Montag, 7. Dezember 2015

Von Kokosnüssen, Schildkröten, Granatäpfeln und Tequila



bisher gefahrene Kilometer:  11600

Die Fähre brachte uns nach Topolobampo, von wo wir weiter nach Los Mochis düsten und uns am Bahnhof von dem Australier verabschiedeten. Die nächsten Tage ging es an der Küste entlang südwärts. Wir stoppten immer wieder mal um uns im Meer abzukühlen oder Kokosnüsse zu suchen. Ansonsten ging es vorbei an ewig langen Kokosnuss Plantagen, Scampi- und Austernzucht Anlagen. Das Wetter ist inzwischen super warm und an der Küste vor allem sehr schwül.

Auf dem Weg nach Guadalajara legten wir einen Zwischenstopp in Tequila ein, kauften uns Sombreros und probierten ein paar mexikanische Spezialitäten. Abends fuhren wir zu Flos alter Wohnung in Guadalajara und konnten, obwohl keiner seiner damaligen Mitbewohner mehr dort war, Wäsche waschen, duschen, die Toilette benutzen, unseren Wassertank auffüllen und Wifi nutzen – alles was das Herz begehrt. So parkten wir auch vor dem Haus und verbrachten dort die nächsten Nächte.

Wir bummelten durch die Innenstadt und die Markthalle San Juan de Dios (ein riesiger Indoor-Markt, mit hunderten von kleinen Ständen, bei denen man alles bekommt, von Schuhen, Taschen, Decken über Fisch & Fleisch, Obst und natürlich mexikanisches Fast Food.)
Besonders gefielen uns die großen Plätze, auf denen die Mexikaner irgendetwas schnäbern und einfach nur da sitzen. Wir taten es ihnen mit leckeren Bananenchips gleich und beobachteten die Menschen.

Außerdem besuchten wir das Projekt in dem Flo vor 3 Jahren gearbeitet hatte und trafen uns mit dem Padre, dem Pfarrer und Leiter des "templo". Neben dem üblichen Gottestdienst gibt es dort viele Anlaufstellen für die ärmliche Bevölkerung aus der Gegend für wenig oder gar kein Geld: Computerkurse, Musikunterricht, Bäckerei, Näherei und seit neuestem auch einen Zahnarzt.
 In unserer Wartezeit auf den Padre (4 ½ Stunden ;-) ) bastelten wir weiter an Alfonso und unterhielten uns mit ein paar Frauen. Sie hatten allesamt krasse Geschichten zu erzählen, die uns noch mehr bewusst machten, wie viel Glück wir selbst haben in Deutschland und in diesem Wohlstand leben zu dürfen. Eine der Frauen besuchten wir anschließend bei ihr zuhause. Am Abend trafen wir Marlen, sie wohnt auch in dem armen Viertel und hatte Flo in dem Projekt kennengelernt. Sie und ihre Mutter luden uns direkt ein bei ihnen zu übernachten, schenkten uns 2 vollgefüllte Tüten mit Limetten und Granatäpfeln aus dem eigenen Garten und ließen uns ihre Dusche benutzen: in dem kleinen Bad, das aus einer Toilette und einem Abfluss im Boden besteht, steht ein Eimer mit Wasser. Mit einem Tauchsieder erhitzt man das Wasser und kippt es sich anschließend mit einem alten Joghurtbecher über den Kopf. Funktioniert erstaunlich gut!!! Als kleine Revanche luden wir die beiden am Abend auf leckere Tacos im Dorf ein.

Marlen war auch die Kontaktperson, die uns unsere neue Reisebegleiterin vermittelt hat: Lisa, die kleine Pitbull-Dame, geboren am 20.10.2015. Sie holten wir am nächsten Morgen ab, gingen direkt zu einem Tierarzt und verbrachten den restlichen Tag damit die Kleine kennenzulernen und ihr ihr neues Zuhause zu zeigen. An diesem Tag wurden wir das erste Mal auf unserer Reise von einem Polizisten rausgewunken: Flo war über Gelb gefahren, was man in diesem Bundesstaat in Mexiko wohl nicht darf. Nach etwas Diskussion, dem Angebot anstatt der 500 Peso (ca 30 €) dem Polizisten selbst gebrautes Bier oder Vodka zu geben, konnte Flo mit seinem Charme den Polizisten überzeugen uns einfach so gehen zu lassen. 

