Montag, 21. Dezember 2015

Einmal quer durch Mexiko



bisher gefahrene Kilometer: 15000

Das Treffen mit Helens Freund stellte sich als lohneswerter raus, als wir hätten erwarten können: Seine Familie besitzt eine recht edle Autowerkstatt und  wir wurden eingeladen, mit Alfonso zu einem Gesamtcheck vorbeizukommen. Dabei stellte sich heraus dass unsere Bremsen dringend erneuert werden mussten. Die Mechaniker bastelten also den halben Tag an Alfonso, checkten ihn von Kopf bis Fuß durch, bauten nagelneue highquality Bremsen ein, füllten die Räder mit Nitrogen, so dass wir jetzt mit Mopsgeschwindigkeit über die Schlaglöcher hinwegfliegen. 
Am Ende kostete uns die Reparatur umgerechnet 40€, und wir bekamen von Franco noch Additive, Kühlmittel und Öl im Wert von 30€ geschenkt. Ein leckeres Mittagessen bei seiner Mama in deren Luxusheim gab's gratis dazu. 

Nach Colima ging es 17 Stunden Fahrt weiter nach Puebla. Dort trafen wir einen weiteren Freund von Flo, den er beim Reisen durch Guatemala vor 3 Jahren kennengelernt hatte. Jorge war damals mit seinem 70  jährigen, total goldigen Vater auf Reisen. Bei ihm hatten wir wieder die Gelegenheit zu duschen, Wäsche zu waschen und ausgiebig die Toilette zu nutzen. ;-)

Wir schlenderten durch Puebla, eine sehr schöne, kolonialistische Stadt, bewunderten die größte Kirche Mexikos und probierten allerlei Spezialitäten. Generell versuchen wir überall wo wir sind das typische Essen zu probieren, was gar nicht so einfach ist, da fast jedes Dorf seine eigenen Rezepte hat. Am Abend fuhren wir gemeinsam nach Chulula, eine angrenzende Kleinstadt die zur einen Hälfte aus Studentenviertel mit endloser Kneipenstraße und zur anderen Hälfte aus Indigenen mit Märkten, Kirchen und süßen kleinen Lädchen besteht. Dort stiegen wir auf eine alte, nahezu komplett eingewachsene Pyramide, auf die obendrauf von den Spaniern eine Kirche gebaut wurde. Von oben hatten wir eine wunderschöne Aussicht über die Stadt und das Feuerwerk zu Ehren der "Virgen de la Guadalupe" (der wichtigste kirchliche Feiertag Lateinamerikas, zu Ehren der einzig dunkelhäutigen Heiligen). Wegen dieses Feiertags sind übrigens schon Tage davor die meisten Straßen, inkl. Autobahnen, verstopft, da die Gläubigen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf LKW in Schritttempo zu bestimmten Kirchen pilgern.

Am nächsten Morgen konnten wir das Spektakel der Virgen de la Guadalupe live erleben. Im Dorfzentrum wurden lautstarke Raketen abgefeuert, Mariachis spielten ihre Lieder und endlose Pilgerzüge mit gigantischen Blumengestecken und Statuen trafen in die Kirche ein. Am Abend wurden wir zu einer Grillfeier bei einer Freundin von Jorge eingeladen.

Anschließend ging es wieder zur Küste, diesmal der Golf von Mexiko. In Ciudad del Carmen trafen wir einen weiteren Freund von Flo, der ziemlich wohlhabend ist und eines der besten Restaurants der Stadt besitzt. Dort und in anderen teuren Bars wurden wir von ihm und seinen Kumpels die nächsten Tage großzügig durchgefüttert. Schlafen durften wir in seinem gut klimatisierten Zimmer – dank der extremen Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit eine willkommene Abwechslung zu Alfonso, der mit dem kleinen 12 Volt Ventilator die stickige Suppe im Inneren lediglich umrührt. Flo könnte teilweise eskalieren! (Während für Helen vor allem die Moskitos eine Plage sind…die stechen irgendwie nur sie) 

Damit wir auch die nächsten Tage nicht verhungern, schenkte uns Gaston zum Abschied eine prall gefüllte Tasche mit Essen aus dem Restaurant (Käsekuchen, 1 Kilo Käse, Kaffee, süße und salzige Tamales (=in Maisblättern gekochte Teigtaschen aus Maismehl und Butter mit variierender Füllung)) und zudem eine Geschenktasche mit allerlei Groß- und Kleinigkeiten (Mückenspray, Après Sun, Mandalabuch für die Fahrt, Spiele, Süßigkeiten…) im Wert von etwa 60€.

