingen noch typisch kolumbianisch Essen und plumpsten dann schon bald müde ins Bett. Die 3 waren ja schon seit 5 Uhr morgens deutscher Zeit unterwegs.
Die nächsten drei Wochen wurden sehr luxuriös und entspannt für uns. Die Reiseziele waren schon geplant, wir schliefen immer in Hotels oder Hostels, bekamen leckeres Essen und reisten mit Bus und Flugzeug.
Geplant war:  Ein Tag in Bogota. Von dort mit dem Flugzeug in die Kaffeegegend, wo wir 4 Tage in dem kleinen Dorf Salento verbrachten. Von dort gings mit dem Bus für 3 Tage nach Medellin. An Karsamstag flogen wir nach Santa Marta um in unserem luxuriösen Hostel in Taganga Johannes und Meike zu treffen. Ostersonntag verbrachten wir dort und starteten am Montag die 4 tägige Wanderung zur Ciudad Perdida. Zurück in Taganga hatten wir noch eine entspannte Woche für den Strandort Palomino und den Nationalpark Tayrona. Am Mittwoch den 6.4. verabschiedeten wir die Familie die sich nun noch Cartagena anschauen wollte. Die Zeit verging viel zu schnell!!!
Wir hatten sehr erlebnisreiche und wunderschöne Tage zusammen, die wir nun so gut es geht versuchen zusammenzufassen:

Bogota
Den einen Tag in der Hauptstadt nutzten wir voll aus. Vormittags schlenderten wir über den Hauptplatz, lugten in die Kirche und machten eine vierstündige Stadtführung auf dem Fahrrad. Dabei lotste uns unserer Guide durch das Rotlichtviertel, vorbei an riesigen und sehr kunstvollen Graffitis zum Obstmarkt. Dort durften wir alle möglichen exotischen Früchte probieren, die teilweise sogar für uns noch neu waren. Zum Abschluss führte er uns noch in eine Bar und zeigte uns ein typisch kolumbianisches Spiel namens Tejo: Jeder Spieler bekommt eine schwere Eisenscheibe die er wie eine Boule Kugel gegen eine Art Lehm-Matsch-Wand wirft. Auf der Wand ist aus kleinen Papiertaschen ein Kreis geklebt, Ziel ist es die Scheibe so zu werfen, dass sie innerhalb des Kreises steckenbleibt. Das fiese dabei ist, dass in den Papiertaschen jeweils kleine Explosionskörper versteckt sind. Wenn man also eine davon trifft macht es einen lauten, wirklich enorm lauten, Knall, raucht und riecht nach Silvester.
Nachmittags fuhren wir mit der Seilbahn auf einen Berg, von wo aus man einen gigantischen Ausblick über die ganze Stadt hat.
Da die Kolumbianer für ihre Tänze berühmt sind und zu der Zeit das "iberoamerikanische Theaterfestival" in Bogota stattfand fuhren wir abends zu einer Salsa-Akrobatik Show. Als wir ankamen war die Vorstellung leider schon ausverkauft. Jedoch organisierte uns Flo kurzerhand mit seinem Charme und Überredungskunst kostenfreie Plätze in der ersten Reihe.
Zum Glück hatte es noch geklappt, da uns eine sehr beeindruckende Vorstellung erwartete. DieTänzerinnen und Tänzer wirbelten durch die Luft und vollführten halsbrecherischere Figuren, so dass die Beschreibung "Salsa-Akrobatik" mehr als zutreffend war. Zurück zum Hotel ging es dann mit lauter Latinamusik in einem Taxi, in das wir uns zu 5 quetschten.