Von Guadalajara ging es weiter zum Strand bei Puerto Vallarta. Wir gönnten uns einen Tag Meer und Sonne, ließen Lisa am Strand spazieren und machten sie zum Star für alle Mädchen! (Ohne Helen wäre Flo mit der süßen Lisa auf dem Arm die quietschenden Amerikanerinnen wahrscheinlich nie wieder losgeworden.) Etwas weiter südlich, in Boca de Tomatlán nahmen wir ein Wassertaxi nach Yelapa, ein kleines Dorf, zu dem man nur mit einem Boot oder durch den Djungel kommt, da es keine Straße gibt. Wir spazierten eine gute Stunde auf einem Trampelpfad durch den Wald und kamen zu einem Wasserfall, sprangen direkt in das angenehm kühle Wasser und zelteten in der Nähe. Auch Lisa wanderte tapfer mit uns mit, und bewies sich als wahre Kletter-Liesl. 

An Helens Geburtstag fuhren wir dann weiter nach Mayto, einem wunderschönen Strand mit einem Schildkrötencamp. Dort konnten wir auch direkt helfen, die geschlüpften Schildkrötenbabys aus ihren Nestern zu holen und ins Meer zu entlassen. Anschließend machten wir uns ein super leckeres Geburtstagsessen und genossen den restlichen Abend. Am nächsten Tag nahm Farril, der im Schildkrötencamp arbeitet, uns mit auf die Patrouille: wir fuhren mit seinem Quad den 12 km langen Strand entlang und suchten nach Schildkrötennestern, um sie auszugraben, die Eier zu zählen und im geschützten Gelände des Camps wieder einzugraben. Wir fanden tatsächlich 5 Nester mit jeweils knapp 100 Eiern, sahen eine Schildkröte auf der Suche nach einem Platz zum Eierlegen und einen Mexikaner, der am Strand saß und wohl gerne ein Nest geräubert hätte…aber wir waren schneller! =)

In Mayto fühlten wir uns so wohl, dass aus einem fünf Tage wurden: wir backten Plätzchen, genossen Sonne & Strand, schnorchelten, machten Strandspaziergänge, ließen uns von den gigantischen Wellen über den Sand schleudern, machten Musik mit neu gewonnenen Freunden am Strand, aßen frisch gefangenen Fisch mit einem Hippie-Ami-Pärchen, besuchten Freunde von Flo im Dorf. Dort wurden wir wieder reich beschenkt. Diesmal mit einem Eimer voll Maracujas und weiteren exotischen Früchten und Kräutern, deren Namen wir schon wieder vergessen haben.

Obwohl wir noch viel länger hätten bleiben können, brachen wir auf Richtung Acapulco, damit wir es rechtzeitig zu Weihnachten nach Cancun schaffen, wo wir Janek und Torgit treffen, die von dort ein Stück mit uns mitreisen. Die 3 Stunden Fahrt von Mayto bis zur Hauptstraße konnten wir nur mit einem Durchschnittstempo von ca. 15 km/h fahren, da die Straße zum Großteil aus Schlaglöchern, kleinen Flüssen/Seen, Furchen, Geröll und Kurven bestand. Wieder einmal waren wir froh über die Luftdruck-Stoßdämpfer, die wir Alfonso in den USA noch eingebaut hatten.

Wir fuhren weiter bis nach Colima, wo wir an der Laguna de Maria am Fuße eines noch aktiven Vulkans den Nachmittag verbringen wollten. Das Wetter war dort angenehm kühl und Flo konnte direkt ins Wasser hüpfen. Witzigerweise trafen wir dort nochmals zufällig Rodrigo und Freunde von ihm, in deren Ferienhaus wir den restlichen Tag verbrachten und auch dort übernachteten. Heute Abend treffen wir dann noch einen Freund von Helen, den sie in Spanien kennengelernt hatte.

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