Nach einem üppigen Frühstück verabschiedeten wir uns von Gaston und verbrachten den Rest des Tages an einem wunderschönen einsamen Strand, wo nur ab und zu ein Fischerboot vorbeikam. Als eines davon direkt neben uns anlegte um den Fang an Land zu bringen fragten wir, ob sie uns nicht einen Fisch fürs Abendessen verkaufen. Wir sahen wohl sehr ausgehungert aus, also schenkten sie uns 2 super leckere Fische, die wir am Abend in der Glut unseres Lagerfeuers grillten.

Das einzige Manko dieses Strandes war, dass mit der Dämmerung unglaublich viele Moskitos kamen. Wir sprühten uns also direkt mit Anti-Mücken-Spray ein und zogen lange Hosen an. Jedoch waren sie gnadenlos und Helen erweiterte Ihre Moskitostich-sammlung um weitere 500 Stück. (Insgesamt sind es nun etwa 800 Stiche aus Mexiko und ihre Beine, Füße und Fußsohlen (!!!) haben sich in einen Streuselkuchen verwandelt.) Die Hitze in Alfonso und das Jucken der Stiche machten die kommenden Nächte recht kurz und wenig erholsam.

Die nächste Station war Campeche: eine kleine Stadt direkt am Meer, deren Zentrum von einer großen Mauer umgeben ist, da sie früher immer wieder Piratenangriffen ausgesetzt war. Anschließend fuhren wir nach Mérida, besuchten eine weitere Freundin von Flo, schlenderten über Märkte und durch die wieder sehr kolonialistische Stadt. Am nächsten Morgen kamen 2 weitere Freunde zum Frühstück in Alfonso: wir servierten Vollkornpfannkuchen mit Obstsalat.

Mittags ging es weiter nach Cuzamá, ein Maya-Dorf in welchem es wunderschöne "Cenotes" gibt. Cenotes sind Wasserlöcher in denen man baden kann, in diesem Fall liegen sie unterirdisch in kleinen Tropfsteinhöhlen. Über Leitern steigt man etwa 10 Meter hinab und geht dann in dem nochmals 10 Meter tiefen, blauen und angenehm lauwarmen Wasser baden. Durch Löcher in der Decke dringt das Tageslicht wie Scheinwerfer in die Höhle und die Sonnenstrahlen brechen sich in dem kristallklaren Wasser. Wirklich unglaublich!!!

Am Nachmittag fuhren wir weiter nach Izamal, eine kleine Stadt in der alle Häuser und Gebäude in dem gleichen Gelbton gestrichen sind. Dort machten wir uns eine super leckere Lasagne, gönnten uns noch eine Art Crèpes mit Marmelade und Käse von einem Straßenstand und suchten ein Schlafplätzchen.

Heute fuhren wir früh los zu Chichen Itza, eine alte Maya Stätte mit einem noch sehr gut erhaltenen Tempel, und gleichzeitig eines der 7 Weltwunder (Mit dem Grand Canyon nun das 2. auf unserer Reise). Die Tempel waren wirklich beeindruckend und auch die vielen Verkaufsstände der Indigenen mit in filigraner Handarbeit gearbeiteten, Figuren, Schmuck, Blusen etc. sind sehenswert. In Yucatan sind wir inzwischen durch einige Maya Kommunen gekommen, in denen auf der Straße auch noch Maya gesprochen wird und die Bewohner zum Großteil Maya mit Nachnahmen heißen.

Zum Abschluss möchten wir euch noch einen kleinen Einblick in unseren Alltag geben: 

wir stehen meistens recht früh, teilweise sogar mit der Sonne auf, da Alfonso mit jeder Stunde wärmer wird. Nach einer Schmusesession mit Lisa gibt es ein ausgiebiges Frühstück: frisch gebackene Vollkornbrötchen, Pfannkuchen, Porridge, Müsli oder einfach Obstsalat mit frischen exotischen Früchten. Nach dem Frühstück nehmen wir uns noch ein paar Minuten Zeit und trainieren Lisa auf Sitz, Komm und weitere Kunststückchen. 

Wenn wir nicht schon an einem schönen Ort sind wo wir den Tag verbringen möchten, fahren wir anschließend 2, 3, und an Fahrttagen auch mal 8 Stunden. Das Fahren ist jedoch überhaupt nicht anstrengend, da Alfonsos Sitze schon eher als Sessel zu beschreiben sind, die Landschaft viel zu bieten hat, und wir entweder coole Musik oder ein Hörbuch hören – wodurch die Zeit wie im Flug vergeht. Außerdem gibt es alle 1 – 2 Stunden eine Pipipause für klein Lisa. Und wenn wir an einem der vielen Straßenstände mit frischem Obst und Gemüse vorbeikommen, decken wir uns für wenig Geld mit den verschiedensten Leckereien ein.