Salento
Mit dem Flugzeug gings nach Pereira und von dort mit einem holprigen Bus in das kleine, wunderschöne, turbulent touristische Dorf inmitten der Kaffeezone Kolumbiens.
Wir zogen in eine traumhafte Unterkunft am Rande des Dorfes: Von unserem 5er Zimmer hatten wir durch ein Panoramafenster eine gigantische Sicht über das Tal und die Berge. Außerdem gehörte zu dem Grundstück ein riesiger Garten mit Hängematten, Lagerfeuerstelle, Futterstelle für Papageien, Palmen, bunten Blumen und einem atemberaubenden Blick in alle Himmelsrichtungen.
Die Angestellten, ein nettes Ehepaar mit 2 kleinen Töchtern, waren total herzlich und versorgten uns mit leckerem Frühstück, beobachteten uns abends interessiert beim Würfelspielen und wenn wir unterwegs waren räumte die Frau unser Zimmer auf und sortierte feinst säuberlich unsere komplette Wäsche und Cremetübchen.
Am ersten Abend schlenderten wir durch das Dörfchen und gingen lecker Essen. Die Spezialität des Ortes: "Trucha" = Forelle und dazu "Patacones" = plattgedrückte, frittierte Kochbananen.
Für den nächsten Tag war eine Kaffeetour geplant. Morgens holte uns ein Jeep am Hotel ab und brachte uns zu einer Bio-Kaffeefinca. Dort führte uns ein total nettes Mädchen in die Kaffeeproduktion ein. Und wir mussten sogar selbst Handanlegen: Kaffee pflanzen, ernten, schälen, malen, kochen und schließlich trinken.

Ein paar Facts zur Kaffeeproduktion
Der Kaffee dort ist sogenannter Bergkaffee, da er über  1700 Meter wächst. Er ist sehr mild und etwas  säuerlicher als normaler Kaffee. Kolumbien ist nach Brasilien und Vietnam das drittgrößte Kaffeeexportland. Zusammen produzieren die drei Länder  75% des gesamten Kaffees. In Kolumbien wird jedoch nur Arabica und nicht Robusta angebaut, weshalb der Kaffee von hier ziemlich mild ist. In Kolumbien werden hauptsächlich 3 verschiedene Kaffeepflanzen angebaut. Jede Sorte hat seine Vor- und Nachteile. Die eine hat besonders viele Früchte und wird nicht so hoch, ist also einfach zu ernten. Die nächste ist resistent gegen bestimmte Schädlinge und Pilze und die letzte hat einen besonders feinen Geschmack. Zudem baut die Finca noch Bananen und andere Pflanzen in den Plantagen an, damit eine natürliche Umgebung geschaffen wird, denn im Schatten fühlt Kaffee sich wohler. Eine Kaffeepflanze kann etwa 20 Jahre genutzt werden, bevor sie keine Früchte mehr trägt. Jedoch trägt sie in dieser Zeit nur etwa 5 Jahre lang Früchte, da sie bis zu 2 mal bis zum Boden gestutzt wird und dann erst wieder nachwachsen muss.
Nach dem Ernten, was hauptsächlich Männerarbeit ist, werden die Kaffeefrüchte durch eine Art grobe Mühle geschickt, die die Bohnen von dem Fruchtfleisch trennt. Das Fruchtfleisch kann man übrigens essen, schmeckt leicht süßlich hat aber kein Koffein. Dann werden die Bohnen getrocknet, entweder mit Heißluft oder Sonnenwärme, je nach Wetter. Nun kommen die Frauen ins Spiel: mit prüfendem Blick werden die Bohnen sortiert in 1. Klasse, 2. Klasse und Abfall. Der 1. Klasse Kaffee wird hauptsächlich exportiert, die 2. Klasse bleibt im Land.
Anschließend werden die Bohnen von ihrer zweiten Schale getrennt und schließlich geröstet.
Deutsche Kunden z.B. kaufen die Bohnen jedoch vor der Röstung um sie selbst vor Ort zu rösten. So bleibt der Kaffee frischer.
Bei der Röstung gibt es natürlich auch mehrere Möglichkeiten: mild, mittel, stark. Wobei unsere Führerin die mittlere Röstung bevorzugt, da dabei der Kaffee nicht verbrennt. Außerdem enthalten die Bohnen umso weniger Koffein, je dunkler sie geröstet werden. Je nach Kaffeemaschine oder Brühvorgang kann der Kaffee fein oder grob gemahlen werden. Beim Brühen ist dann noch zu beachten, dass das Wasser nicht kochen sollte, da der Kaffee sonst auch eher verbrennt, einen bitteren Geschmack bekommt und weniger Aroma hat.
Es steckt also ziemlich viel Arbeit hinter einer Tasse Kaffee. Na dann Prost!