Mittagessen bereiten wir meistens in Alfonso zu, außer uns lacht an einem Straßenstand oder auf einem Markt eine leckere Spezialität an, die wir natürlich probieren müssen. Und wenn wir mal für kleine Reisende müssen, suchen wir uns entweder einen netten Busch am Straßenrand, eine Tankstelle oder ein Fast Food Restaurant – hat bis jetzt ohne Probleme gut geklappt (sofern das mexikanische Abwassersystem unsere Erzeugnisse ohne "Amigo" (=Pümpel) verarbeiten kann…).

Duschen haben wir bis jetzt oft bei Flos Freunden gefunden, alternativ gibt es eine Flasche Wasser über den Kopf gekippt. Unseren Wassertank können wir an Tankstellen oder Restaurants kostenlos auffüllen und Trinkwasser bekommt man für ca. 60ct pro 20l in jedem kleinen Supermarkt.

Am Ende eines Tages, bzw. wenn die Sonne untergeht, suchen wir mit Alfonso einen Schlafplatz: entweder bei einer Tankstelle oder Supermarkt, am Straßenrand in kleinen Dörfern oder Städten oder auch direkt am Strand. Bis jetzt gab es keinerlei Probleme etwas zu finden, und wenn mal die Polizei kommt und klopft, dann meist nur um zu fragen, ob es uns gut geht ;-).

Dann gibt es noch Abendessen, meist ein großer gemischter Salat mit frischen Gemüse und Ei oder Thunfisch (manchmal aber auch leckeres Hühnchen aus dem Ofen), und ab und zu ein Gläschen selbst gebrautes Bier oder Cider, oder auch Tequila dazu. Zwischen 8 und 12 bauen wir dann unser Wohn/Esszimmer ins Schlafzimmer um und gehen ins Bettchen.

Das Wetter hier ist bombastisch! Wir hatten erst 2x Regen in Mexiko und sonst Sonne mit 28 bis 35 Grad. Leider kühlt es auch nachts nicht besonders ab, wir akklimatisieren uns jedoch immer mehr und kommen mit der schwülen Hitze inzwischen sehr viel besser zurecht als am Anfang.

Jetzt freuen wir uns auf unseren Besuch der zum Teil morgen (Janek) und zum Teil am 25. (Torgit) kommt. Gemeinsam geht es dann über ein paar Karibik Strände nach Chiapas.

Frohe Weihnachten allerseits!!!

Montag, 7. Dezember 2015

Von Kokosnüssen, Schildkröten, Granatäpfeln und Tequila



bisher gefahrene Kilometer:  11600

Die Fähre brachte uns nach Topolobampo, von wo wir weiter nach Los Mochis düsten und uns am Bahnhof von dem Australier verabschiedeten. Die nächsten Tage ging es an der Küste entlang südwärts. Wir stoppten immer wieder mal um uns im Meer abzukühlen oder Kokosnüsse zu suchen. Ansonsten ging es vorbei an ewig langen Kokosnuss Plantagen, Scampi- und Austernzucht Anlagen. Das Wetter ist inzwischen super warm und an der Küste vor allem sehr schwül.

Auf dem Weg nach Guadalajara legten wir einen Zwischenstopp in Tequila ein, kauften uns Sombreros und probierten ein paar mexikanische Spezialitäten. Abends fuhren wir zu Flos alter Wohnung in Guadalajara und konnten, obwohl keiner seiner damaligen Mitbewohner mehr dort war, Wäsche waschen, duschen, die Toilette benutzen, unseren Wassertank auffüllen und Wifi nutzen – alles was das Herz begehrt. So parkten wir auch vor dem Haus und verbrachten dort die nächsten Nächte.

Wir bummelten durch die Innenstadt und die Markthalle San Juan de Dios (ein riesiger Indoor-Markt, mit hunderten von kleinen Ständen, bei denen man alles bekommt, von Schuhen, Taschen, Decken über Fisch & Fleisch, Obst und natürlich mexikanisches Fast Food.)
Besonders gefielen uns die großen Plätze, auf denen die Mexikaner irgendetwas schnäbern und einfach nur da sitzen. Wir taten es ihnen mit leckeren Bananenchips gleich und beobachteten die Menschen.

Außerdem besuchten wir das Projekt in dem Flo vor 3 Jahren gearbeitet hatte und trafen uns mit dem Padre, dem Pfarrer und Leiter des "templo". Neben dem üblichen Gottestdienst gibt es dort viele Anlaufstellen für die ärmliche Bevölkerung aus der Gegend für wenig oder gar kein Geld: Computerkurse, Musikunterricht, Bäckerei, Näherei und seit neuestem auch einen Zahnarzt.
 In unserer Wartezeit auf den Padre (4 ½ Stunden ;-) ) bastelten wir weiter an Alfonso und unterhielten uns mit ein paar Frauen. Sie hatten allesamt krasse Geschichten zu erzählen, die uns noch mehr bewusst machten, wie viel Glück wir selbst haben in Deutschland und in diesem Wohlstand leben zu dürfen. Eine der Frauen besuchten wir anschließend bei ihr zuhause. Am Abend trafen wir Marlen, sie wohnt auch in dem armen Viertel und hatte Flo in dem Projekt kennengelernt. Sie und ihre Mutter luden uns direkt ein bei ihnen zu übernachten, schenkten uns 2 vollgefüllte Tüten mit Limetten und Granatäpfeln aus dem eigenen Garten und ließen uns ihre Dusche benutzen: in dem kleinen Bad, das aus einer Toilette und einem Abfluss im Boden besteht, steht ein Eimer mit Wasser. Mit einem Tauchsieder erhitzt man das Wasser und kippt es sich anschließend mit einem alten Joghurtbecher über den Kopf. Funktioniert erstaunlich gut!!! Als kleine Revanche luden wir die beiden am Abend auf leckere Tacos im Dorf ein.

Marlen war auch die Kontaktperson, die uns unsere neue Reisebegleiterin vermittelt hat: Lisa, die kleine Pitbull-Dame, geboren am 20.10.2015. Sie holten wir am nächsten Morgen ab, gingen direkt zu einem Tierarzt und verbrachten den restlichen Tag damit die Kleine kennenzulernen und ihr ihr neues Zuhause zu zeigen. An diesem Tag wurden wir das erste Mal auf unserer Reise von einem Polizisten rausgewunken: Flo war über Gelb gefahren, was man in diesem Bundesstaat in Mexiko wohl nicht darf. Nach etwas Diskussion, dem Angebot anstatt der 500 Peso (ca 30 €) dem Polizisten selbst gebrautes Bier oder Vodka zu geben, konnte Flo mit seinem Charme den Polizisten überzeugen uns einfach so gehen zu lassen. 

Von Guadalajara ging es weiter zum Strand bei Puerto Vallarta. Wir gönnten uns einen Tag Meer und Sonne, ließen Lisa am Strand spazieren und machten sie zum Star für alle Mädchen! (Ohne Helen wäre Flo mit der süßen Lisa auf dem Arm die quietschenden Amerikanerinnen wahrscheinlich nie wieder losgeworden.) Etwas weiter südlich, in Boca de Tomatlán nahmen wir ein Wassertaxi nach Yelapa, ein kleines Dorf, zu dem man nur mit einem Boot oder durch den Djungel kommt, da es keine Straße gibt. Wir spazierten eine gute Stunde auf einem Trampelpfad durch den Wald und kamen zu einem Wasserfall, sprangen direkt in das angenehm kühle Wasser und zelteten in der Nähe. Auch Lisa wanderte tapfer mit uns mit, und bewies sich als wahre Kletter-Liesl. 

An Helens Geburtstag fuhren wir dann weiter nach Mayto, einem wunderschönen Strand mit einem Schildkrötencamp. Dort konnten wir auch direkt helfen, die geschlüpften Schildkrötenbabys aus ihren Nestern zu holen und ins Meer zu entlassen. Anschließend machten wir uns ein super leckeres Geburtstagsessen und genossen den restlichen Abend. Am nächsten Tag nahm Farril, der im Schildkrötencamp arbeitet, uns mit auf die Patrouille: wir fuhren mit seinem Quad den 12 km langen Strand entlang und suchten nach Schildkrötennestern, um sie auszugraben, die Eier zu zählen und im geschützten Gelände des Camps wieder einzugraben. Wir fanden tatsächlich 5 Nester mit jeweils knapp 100 Eiern, sahen eine Schildkröte auf der Suche nach einem Platz zum Eierlegen und einen Mexikaner, der am Strand saß und wohl gerne ein Nest geräubert hätte…aber wir waren schneller! =)

In Mayto fühlten wir uns so wohl, dass aus einem fünf Tage wurden: wir backten Plätzchen, genossen Sonne & Strand, schnorchelten, machten Strandspaziergänge, ließen uns von den gigantischen Wellen über den Sand schleudern, machten Musik mit neu gewonnenen Freunden am Strand, aßen frisch gefangenen Fisch mit einem Hippie-Ami-Pärchen, besuchten Freunde von Flo im Dorf. Dort wurden wir wieder reich beschenkt. Diesmal mit einem Eimer voll Maracujas und weiteren exotischen Früchten und Kräutern, deren Namen wir schon wieder vergessen haben.