Nach der Tour fuhren wir zurück ins Zentrum und schlenderten zu Haris Entsetzen durch die Einkaufsstraße zum Shoppen um einfach das schöne Kunsthandwerk zu bewundern.
Am Nachmittag machten wir Pause in einem sehr schönen Restaurant: man saß zwischen Palmen und bunten Blumen auf verschachtelten Steinterrassen und das Essen war gigantisch! Ob Salat mit Hühnchen, Rindfleisch, vegetarischer Hamburger oder Pilzrahmsuppe in Brot serviert.
Den nächsten Tag verbrachten wir entspannt im Hotel, denn für den folgenden war eine 6 Stunden Wanderung geplant.
Mit einem Jeep gings zu dem Startpunkt des Rundwegs. Wir  spazierten vorbei an Kuhweiden, durch Wald, überquerten Flüsse über waghalsige Seilbrücken und kamen zu einem Kolibrihaus. Dank der vielen Blumen und Trinkstellen versammeln sich dort zahlreiche, verschiedenartige Kolibris die man aus nächster Nähe beobachten kann. Zudem gönnten wir uns einen Drink: die beliebte heiße Schokolade mit Käse.  Die Stärkung war auch notwendig, denn von dort ging es einen knappen Kilometer steil bergauf um schließlich zu den berühmten Wachspalmen zu gelangen, die Nationalpflanze Kolumbiens. Die Palmen werden über 100 Jahre alt, haben einen weißen Stamm der weit hoch in den Himmel ragt.
Die Abende verbrachten wir meist mit Würfelspielen und einem "Cerveza Aguila" oder dem kolumbianischen "Ron de Medellin".
Von Salento fuhren wir mit dem Bus nach Medellin, was den kompletten Tag beanspruchte.

Medellin
In Medellin wollten wir in der Finca eines Freundes unterkommen. Das Haus ist in einem kleinen, ruhigen Dorf am Rande der Großstadt, also der ideale Rückzugsort nach einem Tag in der Metropole. Was wir nicht wussten: Andres Eltern waren selbst auf der Finca und wir sollten gemeinsam mit ihnen in dem Haus wohnen. Eigentlich kein Problem, doch die Schlafzimmer waren allesamt Durchgangszimmer, das Bad ultra klein und die Tür konnte man nur anlehnen. Privatsphäre sollte es in Medellin also nicht geben. Wir schluckten anfangs und überlegten doch in ein Hostel im Zentrum auszuweichen, blieben dann aber doch die drei Nächte bei unseren Gastgebern und im Nachhinein war das auch eine gute Entscheidung – trotz der skurrilen Señora und dem schnarchenden und pupsenden Hund.

Noch am ersten Abend trafen wir uns mit Danilo, einem Freund von Annika, den sie in ihrem Auslandssemester dort kennengelernt hatte. Am nächsten Tag gaben uns die beiden eine kleine Stadtführung. Wir starteten beim Park Aví, von wo eine ewig lange Seilbahn mit toller Aussicht runter in die Stadt führt. Danach besichtigten wir weitere Parks, die Einkaufsstraße, den Plaza Major und legten schließlich im Botanischen Garten eine Pause ein. Dort beobachteten wir gigantische Leguane die über die Wege spazierten und den Geburtstag einer 15 jährigen die in einem Brautkleid durch den Park stolzierte und für Fotos poste. Danilo erzählte uns, dass wohl 70% der Frauen in Medellin mindestens eine Schönheitsoperation hinter sich haben (die Zahl scheint recht hoch, aber man sieht tatsächlich sehr viel mehr perfekte Nasen,  pralle Oberweiten und Hintern als sonst wo). Kolumbien generell und Medellin im Besonderen steht mit an erster Stelle bei Schönheits-OPs. Das traurige dabei: oft werden diese kostspieligen Operationen den Mädchen schon zu dem hier groß gefeierten 15. Geburtstag geschenkt.
Zum Abendessen führte Anni uns in die wahrscheinlich beste Pizzeria Kolumbiens. Es gab Gurken-, Minz- oder Spinatlimonaden zu trinken und die Pizzen waren nicht weniger ausgefallen: karamellisierte Zwiebeln und - Trauben, Spinat, angemachter Salat auf der Pizza etc. Und das alles auf einem lecker knusprigen Boden.
Der nächste Tag war nicht weniger ereignisreich: wir starteten am Morgen mit einem Paraglide Flug über die Stadt. Harri, Flo, Helen und Danilo begaben sich nacheinander in die Lüfte, Helen und Danilo etwas ruhiger, Flo und Harri dafür mit kleinen Kunststückchen und fast schon Loopings.
Am Nachmittag ging Anni dann ihre damalige Gastfamilie besuchen und wir mit Tine und Harri zu "El Peñol" ein gigantischer Stein der mitten in der Landschaft steht, umgeben von zahlreichen kleinen Seen. Da Karfreitag war, waren wir nicht die einzigen mit der Idee den Peñol zu besichtigen. Wir standen also schon auf dem Weg dorthin in einem enormen Stau, so dass wir die letzten 3 Kilometer zu Fuß liefen. Wir fanden einen netten Schleichweg um den Stein herum, kamen jedoch erst bei Sonnenuntergang oben an, so dass es sich nicht mehr lohnte die 700 Treppen auf den Stein hinaufzusteigen.
Karsamstag war schließlich der letzte Tag in Medellin. Wir gingen zum Frühstück in eine leckere Bäckerei ins Dorf, kauften 30 Eier zum Färben und verschiedenes Obst als Mittagessen.
So bemalten wir am Mittag gemeinsam mit Danilo und der Señora Ostereier, bevor es Nachmittags schon wieder zum Flughafen ging, von wo aus wir nach Santa Marta flogen um dort Johannes und Meike zu treffen, die die restlichen Wochen mit uns reisten.