Obwohl wir noch viel länger hätten bleiben können, brachen wir auf Richtung Acapulco, damit wir es rechtzeitig zu Weihnachten nach Cancun schaffen, wo wir Janek und Torgit treffen, die von dort ein Stück mit uns mitreisen. Die 3 Stunden Fahrt von Mayto bis zur Hauptstraße konnten wir nur mit einem Durchschnittstempo von ca. 15 km/h fahren, da die Straße zum Großteil aus Schlaglöchern, kleinen Flüssen/Seen, Furchen, Geröll und Kurven bestand. Wieder einmal waren wir froh über die Luftdruck-Stoßdämpfer, die wir Alfonso in den USA noch eingebaut hatten.

Wir fuhren weiter bis nach Colima, wo wir an der Laguna de Maria am Fuße eines noch aktiven Vulkans den Nachmittag verbringen wollten. Das Wetter war dort angenehm kühl und Flo konnte direkt ins Wasser hüpfen. Witzigerweise trafen wir dort nochmals zufällig Rodrigo und Freunde von ihm, in deren Ferienhaus wir den restlichen Tag verbrachten und auch dort übernachteten. Heute Abend treffen wir dann noch einen Freund von Helen, den sie in Spanien kennengelernt hatte.

Mittwoch, 25. November 2015

Eintritt in eine neue Welt: Viva Mexiko!


Bisher gefahrene Kilometer: 10.000

Gerade sitzen wir  bei über 30 Grad und einem Glas selbst gebrautem Bier unter Alfonsos Sonnensegel an einem traumhaften Strand in La Paz, Mexiko. Seit dem letzten Blogeintrag ist etwas Zeit vergangen und wir haben Amiland inzwischen verlassen.

Generell haben wir festgestellt, dass die Amerikaner generell total offen und freundlich sind. Wir mussten beide unsere Vorurteile ziemlich überarbeiten. Die Leute hier sind wirklich total nett und man wird, egal wo man ist, in einen Small Talk verwickelt.  

Bevor wir ins fabulöse Las Vegas fuhren besuchten wir noch den berühmtesten der Nationalparks. Unsere hohen Erwartungen vom  Grand Canyon wurden nicht enttäuscht. Ein gigantischer, kilometerbreiter Canyon in den verschiedensten Rottönen mit tausenden von kleinen Canyons innerhalb des Hauptcanyons. Echt beeindruckend!

In Las Vegas wohnten wir für eine Woche bei Teresa, eine Freundin von Flo, die in einer umzäunten Apartmentanlage mit kleinem Schwimmbad, Whirlpool und Fitnessstudio wohnt, die wir auch fleißig nutzten. Ihr Freund ist Koch und versorgte uns mit exquisitem Essen, sodass wir uns wie in einem 5-Sternehotel fühlten.

Direkt am ersten Abend machten wir eine Nachtwanderung zu Lake Mead, dem Stausee des Hoover Dams, mit Freunden von Teresa. Der Weg führte erst durch Wüste und anschließend durch kleine Schluchten, wobei wir teilweise durch knapp hüfthohes, warmes Wasser heißer Quellen waten mussten. Angekommen am See schlugen wir unsere Zelte auf und saßen noch lange am Lagerfeuer unter einem gigantischen Sternenhimmel.
Am nächsten Abend, Halloween,  zogen wir mit derselben Truppe in die Innenstadt, wo sich tausende von verkleideten Menschen tummelten. Auch wir wurden von Teresa als Römer und Römerin eingekleidet.
Im sogenannten "Strip", das Casinoviertel Las Vegas', fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Überall blinkt und leuchtet es, laute Musik wird gespielt und man kommt aus dem Staunen gar nicht raus, so aufwändig sind die Casinos arrangiert. Natürlich schauten wir uns diese auch von Innen an und versuchten unser Glück an den Spielautomaten und einem Roulettetisch. Tatsächlich machten wir ein Plus von 35 Dollar! Das Beste ist jedoch, dass man kostenlos Bier und leckere Cocktails bekommt, auch wenn man nur an 1-Cent-Einarmbanditen spielt.

Von Las Vegas ging es weiter nach L.A., wo wir uns direkt mit Rodrigo trafen, der mit Flo den Wald-Trip in Kanada machte und inzwischen hier einen Job gefunden hat. Wir cruisten durch Hollywood Hills und fanden einen Schlafplatz neben einer Luxusvilla mit Blick über die ganze Stadt. Am folgenden Tag fuhren wir durch die Straßen von Beverly Hills und bestaunten die Villen entlang der Palmenalleen.
Natürlich ließen wir uns auch nicht das Hollywood-Schild, den 'Walk of Fame' und die berühmten Strände Malibu, Huntington und Venice Beach entgehen.

Als wir morgens nach San Diego aufbrechen wollten, klopfte es am Fenster und ein Mexikaner, der in dem Haus wohnte vor dem wir parkten, lud uns zum Frühstück zu sich ein. Er tischte uns tatsächlich ein typisch mexikanisches Frühstück mit allem drum und dran an. Mexiko wir kommen!