Taganga
In unserem Hostel in Taganga, einem ehemals kleinen Fischerdorf bei Santa Marta und inzwischen beliebtes Touristenziel, warteten die beiden schon auf uns. Wir bestellten frische Säfte und Cocktails und aßen eines der leckersten Essen auf unserer Reise.
Am nächsten Morgen besorgten wir frisches Obst und hatten ein ausgiebiges Osterfrühstück mit stilechten Osterservietten, Lindt-Eiern und Annettes Osterhäschen-Keksen aus Deutschland. Nach der Ostereiersuche auf unseren Zimmern und der Mitbringselsuche in Alfonso gings dann auch schon zum Strand und wir genossen, teilweise zum ersten Mal, das karibische Meer.
Nach einer Siesta in den Hängematten packten wir auch schon unsere Sachen für das nächste Abenteuer: die Wanderung zur Ciudad Perdida.

Ciudad Perdida
Ostermontag, 8 Uhr morgens wurden wir am Hostel abgeholt und fuhren ca. drei Stunden mit einem Jeep zum Startpunkt der Wanderung, wo wir uns nach einem üppigen Mittagessen in den Dschungel begaben. Unsere Guides waren Gabriel, 69 Jahre alt, der schon seit ca. 20 Jahren als Guide  für diese Tour arbeitet und Marinella, eine junge Studentin die als Übersetzerin mitlief.
Die Tour war recht anstrengend aber super schön! Am ersten Tag liefen wir vom Startpunkt ca. vier Stunden zum ersten Übernachtungscamp. Auf halber Strecke gab es eine erfrischende Obstpause, die es generell immer nach zwei Stunden Marsch gab, und abends wurde in Hängematten geschlafen. Früh am nächsten Morgen ging es weiter und der härteste Tag der Tour stand uns bevor. Vormittags liefen wir vier Stunden bis zur Mittagspause, nach reichhaltigem Essen und einem ausgiebigen Bad im kühlen Fluss ging es nachmittags nochmals etwa fünf Stunden über steile Berge zum Nachtlager. Auf dem Weg kamen wir an einem indigenen Dorf aus runden Lehmhütten mit Palmdächern vorbei. Die indigenen "Coguí" Indianer selbst traf man immer wieder auf der Strecke. Alle tragen weiße Kleider oder Kittel und haben lange schwarze Haare, was es oft nicht einfach macht Männern von Frauen zu unterscheiden. Kleine Kinder werden von den Müttern oder großen Schwestern in einem Tuch auf dem Rücken getragen, das an der Stirn befestigt ist. Die Männer sah man hauptsächlich mit Maultieren Waren oder Lebensmittel transportieren, in der Hand ein Kürbisgefäß mit Muschelmehl,  das zusammen mit Kokablättern gekaut wird.
Neben den vielen Höhenmetern die wir zurücklegten brachte zusätzlich die feuchte Hitze den Schweiß in Bächen zum fließen. Der wunderschöne Weg durch dichten Urwald und immer wieder traumhafte Ausblicke über die Dschungellandschaft entschädigten jedoch jeden Schweißtropfen und jede Blase am Fuß. Am dritten Tag kamen wir schließlich zur Ciudad Perdida, die etwa einen Kilometer und 1200 Treppenstufen vom Camp entfernt lag. Oben angekommen erklärte Gabriel vor der gigantischen Kulisse des dichten Dschungels einiges über die Kultur und Rituale der Indigenen.
Die "Ciudad Perdida" (Verlorene Stadt) war von 1000-1500 n.Chr. anscheinend die "Hauptstadt" der Ureinwohner der Sierra Nevada in der ca. 3000 Indigene lebten. Vom Dschungel überwuchert, wurde sie erst 1975 wieder entdeckt und wird seitdem bis heute von den überbliebenen Ureinwohnern als heilige Stätte genutzt. Jeden September versammeln sich dort die rund 30.000 Indigenen drei verschiedener Stämme um Rituale abzuhalten. Zusätzlich ist sie (leider) eine immer beliebtere Touristenattraktion.
Nachmittags ging es wieder vier Stunden auf demselben Weg zurück zu unserem letzten Nachtlager.
Am nächsten Tag kamen wir nach einem noch einmal sehr langen und zährenden Marsch (ca. acht Stunden) müde aber glücklich wieder beim Startpunkt an.
Inzwischen war uns unsere Wandergruppe richtig ans Herz gewachsen und alle fanden es schade sich schon verabschieden zu müssen, auch wenn man doch recht froh war, den Marsch hinter sich zu haben.


Zurück an der Küste
Wieder in Taganga machten wir am nächsten Tag einen Tauchtrip (bzw. die Mutigen tauchten mit Flasche, Tine ging schnorcheln und Helen blieb ganz im Hostel und ruhte sich in der Hängematte aus bevor sie Abendessen besorgte).
Nach einer etwa 10 minütigen Theorieeinweisung ging es mit dem Boot ein Stück die Küste entlang, bis der Anker geworfen und die Tauchausrüstung verteilt wurde. Wir dachten eigentlich, dass zunächst in flachem Wasser geübt wird. Pustekuchen; unter dem Boot konnte man in etwa 5 m Tiefe den Boden erkennen. Nachdem noch ein paar Übungen gemacht wurden und der Instructor der Meinung war, dass wir sicher genug sind, ging es 10-12 m abwärts zu einem Korallenriff. Sehr beeindruckend, die verschiedenfarbigen Korallen, die von tausenden von Fischen in allen Farben und Formen umschwärmt werden.

Trotz sorgfältigem Waschen und Kochen muss irgendwas in dem selbst zubereiteten Abendessen gewesen sein, so dass wir am nächsten Tag alle etwas Magenprobleme hatten. Wir gingen den Tag also entspannt an, und fuhren gegen Mittag zu siebt in Alfonso nach Palomino wo wir uns den Rest des Tages am Strand erholen wollten.
Wenige hundert Meter vor dem Hostel zeigte Alfonso sich mal wieder von seiner besten Seite und blieb mit einer Reifenpanne liegen.  Nach einem kurzen Boxenstopp in der prallen Sonne erreichten wir dann jedoch endlich den schönen, von Kokospalmen gesäumten Strand und legten uns auf die Liegestühle am Strand.

In Palomino wollten wir nochmals mit der Family die Tubing Tour auf dem Rio Palomino machen. Diesmal sorgten wir vor und kauften noch ein paar Bier und Softdrinks für die drei Stunden entspanntes planschen. Wir sahen viele bunte Vögel, riesige Echsen und unterschätzten etwas die Sonne. Ziemlich gerötet kamen wir also zurück ins Hostel zu Tine, die leider nicht mitkonnte und sich dafür eine ausgiebige Mani- und Pedicure gönnte. Am Abend machten wir noch eine kleine Rum und Tequila Probe mit den Flaschen die wir auf unserer bisherigen Reise gesammelt hatten. Eindeutiger Gewinner: Havana Club "Añejo especial" aus Cuba.