Die Fahrt über die streng bewachte Grenze nach Mexiko gestaltete sich als überraschend einfach. Ein Zollbeamter schaute sich nur kurz in Alfonso um und die Besorgung der Importbescheinigung und unseres Touristenvisums nahm auch nicht viel Zeit in Anspruch. Wir hoffen nur, dass wir alles richtig gemacht haben, denn Ein- und Ausreisestempeln muss man selbst hinterher rennen.
 Kaum über die Grenze, fühlt man sich in den von Straßenverkäufern und Menschen gefüllten Straßen Tijuanas bereits wie im Herzen Mexikos. Der meterhohe Sicherheitszaun trennt zwei völlig unterschiedliche Welten. Wir verbrachten den Tag mit einem gemütlichen Stadtbummel, genossen den Latino-Flair und aßen leckere Tacos. 

Die folgende Woche fuhren wir die 1400 km lange Strecke (etwa 24 Stunden reine Fahrtzeit) der Halbinsel Baja California Richtung Süden. Die meiste Zeit ging es durch Wüstenlandschaften mit den typischen, meterhohen Kakteen, wie man sie als Kind gemalt hat. Immer wieder wenn die Straße in der Nähe der Küste verlief, machten wir einen Abstecher zu wunderschönen, abgelegenen Stränden. An einem blieben wir für zwei Tage und starteten von dort eine Küstenwanderung, bei der wir an einem Strand zelteten. Dort wurden wir nach kurzer Zeit von einem Mexikaner angesprochen, ob wir Interesse an einem kleinen Ausritt mit seinen Pferden haben. Nachdem Flo den Preis für 1 Stunde auf 3€ pro Person gehandelt hat, stimmten wir zu und machten am nächsten Tag einen kleinen Ausritt durch die Prärie.

Darauf machten wir uns auf den Weg nach La Paz. Am ersten Abend spazierten wir etwas die Uferpromenade entlang und machten uns anschließend super leckeres Hähnchen zum Abendessen. Den Tag darauf verbrachten wir in der Stadt und versuchten Tickets für die Fähre auf das Festland zu bekommen, wurden jedoch direkt zum Hafen geschickt um sie dort zu kaufen. Dort trafen wir einen 65 jährigen Australier, der uns fragte ob wir während der Überfahrt sein Fahrrad in Alfonso transportieren können, damit er nicht extra dafür zahlen muss. Da wir keinen Platz mehr auf der Fähre an diesem Abend bekamen kauften wir Tickets für den nächsten Tag und fuhren zu einem wunderschönen Strand. Der Strand war definitiv der schönste den wir bisher gesehen haben!! Türkis bis tiefblaues Wasser, strahlendweißer Sand und vor allem: wenn man über ein paar Felsen klettert, kaum Menschen.
Wir verbrachten also den Abend und den nächsten Tag mit dem Australier und seinem gleichaltrigen amerikanischen Freund und und fuhren anschließend mit der Fähre Richtung mexikanisches Festland.








Dienstag, 27. Oktober 2015

Nationalpark Marathon



--- Bilder folgen sobald wir besseres Internet haben ---

(bisher gefahrene Kilometer: 5500)
wo waren wir stehengeblieben…

Marmelade & Apfelmus... Inzwischen sind fast alle Gläser aufgegessen und wir haben zudem viele spannende Dinge erlebt. 
Zuerst ging es in den Redwoods Nationalpark. Nach einer beeindruckenden Fahrt vorbei an den Giganten kamen wir zu den "Trees of Mistery" dort konnte man für 15 $ pP einen Erlebnispfad begehen. Als wir reinspazierten war die Kasse blöderweise nicht besetzt, so dass wir einfach keine Gelegenheit hatten zu bezahlen ;-) Unter anderem gab es dort einen Baum zu sehen, wo aus einer Wurzel 9 riesen Bäume in einem Halbkreis wachsen (Cathetral Tree) oder den "Family Baum", bei dem auf den Ästen des Mutterbaums viele weitere Bäume wachsen. Anschließend wanderten wir noch ein bisschen auf eigene Faust durch die Wälder und fühlten uns immer kleiner zwischen diesen bombastischen Bäumen. 

Weiter ging es auf dem kurvigen Highway 1 mit toller Aussicht, die Küste entlang Richtung San Francisco. Die Nacht verbrachten wir auf einem Felsvorsprung unter Sternenhimmel mit Meeresrauschen.
Über die Golden Gate Bridge kamen wir also in die Stadt (dank Rush Hour sparten wir uns die 6,50$ Überfahrt Gebühr) und unser Navi leitete uns direkt die typisch steilen Straßen rauf und wieder runter. Da waren wir dann doch froh über den 8 Zylinder starken Motor! 