Parque Nacional Tayrona
Der Tayrona Nationalpark ist zum Großteil Gebiet der Indigenen und teilweise auch von Drogenplantagen durchzogen. Ein kleiner Teil ist jedoch für Touristen zugänglich und man kann nach einem einstündigen Marsch in einfachen Unterkünften direkt an der Küste das traumhafte, karibische Meer genießen.
Wir ließen Alfonso auf dem Parkplatz zurück und marschierten zuerst zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Traumstrände und den dichten Dschungel im Hintergrund. Außerdem konnten wir ein paar Schildkröten beobachten, die immer wieder aus dem Wasser auftauchten um Luft zu schnappen.
Anschließend liefen wir eine Weile über Stock und Stein, durch Dschungel und über Sandstrand bis zum Campingplatz "Bukaru" wo wir Hängematten für zwei Nächte gemietet hatten. Witziger Weise trafen wir dort zwei alte Bekannte: unsere Couchsurfer aus Cancun, die sich Anfang des Jahres selbst auf Reisen begeben haben und die vergangenen drei Wochen in dem Camp gearbeitet hatten.
Wir gingen noch kurz zum Strand und holten uns auf dem Rückweg unser Abendessen: super leckere gefüllte Hefebrötchen von der Bäckerei nebenan. Endlich mal ein Gebäck, dass auch wirklich satt macht.
Den nächsten Tag verbrachten wir komplett am Strand. Definitiv sind die Strände hier mit die schönsten unserer Reise: das karibische Wasser ist klar und türkisblau, im Hintergrund ist dichter, bergiger Dschungel und um die großen Felsen im Wasser tummeln sich bunte Fische die man beim Schnorcheln beobachten kann. An diesem Abend kam Abschiedsstimmung auf, denn die gemeinsame Kolumbientour war nun schon vorbei und wir sinnierten bei einem letzten gemeinsamen Bier inmitten des Dschungels über unsere zahlreichen Erlebnisse. Die drei Wochen waren für uns wie Urlaub und wir genossen das bisschen Heimat im fernen Kolumbien sehr.

Am Morgen ritten wir auf 7 Pferden zurück zu Alfonso, frühstückten dort noch einmal das leckere Schokobrot und brachten die Familie zum Bus nach Cartagena wo diese ihren letzten Urlaubstag verbringen wollte, bevor es zurück geht nach Deutschland. Nach dicken Umarmungen gingen wir zurück in den Park, denn wir hatten unsere Pläne geändert: anstatt direkt weiter zu fahren in die südöstlich gelegene Wüste Guajira  wollten wir noch länger in dem traumhaft schönen Nationalpark bleiben. Um jedoch nicht so viel Geld für Übernachtung und Essen zu zahlen, Alfonso darf nämlich nur bis zum Parkplatz am Eingang, wollten wir im Camp Bukaru als Voluntäre für Kost und Logis arbeiten. Da unsere mexikanischen Freunde am Abend zuvor gekündigt hatten, kam das dem Besitzer ganz gelegen und wir starteten am Nachmittag direkt mit Tellerwaschen, Zelte richten…

Als Voluntäre im Camping Bukaru
Generell sollte unser Arbeitstag recht entspannt aussehen: Am Morgen halfen wir in der Küche beim Frühstückmachen und Spülen, was hauptsächlich Helen übernahm. Flo kümmerte sich währenddessen um den Müll, sortierte Plastikflaschen, Bierdosen und brachte alles zu der Stelle, wo die Pferde kamen um den Müll abzuholen. Anschließend hatten wir erstmal frei und machten gegen 12 unsere Runde über den Campingplatz: Zelte ausschütteln und benutzte Bettlaken ausräumen, die Hängematten ausschütteln und schauen ob was liegengeblieben ist. Wenn die liegengebliebenen Sachen bis zum nächsten Tag nicht abgeholt wurden durften wir sie behalten. Wenn neue Gäste kamen brachten wir sie zu ihren Schlafplätzen, erklärten ihnen wann die Duschzeiten sind, an welchen Stränden man baden darf und dass sie wegen des Caimans besser nicht im Fluss baden sollten. Nach dem Mittagessen hatten wir wieder frei, bis am Abend die ersten Bestellungen kamen und wir in der Küche helfen konnten. Abends saßen wir dann oft mit den Angestellten oder Touristen zusammen, quatschten, spielten mal Gitarre oder UNO und hatten hier generell sehr viel entspannte Zeit zum Lesen und Ausruhen.

Das Team war wirklich nett und wir hatten viel Spaß mit Nelly, Felix und Victor. Die drei sind neben dem Ehepaar mit Baby, denen der Campingplatz gehört, fest angestellt und wohnen auf dem Gelände. Felix ist seit er 14 ist hier und wohnt seit diesen 30 Jahren in einem mini kleinen Zelt unter den Touristen. Er hat einen sehr starken Sprachfehler, was in Kombination mit dem sowieso schon schwer verständlichen Küstendialekt "Costeño" es fast unmöglich machte sich mit ihm zu unterhalten. Victor ist erst seit einem Monat angestellt, gemeinsam kümmern sie sich um alles was so anfällt um den Campingplatz in Schuss zu halten: Wasserleitung und Motor für den Strom am Abend warten, Pferde füttern, Müll einsammeln, Palmen in Zaum halten… Nelly ist zuständig für die Küche und Wäsche, nebenher putzt sie die Ferienhütten und schmeißt, wenn die Besitzer nicht da sind, die Rezeption. Nelly hat 3 Kinder (14, 12 und 10 Jahre alt), die eine Stunde vom Park entfernt bei ihrer Oma leben und ihre Mutter nur einmal im Monat sehen. Dieses Wochenende kamen sie zu Besuch. Vor allem die zwei Jungs sind total goldig, aufgeweckt und super lieb und wir hatten sehr viel Spaß mit ihnen. Nelly verriet uns auch noch, dass sie nur knapp mehr als den Mindestlohn in Kolumbien verdient (der liegt etwa bei 180€). Da sie wirklich selten mal eine Pause hat half Helen viel in der Küche, übernahm das Spülen, Gemüse schnibbeln, Pommes frittieren, Teller anrichten und servieren, bis sie am Ende die Gerichte teilweise komplett zubereitete und für die Angestellten Mittagessen kochte.
Auch mit den Jungs der Bäckerei neben dem Camp freundeten wir uns an und saßen fast jeden Abend bei einem Bier beisammen. Einmal schauten wir auch beim Zubereiten der Brote über die Schulter. Sobald wir wieder Gas in Alfonso haben, werden wir versuchen sie nachzumachen.

Da wir einen wirklich entspannten "Arbeitsalltag" hatten, verbrachten wir viel Zeit lesend in den Hängematten, am Strand, beobachten die Tiere und machten eine 4 Stunden Wanderung zu "El Pueblito", einem Indigenendorf im Park. Vor allem der Weg dorthin war traumhaft schön! Über Palmenwiesen, Dschungel und später halb kletternd halb hüpfend über große Felsbrocken den Berg hinauf. Oben angekommen sah man wieder die typischen Hütten der Einheimischen wie auch schon auf dem Weg zur Ciudad Perdida. Irgendwie fühlten wir uns jedoch, als würden wir durch die Vorgärten der Indigenen stapfen, die teilweise in ihren Hütten saßen oder Wäsche zwischen den Bäumen aufhängten. Wir blieben also nur kurz und packten aus Respekt unsere Kamera gar nicht erst aus.

Die Tierwelt hier ist allein schon die Reise wert. Im Camp laufen überall riesige, bunte Eidechsen rum und manchmal entdeckt man in den Palmen auch einen knapp 1m langen Leguan. Direkt hinter der Rezeption hat eine Affenfamilie ihr Zuhause, in der Luft fliegen Geier, Adler, Papageien, Tucane, Kolibris, Pelikane, Flamingos und andere lustige Wasservögel und in dem Fluss am Camp lebt eine dreiköpfige Caimanfamilie (eine Art Krokodil) mit 3-4m Länge. Meist standen wir mit der Sonne oder noch etwas davor auf um die Tiere und den knallroten Sonnenaufgang zu bewundern.

Nach einer schönen, entspannten, und mal ganz anderen Woche in dem Camp machten wir uns schließlich auf den Weg zur Guajira Wüste, denn es gibt noch so viele Dinge zu sehen auf unserer Reise durch den Norden Südamerikas.