San Francisco hat uns beiden richtig gut gefallen, obwohl der erste Abend ein kleiner Schock war: wir haben noch nie so viele von Drogen kaputte Menschen auf einem Fleck gesehen!  Das war jedoch nur in einem Viertel. Auf der anderen Seite gibt es wunderschöne Villen, unglaublich viele teure Autos und viele schöne Fleckchen. Am ersten Abend trafen wir uns mit Andrés, einem Kolumbianer den Flo in Portland kennengelernt hatte, kochten gemeinsam leckeres kolumbianisches Abendessen und nächtigten die kommenden Tage auf einem Strandparkplatz mit Blick auf die Golden Gate Bridge. Die Tage in San Fran in Kurzfassung: Stadtbummel, steile Straßen, Golden Gate Bridge bei Wein & Sonnenuntergang, Frühsport im Park, Duschen im Hostel, Wäsche waschen, Pumpkin - Bier und Cider brauen, Halloween Kürbis schnitzen.

Dann ging es los auf unseren Nationalpark Marathon: Yosemite, Death Valley, Zion Canyon, Bryce Canyon, Capitol Reef, Arches, Canyonlands…und der Grand Canyon steht noch auf unserer Liste.

Yosemite: leider regnete es fast den ganzen Tag, was jedoch auch unser Glück war, da so der berühmte Wasserfall nach über 1 Monat erstmals wieder Wasser führte. Auf dem Weg durch den Park roch es schon zu Beginn leicht nach Rauch, und tatsächlich fuhren wir an einem kleinen Waldbrand vorbei. Generell sahen wir viele verbrannte Wälder. Auf ca. 3300 m Höhe kamen wir an einem wunderschönen (und eiskalten) Bergsee vorbei und konnten nicht widerstehen trotz strömenden Regens reinzuspringen. Ja auch Helen!!! Zuerst sogar! Die Nacht verbrachten wir kurz hinter dem Ausgang auf einem, eigentlich zu dieser Jahreszeit geschlossenen Campingparkplatz. Am nächsten Morgen wussten wir auch den Grund dafür: eine etwa 15 cm hohe Schneedecke bedeckte Alfonso und die Landschaft und es schneite noch immer dicke Flocken. Da wurde uns dann doch etwas bange, wir machten uns also noch vor dem Frühstück mit unseren leicht abgefahrenen Sommerreifen schleunigst auf den Weg ins Tal. Mit etwas Glück und Gerutsche klappte das auch ganz gut. Gegen Nachmittag kamen wir ins 32 Grad heiße Death Valley.

Death Valley: hat eine atemberaubende Landschaft. Von Sanddünen über bunte Felsen, Sandstein Wüste und endlose Steppe. Und nicht zu vergessen: einen Golfplatz (die spinnen, die Amis). Wir übernachteten mitten im Death Valley und konnten ein am Horizont ein gewaltiges Gewitter beobachten. Es blitzte im Sekundentakt und auch schon tagsüber konnte man die Regengüsse in der Ferne sehen. Wir bekamen jedoch keinen Tropfen ab. Am nächsten Tag sahen wir die Auswirkungen des Sturmes: fast alle Straßen rund um den Nationalpark, und teilweise auch im Park, waren wegen Überschwemmung geschlossen. Wir hatten Glück, denn unsere in Richtung Las Vegas war offen, jedoch teilweise so kaputt, dass ganze Straßenteile fehlten und der Regen am Rand der Straße bis zu 2 Meter tiefe Graben geschaffen hatte. Anscheinend war es das größte Unwetter seit 20 Jahren. 

Auf dem Weg zu unserem nächsten NP verbrachten wir ein paar Nächte in St. George, eine recht große Stadt in Utah. Dort fanden wir einen Mechaniker, der Alfonsos abgenutzte Stoßdämpfer durch "Air Shocks" ersetzte. Nun können wir ihn mit Luftdruck nach Bedarf höher und tiefer legen. Südamerika kann kommen! Außerdem entdeckten wir noch einen All-you-can-eat Pizza & Pasta Laden für 6$. Da konnten wir natürlich nicht widerstehen.

Zion: ein Nationalpark entlang eines Flusses, der die gigantische Landschaft geschaffen hat, umgeben von riesig hohen Felswänden in den verschiedensten Rottönen und abgefahrensten Formen. Wir machten mehrere kleine Wanderungen, und kamen aus dem Staunen kaum raus. Doch Bilder sagen mehr als 1000 Worte… auf einer der Wanderungen trafen wir eine total nette britische Familie mit 2 kleinen quirligen Jungs. Witzigerweise trafen wir sie seitdem weitere 4 Male in anderen Nationalparks.

Bryce: wieder total beeindruckend!! Der Bryce NP besteht aus unendlich vielen "Hoodoos": bunte Steintürme die hauptsächlich durch die extreme Witterung dort entstehen. Hier schauten wir uns den Sonnenaufgang vom "Sunrise Point" an, machten kleine und größere Wanderungen, so dass Helen an ihre Grenzen kam, stärkten uns mit Peanut Butter und Krautsalat. Am nächsten Morgen ging es auf dem Highway 12 weiter Richtung Arches NP.

Übrigens: Amerikanische Straßen sind wirklich so wie man sie sich vorstellt. Wir sind teilweise 50km ohne eine einzige Kurve gefahren. In Utah ist die Landschaft jedoch so krass und abwechslungsreich, dass die stundenlange Fahrt wie im Flug vergeht. Vor allem der Highway 12 ist atemberaubend! Hinter jeder Kurve breitet sich eine komplett unterschiedliche Landschaft aus und man wird jedes Mal aufs Neue überrascht, was noch alles kommen kann. 

Capitol Reef: war eigentlich kein geplanter Halt, doch der Highway führt direkt durch den Park. Wir machten also einen Stopp und schoben eine wunderschöne 6 km Wanderung mit wieder einmal gigantischer Aussicht ein. So ging es erst am Tag darauf zu den Arches.

Arches: auch hier verbrachten wir einen wunderschönen Tag in toller Landschaft. Seinen Namen verdankt der Park den über 2000 Felsbögen die im Laufe der Jahrtausende aus den roten Felswänden entstanden sind und sich auch jetzt noch verändern.  Wir wanderten vorbei an dem größten Arch (Landscape Arch) zu dem "Double O Arch". Der Weg dorthin war teils sehr steil, schwindelerregend, über Sand und Felsen, mit toller Aussicht und wir meisterten ihn barfuß. Gegen Abend fuhren wir durch die nächste Stadt und füllten unsere Vorräte auf. 6 Gläser Peanut Butter (im Sonderangebot) sollten uns eine Weile reichen.

Canyonlands: war auch ein ungeplanter Halt. Da wir aber im Reiseführer gelesen haben, dass das der beeindruckendste Nationalpark in Utah sein soll, machten wir den kleinen Umweg und verbrachten einen Tag im Canyonland Nationalpark. Wieder machten wir ein paar kleinere Wanderungen, bestaunten die außergewöhnliche Landschaft, sind uns jedoch einig, dass es für uns nicht der beeindruckendste NP war…vielleicht sind wir inzwischen aber auch einfach schon ziemlich abgestumpft, da die Natur hier überall wirklich unglaublich ist!!! Wir hatten einen schönen Tag und fuhren gegen Nachmittag weiter in Richtung Monument Valley, wo wohl die typische Westernfilm-Landschaft sein soll. Auf dem Weg fanden wir noch einen (leider sehr schlammigen) See in dem wir badeten. An einem Teil der Strecke mussten wir traurig feststellen, dass in einem Bereich von etwa 15 Meilen insgesamt 9 totgefahrene Rehe am Straßenrand liegen.Wir hatten selbst viel Glück, dass uns keins vors Auto gerannt ist. Generell stehen hier immer wieder Rehe, Kühe oder auch mal Pferde auf dem Highway.

Wie schon gesagt, wollten wir heute ins Monument Valley. Leider ist etwa 2 Meilen davor in einer Baustelle ein kleiner Hyundai auf Alfonso draufgefahren. Der Fahrer war total nett und hat sofort eingesehen, dass es seine Schuld war, allerdings mussten wir knapp 2 Stunden auf die Polizei warten, da es in den umliegenden Orten keine US-Polizisten gab sondern nur "Indianer-Polizei"…und bei denen gelten wohl andere Gesetze ;-) Es lief alles ganz glatt, Alfonso hat, dank Ersatzrad an der Hintertür & Anhängerkupplung, nur einen kleinen Schaden genommen, trotzdem wohl ein Totalschaden, der Gott sei Dank aber nicht die Sicherheit beeinträchtigt…der Hyundai dagegen sah ziemlich mitgenommen aus. Nun hoffen wir, dass ein Mechaniker unser Auto noch recht hoch schätzen wird, damit wir von der Versicherung genug Geld bekommen um davon ein Eis essen zu gehen, einen Satz neue Reifen kaufen, oder auch nach Hawaii fliegen können. Mal schauen, was wir raushauen können :-)

Monument Valley fiel also aus, wir besuchen dagegen morgen ein paar Mechaniker um Alfonsos Wert zu schätzen. Danach geht’s dann zum Grand Canyon…und zu Halloween sind wir dann wenn alles klappt in Las Vegas.